Lagger-Pöllinger ist eine der wenigen weiblichen Bürgermeisterinnen in Kärnten. Fest steht, dass sie ein Mandant in Lendorf dazugewinnen und den Bürgermeister-Sessel verteidigen konnte.

Als Frau müsse man sich am Land in der Position erst den Respekt erarbeiten, den man sich als Frau verdient, hieß es von Lagger-Pöllinger in einem Interview vor der Wahl. „Ist das 2021 nicht ein Armutszeugnis?“ so die Frage von ORF-Kärnten Redakteur Bernd Radler in einem Interview nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. „Es wird besser, hat aber noch Luft nach oben“, so Marika Lagger-Pöllinger. „Ich hoffe, dass noch die eine oder andere Bürgermeisterin dazukommen wird, freue mich aber sehr, dass meine Arbeit der letzten sechs Jahren geschätzt wurde und bedanke mich bei meinem Team und den Wählern für das Vertrauen.“

Das dazugewonnene Mandat in Lendorf werde an eine Frau gehen. Eines der Ziele Marika Lagger-Pöllingers lautet, die Abwanderung aus der Gemeinde zu stoppen, bzw. auch neue Jungfamilien anzusiedeln. Dafür werden derzeit zwei große Wohnprojekte realisiert.
Bürgermeisterin auch in Kappel
Von der Apotheke in das Bürgermeisteramt schaffte es Andrea Feichtinger in Kappel am Krappfeld – nur vier Stimmen waren letztlich ausschlaggebend. Die 31-Jährige ist seit 2015 für die ÖVP im Gemeinderat. Am Tag nach der Wahl stand sie wieder in der Apotheke: „Es erfüllt mich mit Stolz, dass man als Frau die Chance bekommt, etwas zu verändern.“ Mit allen Fraktionen gemeinsam arbeiten nennt Feichtinger als Ziel. Es sei ihr wichtig, dass Parteipolitik hinten anstehe.

Michaela Oberlassnig, die neue SPÖ-Bürgermeisterin von Feld am See, möchte immer für alle da sein. Als erstes möchte sie die zwei fixen Sprechstunden abschaffen: „Diese fixen Zeiten, wo der Bürgermeister zu sprechen ist möchte ich abschaffen, weil ich für die Leute Vollzeit da sein möchte.“ Auf die Frage, ob eine Frau etwas anders machen müsse an der Spitze der Gemeinde als ein Mann, sagte Oberlassnig, nein, jeder müsse sein Bestes geben.
Neue Bürgermeisterinnen
43 Frauen haben bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen für das höchste Amt in einer Gemeinde kandidiert. Sechs Kandidatinnen schafften es im ersten Wahlgang, den Bürgermeisterinnensessel zu verteidigen beziehungsweise zu erobern.
Großer Zuspruch für Sonja Feinig
Sonja Feinig arbeitet seit Jahren erfolgreich als Bürgermeisterin in Feistritz im Rosental. Sie wurde am Sonntag mit überwiegender Mehrheit von 88 Prozent wiedergewählt. Die SPÖ-Bürgermeisterin startet jetzt in ihre vierte Amtsperiode. Nach ihrem schweren Bergunfall vor einem Jahr kämpfte sich Feinig zurück: „Die Bevölkerung ist so hinter mir gestanden, ich kann gar nicht sagen welche Briefe, E-Mail und Telefonate ich bekommen habe. Das war so rührend und hat mir Kraft und Mut gegeben, aus dem Rollstuhl heraus zu kommen.“

„Es braucht mehr Frauen“
In Zukunft ebenfalls von einer Bürgermeisterin regiert wird die Gemeinde Wernberg mit Doris Liposchek. Die Amtsleiterin der SPÖ kam auf fast 66 Prozent der Stimmen. Auch Liposchek hatte im Vorfeld betont: „Es braucht mehr Frauen in Führungspositionen“. Die 53-Jährige will sich für den Ausbau der Volksschulen zu Bildungszentren oder den Lärmschutz entlang der Eisenbahnstrecke, samt Bau einer Unterführung bei Föderlach einsetzen. Außerdem sei sie seit 2003 in alle Entscheidungen in der Gemeinde eingebunden gewesen und habe daher viel Erfahrung, nur halt nicht an vorderster politischer Stelle, so Liposchek.

Weitere Kandidatinnen in Stichwahlen
In Pörtschach bleibt Silvia Häusl-Benz Bürgermeisterin der ÖVP. Auch in Lendorf wurde SPÖ-Bürgermeisterin Marika Lagger-Pöllinger im Amt bestätigt. Es könnten aber noch weitere Bürgermeisterinnen folgen, denn acht schafften es in die Stichwahl. In Klagenfurt, Eisenkappel, St. Andrä, Klein St. Paul, Guttaring, weissensee, Obervellach und Gmünd finden in zwei wochen Stichwahlen mit Bürgermeister- Kandidatinnen statt. Somit käme man in Kärnten auf maximal 14 Bürgermeisterinnen.

In Klagenfurt tritt Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) gegen Christian Scheider vom Team Kärnten an. In Gmünd Heidemarie Penker (SPÖ) gegen Josef Jury (LJJ). In Obervellach Anita Gössnitzer (ÖVP) gegen Arnold Klammer (SPÖ). In der Gemeinde Weißensee Karoline Turnscheck (ÖVP) gegen Paul Ertl (BLW), in Guttaring Gudrun Staubmann-Frizzi (SPÖ) gegen Günther Kernle (GFG) In Klein St. Paul stellt sich Gabriele Dörflinger (SPÖ)der Wahl gegen Siegfried Mario Gaber (GUT). In Eisenkappel Franz Josef Smrtnik (EL) gegen Elisabeth Lobnik (SPÖ) und in St. Andrä: Maria Knauder (SPÖ) gegen Gerald Edler (FPÖ).
„Beschämend wenig“ Mandate für Frauen
Insgesamt gebe es „beschämend wenig“ Bürgermeister-Kandidatinnen und von Frauen besetzte Mandate in Kärnten, sagte Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle in einer Analyse. „Hier gilt es einiges aufzuholen und sofort nach der Wahl Frauen zu überzeugen, sich aufzustellen.“ Frauen seien vor allem in kleinen Gemeinden die „Säulen der Gesellschaft“ und sollten deshalb auch Politik für Frauen machen.
Politologin Stainer-Hämmerle zu unabhängigen und weiblichen Bürgermeistern
„Frauen haben es am Land schwer“
Nach den Gründen gefragt, warum sich so wenige Frauen in Kärnten in politische Belange einmischen würden, sagte die Politologin: „Frauen haben von sich aus das Gefühl, dass der Öffentliche Raum für sie nicht so geeignet ist.“ Hinzu komme – vor allem in ländlichen Bereichen – das Feedback der Bevölkerung, den Druck auszuhalten sei schwer. Hinzu komme aber auch, dass „die Zeiten, wo Politik stattfindet“, nicht besonders Frauen- und Familienfreundlich seien. Dazu gehörten zum Beispiel auch, dass Sitzungszeiten und Diskussionskultur an Frauen angepasst werden müssten.
