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EXW-Prozess: Anlageopfer sagten aus

Am Mittwoch haben zwei Geschädigte des Millionenbetrugs mit Kryptowährungen rund um die EXW-Gruppe am Landesgericht Klagenfurt ausgesagt. Sie schilderten, warum sie Geld investierten. Zu spät wurde den Opfern klar, dass es sich um einen Betrug handelt. Einer der beiden verlor 32.000 Euro.

Seit Ende September 2023 läuft der EXW-Prozess. Den bald elf Angeklagten werden gewerbsmäßig schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen laut Anklage rund 40.000 Opfer um mindestens 17,6 Millionen Euro betrogen haben, kolportiert wurde ein Gesamtschaden von 100 Millionen Euro. Mit einem Urteil ist im Frühjahr zu rechnen.

EXW Opferbefragung

Zeuge: Zu Beginn wurde Geld ausgezahlt

Am Mittwoch nährte sich einmal mehr die Vermutung, dass weit mehr Geld durch den Betrug verschwand als die vermuteten knapp 18 Millionen Euro. Denn ein 49 Jahre alter Deutscher sagte als Opfer aus, dass er selbst in den Jahren 2019 und 2020 zwölf Investoren angeworben habe. Der Umsatz soll allein hier rund zehn Millionen Euro betragen haben. Die Staatsanwältin wurde bei dieser Aussage hellhörig.

Der Deutsche sagte, er habe selbst in mehreren Tranchen 10.000 Euro investiert. Er habe zu Beginn auch Geld ausbezahlt bekommen. Auch das neu eröffnete Büro in Klagenfurt sei ein Grund für Vertrauen gewesen, sagte der Mann. Denn in Österreich gehe man davon aus, dass Lizenzen nicht einfach so vergeben werden. Außerdem sei er bei mehreren Veranstaltungen gewesen, bei denen der heute 26 Jahre alte Hauptangeklagte auf der Bühne als Star der Kryptowährungsszene aufgetreten sei.

Angeklagten lebten in Saus und Braus

Später habe er dann noch einmal 32.000 Euro in ein vermeintliches Projekt in Brasilien gesteckt, das von einem weiteren Beschuldigten beworben wurde, sagte der Zeuge aus Deutschland. Die 32.000 Euro seien weg, das Projekt in Brasilien habe es genau so wenig gegeben, wie andere Projekte. Schon im Frühjahr 2020 hätten die Vertröstungen für die Anleger begonnen.

Ex-Mitarbeiter erzählten, für allfällige Beschwerden habe es vorgegebene Standardantworten gegeben. Einmal seien technische Probleme, dann wieder die Covid-Pandemie als Vorwand verwendet worden, dass die Anleger kein Geld bekommen. Wo die vielen Millionen sind, ist bis heute unklar. Die Angeklagten, allen voran der Hauptangeklagte, lebten in Saus und Braus.

Elfter Beschuldigter in Brasilien gefasst

Der elfte Beschuldigte wurde vor wenigen Wochen in Südamerika gefasst – mehr dazu in Sittenbild im EXW-Prozess (kaernten.ORF.at; 10.1.2024). Er wird demnächst auf der Anklagebank von Richterin Claudia Bandion-Ortner Platz nehmen.