Eingang Wahllokal Kötschach-Mauthen
ORF/Lisa Natmessnig
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Politik

Wahl 21: „Absolute“ in Villach

Zehntausende Wähler bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl haben diesmal die Briefwahl genutzt, daher werden die Städte erst am Montag Endergebnisse liefern können. In Villach hält die SPÖ die „Absolute“, in Klagenfurt kommt es zur Stichwahl zwischen SPÖ und Team Kärnten.

465.256 Personen, davon 34.408 EU-Bürger, die in Kärnten ihren Hauptwohnsitz haben, waren bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl wahlberechtigt. So viele Briefwahlstimmen wie bei dieser Wahl gab es in Kärnten noch nie, das ist vor allem der Pandemie geschuldet. Viele nutzten auch die Vorwahltage. Aufgrund der Menge der Wahlkarten von mehr als 105.000 werden die meisten endgültigen Städteergebnisse erst am Montag verfügbar sein – mehr dazu Wahlgrafik aktuellste Ergebnisse.

„Absolute“ in Villach, Stichwahl in Klagenfurt

In Villach behält die SPÖ die „Absolute“, Bürgermeister Günther Albel wurde im Amt bestätigt. Rund ein Drittel der Stimmen waren am Sonntag noch nicht ausgezählt, es fehlten die Wahlkarten. Sie könnten aber für die SPÖ nicht mehr viel ändern. Für eine Überraschung sorgte die Verantwortung Erde, die von vier auf elf Prozent sprang.

  • Günther Albel (SPÖ): 58,9 Prozent
  • Erwin Baumann (FPÖ): 17,8
  • Katharina Spanring (ÖVP): 12,2
  • Gerald Dobernig (Verantwortung Erde) von vier auf elf Prozent.

In einer ersten Reaktion sagte Günther Albl, man habe zwei Ziele gehabt, die „Absolute“ zu verteidigen und im ersten Wahldurchgang den Bürgermeistersessel zu behalten – mehr dazu in Villach bleibt rote Hochburg.

Scheider überholt Mathiaschitz

In Klagenfurt kommt es zu einer Stichwahl zwischen der amtierenden Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) und Christian Scheider (Team Kärnten). Scheider verließ ja die FPÖ in Richtung Team Kärnten, er war vor Mathiaschitz Klagenfurter Bürgermeister. Derzeit sieht es ohne Wahlkarten nach einer Mehrheit für die SPÖ aus (31 Prozent), das Team Kärnten steht bei 24 Prozent, die FPÖ bei elf, ÖVP bei 14 und die Grünen bei acht Prozent. Mathiaschitz sagte, die Umfragen hätten schon auf eine Stichwahl hingewiesen, sie freue sich darauf.

Die SPÖ erreichte (ohne Wahlkarten) 30,59 Prozent, das Team Kärnten 26,64 Prozent. Die weiteren Ergebnisse: ÖVP 14,58 Prozent, FPÖ 11,27 Prozent, Grüne 8,72, NEOS 5,83, ALLE 1,15, KPÖ 1,48. Sonstige Parteien bekamen zusammen nur 2,1 Prozent.

Mathiaschitz bekam 32,14, Scheider 33,27, er überholte damit die amtierende Bürgermeisterin. Wolfgang Germ (FPÖ) erreichte 11,02 Prozent, Markus Geiger (ÖVP) 10,58 Prozent, Frank Frey (Grüne) 6,21 Prozent, Janos Juvan (NEOS) 4,23 Prozent – mehr dazu in Stichwahl: Scheider vor Bürgermeisterin.

Weitere Bezirksstädte

In St. Veit behält die SPÖ die absolute Mehrheit – mehr dazu in SPÖ behält Vormacht in St. Veit. In Hermagor wird es zu einer Stichwahl kommen – mehr dazu in Kopf-an-Kopf-Rennen in Hermagor. In Wolfsberg konnte die SPÖ ihre absolute Mehrheit ausbauen – mehr dazu in SPÖ behält „Absolute“ in Wolfsberg. Auch die 3.300 ausstehenden Wahlkarten können hier nicht mehr an der „Absoluten“ rütteln.

Reporter in allen Bezirksstädten

Auch in Völkermarkt gewinnt der SPÖ-Kandidat mit einem Plus – mehr dazu in Völkermarkt bleibt in SPÖ-Hand. Feldkirchen ist die einzige Bezirksstadt mit einem ÖVP-Bürgermeister. Martin Treffner konnte im ersten Wahlkampf den Bürgermeistersessel verteidigen, bei der Gemeinderatswahl überholte die ÖVP die SPÖ, bisher stärkste Kraft – mehr dazu in Feldkirchen behält ÖVP-Bürgermeister. In Spittal wird es eine Stichwahl zwischen dem amtierenden SPÖ-Bürgermeister Gerhard Piere und seinem Vorgänger und Herausforderer Gerhard Köfer (Team Kärnten) – mehr dazu in Spittaler Stichwahl „Gerhard vs. Gerhard“.

Die Außenreporter
ORF
Bernhard Bieche im ORF-Theater mit den Redakteurinnen und Redakteuren aus den Bezirksstädten

Zehn Gemeinden mit nur einem Kandidaten

Entgegen ersten Meldungen erreichte kein Bürgermeister ein Ergebnis von 100 Prozent. Martin Lackner von der „Heiligenbluter Liste“ in Heiligenblut kam auf 92,9 Prozent, Franz Richau mit seiner der ÖVP zuzurechnenden „Bürgergemeinschaft Kärnten“ in Rosegg auf 82,8 Prozent. Insgesamt gab es in zehn Gemeinden nur einen Kandidaten.

In der Gemeinde Weißensee wird es in zwei Wochen eine Stichwahl geben. Bei den Gemeinderatswahlen blieb die Kommune Lesachtal fest in ÖVP-Hand, verlor aber ein paar Stimmen, während die SPÖ zweistellig zulegte. In Winklern wiederum verlor die ÖVP zweistellig an die Freiheitlichen, während die SPÖ ihre relative Mehrheit halten konnte.

In St. Georgen im Lavanttal bleibt Karl Markut von Team St. Georgen (Vormals Team Stronach) Bürgermeister mit 62,03 Prozent. Die Partei erreichte bei den Gemeinderatswahlen 41,06 Prozent.

In Seeboden erreichte die Liste Neues Seeboden – NEOS und Unabhängige beim ersten Antreten 14,58 Prozent und vier Mandate.

Wahlgrafik

Alle Ergebnisse der Wahl werden live in der ORF.at-Wahlgrafik abgebildet.

Ausgewählte Gemeinden

Dass bei Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen die Parteien nicht so im Vordergrund stehen, beweist sich immer wieder. So stürzte ÖVP-Kandidat Herbert Hartlieb in Lendorf im Bezirk Spittal an der Drau um 23,7 Prozent ab, SPÖ-Bürgermeisterin Marika Lagger-Pöllinger legte hingegen um fast 20 Prozent auf 69,3 Prozent zu.

In Kötschach-Mauthen hielt die SPÖ den Bürgermeister: Josef Zoppoth verlor zwar zweistellig, kam aber trotzdem auf mehr als 66 Prozent. Sein ÖVP-Konkurrent Christoph Zebedin legte zweistellig zu und kam auf 33,6 Prozent. In Kirchbach im Gailtal muss FPÖ-Bürgermeister Hermann Jantschgi in die Stichwahl, er verlor mehr als neun Prozent und kam nur auf 39,1 Prozent; sein Konkurrent in zwei Wochen ist SPÖ-Mann Markus Salcher, er kam auf 45,49 Prozent.

Gurk bleibt FPÖ treu

Gurk, wo Langzeitbürgermeister Siegfried Kampl nicht mehr kandidierte, bleibt freiheitlich. Siegfried Wuzella schaffte es mit 56,26 Prozent im ersten Anlauf. In der Gemeinde Weißensee wird es in zwei Wochen eine Stichwahl geben. Bei den Gemeinderatswahlen blieb die Kommune Lesachtal fest in ÖVP-Hand, verlor aber ein paar Stimmen, während die SPÖ zweistellig zulegte. In Winklern wiederum trat die ÖVP gar nicht an. Die SPÖ konnte ihre relative Mehrheit dort halten.

Politologin: Zu wenige Frauen

Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle war den ganzen Abend im Wahlstudio, um die Ergebnisse zu kommentieren. Sie sagte, man wisse, dass Wähler mobiler seien, wenn es neue Kandidaten gebe. Nicht nur in der Pandemie hätten Amtsinhaber einen Amtsbonus. Werde ein neuer Kandidat gewählt, dann oft auch, wenn es ein regionales Thema in der Gemeinde gebe, das die Menschen beschäftige. Zur Wahlbeteiligung sagte sie, meistens sei sie bei Gemeinderatswahlen hoch. Jeder Bürger habe das Gefühl, seine Stimme zähle sehr stark.

Analyse von Politikwissenschafterin Stainer-Hämmerle

Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle analysiert die Wahlgeschehnisse in den Bezirksstädten.

Derzeit sei nur jedes fünfte Mandat von einer Frau besetzt, es gebe noch einiges aufzuholen, so Stainer-Hämmerle. Die Parteien sollten Frauen überzeugen, sich in der Politik zu engagieren, denn gerade in Abwanderungsgemeinden seien sie die Säulen der Gesellschaft. Wenn Frauen Familie haben, zögern sie oft, auch traditionelle Geschlechterrollen auf dem Land hindern viele, sich der Öffentlichkeit zu stellen – mehr dazu in Wenige Frauen an der Macht.