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Wirtschaft

EXW-Prozess: 25 weitere Beschuldigte

In der Causa rund um den millionenschweren Anlagebetrug mit der Firma EXW gibt es aktuell – neben den neun Angeklagten, denen derzeit am Landesgericht Klagenfurt der Prozess gemacht wird – noch weitere 25 Beschuldigte, gegen die ermittelt wird. Die Verhandlung wird im Jänner fortgesetzt.

Einer der Beschuldigten, ein 48-Jähriger, hätte am Donnerstag vor Gericht aussagen sollen, er machte jedoch von seinem Recht, die Aussage zu verweigern, Gebrauch. Der 48-Jährige legte dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Claudia Bandion-Ortner eine schriftliche Stellungnahme vor. Die Richterin verlas diese und befragte die Angeklagten zu den einzelnen Punkten.

Angeklagter: Bis zum Schluss von Seriosität überzeugt

Der Beschuldigte soll demnach als Vertriebsleiter für EXW in Deutschland zuständig gewesen sein. Er habe erst nachträglich erfahren, welcher Schaden entstanden sei, und sei bis zum Schluss von der Seriosität des Projekts überzeugt gewesen. Zu Beginn, im Juli 2019, sei er von einem der Angeklagten auf das Projekt angesprochen worden und in weiterer Folge hätte er selbst 5.000 Euro in die Firma investiert und sei als Teampartner ins Geschäft eingestiegen.

Seine Tätigkeiten hätten sich im Lauf der Zeit ausgeweitet: Als „CSO-Coach“ sei er für die Schulung anderer Vertriebspartner zuständig gewesen und hätte als Bindeglied zwischen der Führungsebene und den Vertriebspartnern fungiert. Er sei einer der Ersten gewesen, der am Gewinn beteiligt war. Zu keiner Zeit hätte aber ein Dienstverhältnis mit der EXW bestanden. Der Beschuldigte bedauere, „ungewollt und unbewusst an betrügerischen Handlungen teilgenommen zu haben“.

Kursentwicklungs-Prognosen zur Gewinnmaximierung

Dem 48-Jährigen sei von den EXW-Gründern „glaubhaft suggeriert“ worden, dass ein Team von professionellen Tradern Kursentwicklungen vorhersagen könne und für einen ordentlichen Gewinn an der Börse sorgen würde. Dies bestätigte der 26-jährige Hauptangeklagte, die Firma hätte mithilfe des Trader-Teams im Monat zwischen 25 und 30 Prozent an Gewinnen erzielt. Richterin Bandion-Ortner hakte nach: „Sie wissen aber, dass der hauptverantwortliche Trader nur eine Scheinfirma in England hatte?“ Die Antwort des Hauptangeklagten: „Mittlerweile weiß ich, dass fast alles, was er gemacht hat, gefälscht war, ja.“

Bedenken gegen zwei der EXW-Gründer seien dem Beschuldigten gekommen, als er mit „schweren Betrugsvorwürfen aus einschlägigen Kreisen“ konfrontiert wurde, die eine Beteiligung an anderen Projekten betrafen. Konkret angesprochen wurde die fragwürdige Trading-Plattform Socratescoin, von der allerdings keiner der Angeklagten etwas gewusst hätte. Der Hauptangeklagte gab an, nach seinem EXW-Austritt im Dezember 2020 zum ersten Mal davon gehört zu haben, dass seine beiden Mitgründer in diesem Projekt aktiv waren. Die Richterin fragte den Hauptangeklagten geradeheraus: „War die Warnung, dass EXW mit höchster Vorsicht zu genießen ist, aus heutiger Sicht korrekt?“ Seine knappe Antwort: „Ja.“ Der 26-Jährige gab zu, dass es auch zu dem Zeitpunkt, als nicht mehr getradet wurde, noch Kundeneinzahlungen gab. Er ergänzte: „Das war Betrug an den Kunden.“

Hauptangeklagter gestand vollumfänglich

Seit Ende September läuft am Landesgericht Klagenfurt der groß angelegte EXW-Prozess. Am Mittwoch legte der 26-jährige Hauptangeklagte überraschend ein vollumfängliches Geständnis ab. Dabei entlastete er auch seine acht Mitangeklagten. Den neun Angeklagten werden gewerbsmäßig schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen rund 40.000 Opfer um mindestens 17,6 Mio. Euro betrogen haben, die Gesamtschadenssumme könnte aber noch weit höher liegen.