Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Schutzmontur
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Chronik

Derzeit 18 Covid-19-Erkrankungen

Mittlerweile gibt es in Kärnten 18 Covid-19-Erkrankte. Ein Verdachtsfall ist der Klagenfurter Vizebürgermeister Wolfgang Germ (FPÖ). Seit Montag steht das öffentliche Leben so gut wie still, es gibt klare Regeln aus welchen Gründen man das Haus oder die Wohnung verlassen darf.

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten steigt weiter, meldete das Land Kärnten am Montagabend. Derzeit sind 18 Kärntnerinnen und Kärntner an Covid-19 erkrankt. Aktuell meldet die Gesundheitsabteilung des Landes sechs Neuerkrankungen, die sich alle in häuslicher Absonderung befinden. Fünf von ihnen waren zuvor in Ischgl, einer in St. Anton bzw. Lech. Wer die letzten Woche auf dem Arlberg oder im Paznauntal war, soll sich in Quarantäne begeben und die Nummer 1450 anrufen.

Insgesamt gab es in Kärnten bis Montagmittag 616 amtsärztlich angeordnete Rachenabstriche. 289 Fälle wurden nicht bestätigt.

Quarantäne über Vizebürgermeister aufgehoben

In Kärnten befand sich der erste Spitzenpolitiker in Haus-Quarantäne: Bei Klagenfurts Vizebürgermeister Wolfgang Germ von der FPÖ bestand der Verdacht auf eine Coronavirus-Erkrankung. Germ wartete mitsamt seiner Familie in häuslicher Quarantäne auf das Ergebnis seines Abstrichs.

Mit Mittwochnachmittag stellte sich heraus, dass das Testergebnis der Kontaktperson von Germ negativ ist. Damit wurde die Heim-Quarantäne als Vorsichtsmaßnahme aufgehoben. Germ zeigte sich erleichtert und appellierte zugleich an die Bevölkerung, die Maßnahmen der Bundesregierung ernst zu nehmen.

Neue Maßnahmen der Regierung

Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie wurde am Wochenende im Eilverfahren der gesetzliche Rahmen für die Ausgangsbeschränkungen geschaffen, die dafür sorgen sollen, dass in Österreich das soziale Leben auf das unerlässliche Minimum beschränkt wird und neue Infektionen mit dem Coronavirus möglichst verhindert werden.

Die Österreicherinnen und Österreicher sollen großteils zu Hause bleiben. Lediglich Berufsarbeit, die nicht aufschiebbar ist, dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmitteleinkauf und Hilfe für andere Menschen sind laut Regierung Gründe, um das Haus zu verlassen. Darüber hinaus sind Spaziergänge gestattet, sofern diese alleine oder im Familienverbund (Personen, die in einem Haushalt leben) gemacht werden – das Kanzleramt appellierte, das aber nur in dringenden Fällen zu tun. Auch das Gassigehen mit einem Hund ist erlaubt. Außer in Notfällen ist zudem auf einen Mindestabstand von einem Meter zu achten.

Ausgangsbeschränkungen
APA/ORF.at; Bundeskanzleramt

Polizei soll zunächst informieren

Auch die Schließung weiterer Bereiche des Handels und der Gastronomie sowie von Sport- und Spielplätzen gilt ab sofort. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist nur noch im Sinne der Ausgangsbeschränkung erlaubt. In Gruppen darf man nicht mehr unterwegs sein. Für Verstöße ist eine Verwaltungsstrafe von bis zu 3.600 Euro vorgesehen. Die Polizei kündigte jedoch an, dass die Beamten vorerst bei Verstößen nur informieren und belehren, so Polizeisprecher Rainer Dionisio.

„Die Polizei hat die Aufgabe, die Maßnahmen der Regierung zu überwachen. Wir müssen schauen, dass niemand auf den Straßen ist, der keinen triftigen Grund dafür hat. Es gibt nur wenige, zum Beispiel, wer zur Arbeit oder einkaufen muss, wer jemandem helfen muss oder wenn man es nicht mehr aushält in der Wohnung kurz hinausgehen.“ Nur einzelne Leute hätten am Montag versucht, die Grenzen auszuloten, doch die Polizei setzte auf Dialog.

Ärztliche Versorgung gesichert

Die ärztliche Versorgung ist gesichert. Kärntens Krankenanstalten seien für den Ernstfall – also eine große Anzahl Infizierter – gerüstet, sagte KABEG-Manager Arnold Gabriel. Auch die Ordinationen der niedergelassenen Ärzte bleiben geöffnet. Patienten sollten sich jedoch telefonisch ankündigen. Das Land ruft Ärzte außerdem dazu auf, sich als so genannte Epidemieärzte zur Verfügung zu stellen, um damit Amtsärzte zu unterstützen – mehr dazu in Gesundheitssystem bereitet sich vor.

Kein Unterricht an Schulen

Das Aussetzen des Regelunterrichts betrifft ab Montag also alle Schulstufen im Land. Die pädagogische Tätigkeit wird eingestellt. Für die Betreuung der Kinder ist dennoch gesorgt, versicherte Bildungsdirektor Robert Klinglmair. „Die Betreuung muss sicher gestellt werden. Aber es ist davon auszugehen, dass ganz wenig Kinder an den Schulen sind.“

Frühverkehr nur vereinzelt Autos
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Frühverkehr in Klagenfurt einmal anders: Wo es sich sonst staut, fließt der Verkehr zügig

Betreuung in Schulen: Keine Anmeldung nötig

Eine Anmeldung für das Betreuungsangebot ist nicht notwendig. „Es wird aber eine Anwesenheitsliste geben, damit man weiß, wer in der Schule ist. Denn sollte der schlimmste Fall auftreten, dass auch in der Schule ein Coronavirusfall auftritt, dann weiß man sofort, wer in der Schule war und muss nicht eine Liste von 800 oder 1.000 Schülern durchgehen“, so der Bildungsdirektor.

In der Schule selbst wird kein neuer Lehrstoff durchgemacht, sondern es wird der bisher gelernte Stoff mit Übungsblättern vertieft, sagte Klinglmair. Alle jene Schüler, die zu Hause bleiben, werden die Übungsblätter zu Hause machen – mehr dazu in Wenig Nachfrage nach schulischer Betreuung.

Janosch Kopeinig in Maria Rain lernt zu Hause
ORF / Kopeinig
So sieht der Schulalltag nun für viele Schüler wie Janosch aus Maria Rain aus, sie erarbeiten zu Hause Übungsblätter

Übungen werden benotet

Prüfungen, Tests und Schularbeiten werden bis zu den Osterferien nicht stattfinden. Benotungen wird es im unterrichtsfreien Zeitraum aber dennoch geben, und zwar für jene Übungen, die in Betreuung gemacht werden, sagte Klinglmair. „Sinn ist, dass die Übungen auch ernst genommen werden und diese drei Wochen auch sinnvoll genutzt werden.“

Auswirkungen haben die neuen Ausgangsbeschränkungen auch auf vorwissenschaftliche Arbeiten für die Zentralmatura, sagte der Bildungsdirektor. "Die Präsentationen der Abschlussarbeiten sind nicht mehr möglich und müssen verschoben werden. Dadurch soll aber für die Schülerinnen und Schüler die Zentralmatura haben, kein Nachteil entstehen. Das Bildungsministerium hat bereits eine dementsprechende Regelung angekündigt.

Diana Jeglitsch in Grades lernt zu Hause
ORF / Steiner
Diana Jeglitsch in Grades hat sich schon über die Übungsbeispiele gemacht

Parteienverkehr, Kundenservice und Öffis eingeschränkt

Die Landespolizeidirektion Kärnten schränkte den Parteienverkehr in Klagenfurt sowie im Polizeikommissariat Villach drastisch ein. Ausnahmen gebe es nur für Personen, die im Besitz einer persönlichen Ladung seien, so die Polizei in einer Aussendung. Bei absolut notwendigen Anträgen kann es nach telefonischer Rücksprache Ausnahmen geben.

Die KELAG schloss ihr Kundenservice-Center in Klagenfurt sowie alle Servicestellen der Kärnten Netz GmbH bis auf Weiteres. KELAG-Vorstand Richard Freitag betonte, die Mitarbeiter seien telefonisch und via Internet erreichbar. Die Stromversorgung sei gesichert, so Freitag: „Die Kraftwerke und Netzanlagen werden vollautomatisch betrieben und von Klagenfurt aus ferngesteuert.“ Der Rollout von Smart Metern wurde vorerst ausgesetzt, um direkten Kundenkontakt zu vermeiden.

Kurzparkzonen ausgesetzt

Einige Städte lockern nach Auskunft des ÖAMTC ihre Kurzparkzonenregelungen. Bis auf Widerruf setzt Klagenfurt die Überwachung ab sofort aus. Nicht betroffen sind davon Anrainer- und Behindertenparkplätze sowie Ladezonen, Halte- sowie Halte- und Parkverbote und andere Regelungen rund um das Abstellen von Kfz, heißt es vom ÖAMTC.

Finanzämter eingeschränkt geöffnet

Auch die Finanzämter sind österreichweit ab Montag nur eingeschränkt geöffnet. Die Finanzverwaltung setzt verstärkt auf telefonisches und digitales Kundenservice. In Ausnahmefällen können Bürgerinnen und Bürger unter 050 233 233 vorab einen Termin für ein persönliches Gespräch vereinbaren. Diese Nummer steht zudem für telefonische Auskünfte bereit.

Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist ab sofort nur noch im Sinne der Ausgangsbeschränkungen erlaubt. Die ÖBB dünnen den Reisezugverkehr innerhalb von Österreich zunehmend aus. Alle wichtigen Verbindungen, besonders in und um die Ballungszentren, würden aber jedenfalls aufrechterhalten. Es fallen aber alle Verstärkerzüge zwischen Wien und Villach ab sofort aus.

In der Diözese Gurk sind bis auf Weiteres alle öffentlichen Gottesdienste sowie sämtliche Veranstaltungen der Katholischen Kirche Kärnten ausgesetzt.

Streitkultur zum Coronavirus

Auch in der Radio Kärnten „Streitkultur“ am Montagabend wurde zum Thema Coronavirus diskutiert. Christof Glantschnig führte durch die Sondersendung mit dem Titel: „Eingebremst: Fragen und Antworten zum Coronavirus“ – mehr dazu in „Streitkultur“ aktuelles Thema.

Hotlines zum Coronavirus

  • Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
  • Wirtschaftskammer: nur für Unternehmer 05 90 904 808
  • AGES: 0800 555 621
  • Internationale Notrufnummer 112
  • Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.