Neuer Platz Klagenfurt
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Chronik

Coronavirus: Acht Fälle in Kärnten

Am Sonntag sind in Klagenfurt zwei neue Patienten gemeldet worden, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Insgesamt gibt es damit in Kärnten acht Fälle. Die Bundesregierung schränkte am Sonntag den Ausgang drastisch ein, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Stadt Villach kündigte Strafen an, falls die Quarantäne nicht eingehalten wird.

Bei den zwei weiteren Fällen einer Infektion mit dem Coronavirus handle es sich um zwei Patienten aus Klagenfurt. Ein 57 Jahre alter Mann hat sich vermutlich in Tirol angesteckt. Er kam aus Ischgl nach Hause und befindet sich in Heim-Quarantäne. Die zuständige Behörde hat alle notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet und macht das contact tracing. Der zweite Patient ist 79 Jahre alt und befindet sich auf der Intensivstation im Klinikum.

Eine Ausgangsbeschränkung gibt es ab Montag für ganz Österreich. Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigte in seiner Rede bei der Sondersitzung im Parlament ein Versammlungsverbot an. Spiel- und Sportplätze werden geschlossen. Auch Lokale und Restaurants dürfen ab Dienstag gar nicht mehr öffnen – mehr dazu in Regierung schränkt Ausgang drastisch ein. In Tirol wurde de facto eine Ausgangssperre verhängt – mehr dazu in CoV: Tirol verhängt Ausgangssperre.

LH Kaiser: Virus entscheidend einschränken

Das Parlament beschloss am Sonntag Beschränkungen für den Ausgang in Österreich. Das Haus soll ab Montag nur noch zu Arbeitszwecken verlassen werden, für dringende Besorgungen wie Lebensmittel und den täglichen Bedarf und um anderen Menschen zu helfen. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, durch die Ausgangsbeschränkung werden soziale Kontakte minimiert. Wichtig sei auch ein vierter Bereich, sagte Kaiser, das Spazierengehen. „Wenn man das Haus aus gesundheitlichen Gründen verlässt, oder um frische Luft zu schnappen, dann sollte man das alleine tun, oder nur mit jenen Personen, mit denen man unter dem selben Dach lebt und die Nähe ohnehin gegeben ist. Damit haben wir gute Chancen, das Virus entscheidend einzuschränken.“

Die Kontrolle dieser Ausgangsbeschränkungen erfolgt durch die Polizei. Es solle positiv auf die Beschränkung hingewiesen werden, sagte Kaiser. Der Coronavirus-Koordinator des Landes, Günther Wurzer sagte, wenn sich die Bevölkerung an die Empfehlungen hält, dann gelingt es, die Verbreitung des Coronavirus zu reduzieren und die Steigerungsquoten zu senken. „Dann kommt es dazu, dass wir bald wieder im Normalmodus leben können.“

Neuer Platz Klagenfurt Sitzbänke
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So mancher nutzte noch den letzten Tag vor Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkung, um etwas Sonne zu tanken

Kärnten: Kein Unterricht für Lehrlinge

Aus der Sitzung des permanent tagenden Krisenstabes in Kärnten sagte der Landeshauptmann, dass alle 69 Kärntner Musikschulstandorte bereits ab Montag und nicht erst ab Mittwoch bis Ostern geschlossen werden. Außerdem werde gerade an einer Verordnung gearbeitet, die es ermöglicht, dass Lehrlinge im Bereich des Handels oder der Pharmazie ab Montag, unterrichtsfrei gestellt werden, damit sie in den Geschäften verstärkt mitarbeiten können.

Kaiser und Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) sagten, die von der Bundesregierung am Sonntag bekannt gegebenen Entscheidungen für ein Versammlungsverbot und das Schließen von Sport- und Spielplätzen sowie die Anordnung, sämtliche Lokale, Bars, Restaurants ab Dienstag komplett zu schließen, werde unterstützt. Wehrdiener und Wehrersatzdiener werden einberufen, Kaiser sagte, das wichtigste sei aber eine Bevölkerung, die weiß, dass es ernst ist und alle Maßnahmen einhält, „dann haben wir weniger Infektionen und weniger Menschen sind gefährdet.“

Neuer Platz Klagenfurt Lindwurm
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Der Neue Platz hatte am Sonntag nur wenige Besucher

Kaiser: „Die Lage ist todernst“

Kaiser dankte allen Menschen, die sich vorbildhaft verhalten und die notwendigen harten Maßnahmen und Einschnitte mittragen. „Sie alle leisten Herausragendes.“ „Gleichzeitig ergeht meine dringende Aufforderung an alle, die noch immer glauben, die Lage sei eh nicht so ernst und die durch ihre Weigerung, ihren Lebensstil anzupassen und soziale Kontakte zu vermeiden: Die Lage ist im wahrsten Sinne des Wortes todernst.“

Jeder Einzelne habe nicht nur eine Verantwortung für sich selbst, sondern vor allem für besonders „gefährdete ältere und schwer kranke Menschen“, sagte Kaiser. Es sei unsere Pflicht, den vorgegebenen Maßnahmen Folge zu leisten. „Nur gemeinsam können wir den Angriff dieses Virus auf uns stoppen. Unsere Abwehrkette ist nur so stark, wie das schwächste Glied dieser Kette. Kaffeekränzchen, Mannschaftstrainings, gemeinsames Feiern und dergleichen erhöht das Infektionsrisiko völlig unnotwendig.“

Kein Unterricht ab Montag für alle Schüler

Die Ausgangsbeschränkungen haben auch im Bildungsbereich nochmals Neuerungen gebracht, sagte Bildungsdirektor Robert Klinglmair. Auch die Schüler der Volksschulen und Unterstufen findet bereits am Montag kein Regelunterricht mehr statt. Für die Kinder bis zum 14. Lebensjahr ist jedoch wie angekündigt, für eine Betreuung in der Schule gesorgt, falls die Eltern keine Möglichkeit zur Betreuung zu Hause haben.

Schild Besuchsverbot
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Besuchsverbot im Klinikum Klagenfurt

Klinikum Klagenfurt: Besuchsverbot

In den Krankenhäusern ist an Sonntagen normalerweise Hochbetrieb durch die Besucher. Seit einigen Tagen ist das anders, es herrscht ein Besuchsverbot. Und die Spitäler bereiten sich für Ernstfälle vor, also eine große Zahl von Infizierten mit dem Coronavirus. Das hat erste Folgen: es kommt zu Einschränkungen bei der Patienten-Aufnahme, auch im Klinikum Klagenfurt.

So gut wie keine Besucher kamen am Sonntag ins Klinikum, aber auch für Patienten gibt es Einschränkungen. Sie können nicht direkt in die zentrale Notfallaufnahme kommen, sondern müssen durch eine Schleuse. Dort könnten Virus-Patienten, sollte es welche geben, separiert werden. In der Kärnten Heute Sondersendung am Sonntagabend sagte KABEG-Vorstand Arnold Gabriel, das Klinikum sei gerüstet, sollte es einen Anstieg bei den Fallzahlen geben. „Wir sind vorbereitet.“

Patient wird in Schleuse behandelt
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Notfallpatienten müssen durch eine Schleuse

Notfallpatienten werden geschützt

Für das Klinikum ist das freilich eine Umstellung und Herausforderung, sagte Gabriel. „Wir versuchen jetzt, alle planbaren Leistungen zu verschieben. Primär versorgen wir jetzt Notfallpatienten.“ Diese werden von den anderen Patienten getrennt, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden.

Menschen, die Angehörige ins Klinikum bringen, dürften nicht mehr mit in die Gebäude, die meisten haben dafür Verständnis. Im Elki, wo ja eine Mitarbeiterin positiv auf das Virus getestet worden ist, wurde der Dienst umgestellt, der Akutbetrieb sei gesichert, hieß es von Gesundheitsreferentin Beate Prettner. 25 Personen wurden vorsorglich in Heimquarantäne geschickt.

Notfallaufnahme vim Klinikum
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fast keine Besucher am Sonntag bei der Notfallaufnahme im Klinikum

Versorgung ist gesichert

Die Versorgung sei gesichert, sagte LR Schuschnig, „dafür sind wir alle in ständiger und enger Abstimmung mit der Bundesregierung". Im Gegenzug muss jede und jeder Einzelne auch alles tun, damit niemand in Gefahr gebracht wird. Jetzt ist die Zeit, um zusammenzustehen und als Team zu handeln. Ich möchte mich bei der Kärntner Bevölkerung und bei allen Menschen bedanken, die die verlässliche Versorgung sicherstellen und zum Wohle aller handeln.“

Auch die Sozialpartner arbeiten eng zusammen, um die Krise zu bewältigen. In der Kärnten Heute Sondersendung am Sonntagabend in ORF 2 sagte Jürgen Mandl, der Präsident der Kärntner Wirtschaftskammer, das Kurzarbeitsmodell sei attraktiv. Dennoch werde es bei manchen Betrieben wohl nötig sein, auch Mitarbeiter zu kündigen, wenn möglich werde es eine Wiedereinstellungsgarantie geben. Er hoffe, dass die Wirtschaft „gestärkt aus dieser Krise herauskomme“.

Hotlines zum Coronavirus

  • Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
  • Wirtschaftskammer: nur für Unternehmer 05 90 904 808
  • AGES: 0800 555 621
  • Internationale Notrufnummer 112
  • Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.

Villach: Strafen für Nichteinhaltung der Quarantäne

Der Magistrat Villach meldete am Sonntag, dass die Stadt rigoros gegen jene vorgehe, die die freiwillige Heimquarantäne nicht einhalten. Am Samstag sei bei neun Personen die Einhaltung überprüft worden. Drei dieser neun Personen waren aber nicht zu Hause. Bürgermeister Albel (SPÖ): „Es gibt leider noch immer einige unbelehrbare Menschen, die vergessen, dass sie mit ihrem Verhalten nicht nur sich, sondern vor allem die Allgemeinheit gefährden. Der Ernst der Lage muss allen klar sein. Es gibt hier seitens der Stadt kein Verständnis für Zuwiderhandlungen.“

Bei den neun Personen die sich in Quarantäne befinden, handle es sich um neue Verdachtsfälle, die aus dem Urlaub nach Hause gekommen sind. Bei Nichteinhaltung der Quarantäne drohen empfindliche Strafen bis zu 1.450 Euro. „Bleiben Sie zu Hause, schützen Sie sich und Ihre Mitmenschen“, appellierte der Bürgermeister. LH Kaiser sagte in der Kärnten Heute Sondersendung am Sonntagabend, jeder der von Quarantäneregeln betroffen sei, müsse auch verstehen, dass er Verantwortung trage, vor allem für den Schutz der älteren Mitmenschen.

Es wird weiter kontrolliert

Es werde jedenfalls weitere Kontrollen der Quarantäneeinhaltung geben, sagte Alfred Winkler, der Leiter der Behördenverwaltung der Stadt Villach. „Die Betroffenen unterschreiben eine Erklärung mit Namen und Wohnsitz, dass sie sich freiwillig 14 Tage einer Selbstquarantäne unterziehen, sonst dürften sie gar nicht mehr nach Österreich einreisen. Es ist natürlich witzlos, wenn sie sich die dann nicht zu Hause bleiben.“

Die Quarantäne, egal ob freiwillig oder verordnet, sei eine unerlässliche Maßnahme zum Schutz der Allgemeinheit, und sei unbedingt einzuhalten, heisst es von Seiten der Stadt Villach.

Heiligenblut unter Quarantäne

Unterdessen hat die Quarantäne der Gemeinde Heiligenblut weitreichende Folgen. Bundeskanzler, Gesundheits- und Innenministerium haben Menschen, die seit 28. Februar in Heiligenblut waren, empfohlen, sich selbst als Vorsichtsmaßnahme in häusliche Quarantäne zu begeben – mehr dazu in Heiligenblut unter Quarantäne.