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ORF/Peter Matha
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Chronik

Frist vorbei: KELAG dreht Kunden Strom ab

Bis Mittwoch hätten Kundinnen und Kunden der KELAG zum neuen, teureren Stromtarif wechseln können, die Frist ist um Mitternacht abgelaufen. Knapp 900 Kundinnen und Kunden wechselten nicht und suchten auch keinen neuen Anbieter. Seit Mitternacht werde nach und nach der Strom abgedreht. Verbraucherschützer kritisieren das stark.

Die KELAG kündigte im Sommer Zehntausende Verträge von Bestandskunden- mehr dazu in KELAG kündigt zahlreiche Verträge. Ihnen wurde angeboten, in einen neuen Vertrag mit höheren Stromtarifen zu wechseln. Für Bestandskunden liegt der Tarif nun bei rund 19 Cent pro Kilowattstunde. Knapp 900 Kundinnen und Kunden wechselten nicht, auch nicht zu einem neuen Anbieter. Ab Donnerstag wird daher der Strom abgeschaltet. Aus technischen Gründen nur nach und nach, hieß es von Kärnten Netz.

Vertragsloser Zustand seit Mitternacht

Auf ORF-Nachfrage sagte KELAG-Unternehmenssprecher Josef Stocker, die Betroffenen seien seit Mitternacht in einem vertragslosen Zustand. Aber auch noch am Donnerstag werde versucht, die rund 900 Kundinnen und Kunden persönlich zu erreichen. Das Ziel sei natürlich, die Kunden zu versorgen. In den letzten Wochen nahmen noch rund 3.000 Kunden das neue Angebot an. Einige hundert suchten sich einen neuen Anbieter. Die KELAG habe in den letzten Monaten sogar mehrere tausend Neukundinnen und -kunden gewonnen, das zeige, wie gut das Angebot im Wettbewerb mit anderen Anbietern sei, so Stocker.

Zu den Abschaltungen sagte er: „Wir gehen sehr besonnen vor. Die Kärnten Netz schaltet nur Anlagen ab, wenn die Kunden vorher erreicht und informiert worden sind. Unser wichtigstes Ziel ist es, die Anlage möglichst rasch wieder einschalten zu können. Der Zutritt erfolgt nur mit Zustimmung des Kunden.“

KELAG: Leeb bekommt wieder Strom über Grundversorgung

Einer, bei dem es dunkel wurde, ist Gerhard Leeb. Am Donnerstag um 1.00 Uhr wurde der Strom abgeschaltet. Schon seit Monaten kritisiert Leeb die Strompreiserhöhung bei der KELAG und auch die hohe Gewinnausschüttung: „Ich bin, seit ich denken kann, KELAG-Kunde und habe absolut keinen Sinn in diesem neuen Vertrag gesehen.“ Zu einem anderen Stromanbieter wechseln will er nicht, er zahlt aber seit August den höheren Tarif, ohne in den neuen Vertrag wechseln zu wollen. Ein umfangreicher Schriftverkehr besteht bereits.

Laut KELAG bekommt Leeb nun die Grundversorgung. Diese wurde von ihm beantragt und bereits genehmigt, hieß es am Donnerstagnachmittag vom Energieversorger. Er müsse nur zu Hause sein, damit der Strom wieder eingeschalten werden kann. Leeb will die Abschaltung aber bekämpfen: „Ich arbeite auch mit dem VKI zusammen. Ich habe heute die Sachverhaltsdarstellung komplettiert und ihnen zugeschickt. Jetzt schaue ich halt einmal, wann wieder bei mir der Strom kommt.“ Noch arbeiten seine Geräte mit Batterien und aufladbaren Akkus. Geheizt werde mit Holz, sagte er.

KELAG: „Großer Aufwand“

Für die KELAG bedeuten die Abschaltungen einen großen Aufwand, sagte Unternehmenssprecher Stocker. Aktuell sind 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst, um die Kundinnen und Kunden an Ort und Stelle zu besuchen. „Unser Kundenservice ist heute seit 6.00 Uhr und bis 20.00 Uhr besetzt, Telefonnummer 0463 525 8000. Das setzen wir in den kommenden Tagen fort.“

Sollte jemand den Zutritt verweigern, werde ein zweiter Versuch zu einem späteren Zeitpunkt gestartet. Vereinzelt sind auch Gewerbekunden betroffen.

Verbraucherschutzverein klagt KELAG

Der Verbraucherschutzverein übt heftige Kritik an Stromabschaltungen in der kalten Jahreszeit. Klagen gegen den Kärntner Energieversorger sind anhängig. Für Chefjurist Peter Kolba sind die Kündigungen ein Umgehungsgeschäft, das nicht rechtens sei. Bis die Gerichte entscheiden, könnte es noch ein Jahr dauern. Wie die knapp 900 jetzt betroffenen Kundinnen und Kunden reagieren werden, bleibt abzuwarten.