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Gericht

Sittenbild im EXW-Prozess

Am Donnerstag hätten die ersten geprellten Anleger im EXW-Betrugsprozess am Landesgericht ihre Sicht schildern sollen. Krankheitsbedingt gab es aber zahlreiche Absagen. Im Krypto-Prozess mit nunmehr neun Angeklagten geht es um einen Schaden von fast 18 Millionen Euro, laut Zeugen könnte es aber noch mehr sein. Ein Sittenbild wurde gezeichnet.

Im EXW Firmengeflecht seien Mitarbeiter mit Reisen und Autos bei Laune gehalten worden, sagt einer der Zeugen und nannte es „Motivationsspritzen“. Zudem habe es eine Art Gehirnwäsche gegeben, um ja nicht zu hinterfragen, wie ein solches Luxusleben der obersten Köpfe möglich sei. Solche und andere Aussagen kosteten dem Hauptangeklagten einige Male ein Lächeln.

Frau drohte: Geld wurde zurück gegeben

Ein IT-Techniker sagte, es habe immer wieder auch Beschwerden von Anlegern gegeben, wo denn das Geld bleibe. Auf seine Nachfrage hin, sei ihm von den Verantwortlichen versichert worden, dass alles in Ordnung sei. Immer wieder dürfte es nach dem „Loch auf Loch zu“-Prinzip auch tatsächlich Auszahlungen gegeben haben.

So erklärte ein Anleger per Videokonferenz, seine Frau habe dem Hauptangeklagten gedroht, um Geld zurück zu bekommen. Womit die Drohung erfolgte, wollte oder konnte er nicht sagen. So habe er jedenfalls seine 160.000 Euro zurückbekommen.

Kärntner Bank zahlte noch Geld an Betrüger

Noch einmal war eine Kärntner Bank am Donnerstag Thema. Sie soll von einem Konto der Anleger – trotz Warnungen der Finanzmarktaufsicht – fast 700.000 Euro an einen der Angeklagten nach Dubai überwiesen haben. Kurz danach brach das Betrugskonstrukt zusammen. Richterin Claudia Bandion-Ortner kündigte an, alle Unterlagen dieser Transaktion anzufordern.

Seit Ende September 2023 läuft der EXW-Prozess. Den bald elf Angeklagten – einer wird demnächst aus Brasilien überstellt – werden gewerbsmäßig schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen rund 40.000 Opfer laut Anklage um mindestens 17,6 Millionen Euro betrogen haben, kolportiert wurde ein Gesamtschaden von 100 Millionen Euro. Mit einem Urteil ist im Frühjahr zu rechnen.