Schultasche und Beine eines Schülers
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Chronik

Erziehungshilfe immer gefragter

Die Kinder- und Jugendhilfe betreut mehr als 3.600 Minderjährige in den Familien, um 900 mehr als noch vor drei Jahren. Weitere 1.036 Kinder leben in Einrichtungen. Die Belastungen der Pandemie steigern den Bedarf an sogenannter Erziehungshilfe weiter.

Meist ist es eine Kombination aus finanzieller und psychischer Belastung, die Familien, Alleinerzieherinnen und Kinder an ihre Grenzen bringt. Das verstärkten Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Homeschooling während der Pandemie, sagt Christine Gaschler-Andreasch, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe des Landes.

Schulverweigerung stark gestiegen

Psychische Probleme, Schulstress und Gewalt in der Familie sind die häufigsten Gründe, warum in Kärnten immer mehr Kinder und Jugendliche vom Jugendamt unterstützt werden.: „Es kommt bei Kindern und Jugendlichen manchmal zu einer Tag-Nacht-Rhythmus-Umkehr. Wir beobachten depressive Verstimmungen bis hin zu massiven Essstörungen und eine erhöhte Suizidalität. Ganz massiv ist auch die Schulverweigerung, die sich natürlich auch aus diesen Belastungen ergibt.“

Anstieg bei Gefährdungsmeldungen

35 von tausend Minderjährigen in Kärnten brauchen Erziehungshilfe. Oft kommt der Ruf danach auch von außerhalb der Familien. Gaschler-Andreasch sagt, es sei eine starke Steigerung der Gefährdungsmeldungen zu beobachten. „Das ist einerseits zu begrüßen, da wir merken, dass die Gesellschaft hellhöriger geworden ist. Andererseits ist es natürlich auch bedauerlich, wenn derartig viele Misshandlungen, Vernachlässigungen und Verwahrlosungen oder psychische Belastungen der Familien zunehmen.“

Zahlreiche Wege der Krisenhilfe ausgebaut

Das Land baute daher mit den Jugendämtern das Angebot für Eltern und Kinder aus. Wo möglich, kommen Sozialarbeiter und Pädagogen in die Familien, auch gebe es mehr Therapieplätze für Kinder, sagt Christine Gaschler-Andreasch. Seit dem vergangenen Jahr gibt es einen mobilen Krisendienst und eine mobile Suchtbegleitung, wenn Jugendliche selbst oder deren Eltern im Suchtprogramm sind. „Es wurden auch die Plätze in Krisenzentren und Krisenpflegefamilien erweitert, da wir versuchen, die Kinder nach einer bestimmten Auszeit und erfolgten Abklärung wieder in die Familien rückzuführen.“

Nicht immer ist dies möglich. 1.036 Kinder und Jugendliche können derzeit nicht oder nicht immer bei ihren Familien leben. Sie sind meist in betreuten Wohngemeinschaften untergebracht.