Das Atomkraftwerk Krško im Südwesten Sloweniens ist etwa 120 Kilometer Luftlinie von Klagenfurt entfernt. Es gehört zur Hälfte Slowenien und zur Hälfte Kroatien und wurde in den 1970er Jahren errichtet und 1981 in Betrieb genommen. Slowenien erzeugt 20 Prozent seines Strombedarfs im Atomkraftwerk, Kroatien 15 Prozent. Von den Betreibern des Atomkraftwerks wollte niemand ein Interview geben. Dafür aber der Bürgermeister von Krško, Janez Kerin. Seine Gemeinde profitiere enorm vom AKW: „Ein wichtiger Teil unseres Budgets besteht aus Entschädigungen für die Flächennutzung, die wir vom Kraftwerk bekommen. Dieses Geld investieren wir in die Entwicklung unserer Gemeinde.“
Bürgermeister: „Keinen Grund zur Sorge“
In Kärnten ist das Atomkraftwerk Krško umstritten, weil es sich auf einer Erdbebenlinie befindet. Besorgt ist der Bürgermeister aber nicht: „Für den Bau und den Betrieb des AKWs gelten sehr strenge Vorgaben und es gibt regelmäßig genaue Kontrollen. Deshalb gibt es keinen Grund zur Sorge.“
Die Betreiber des AKWs seien ständig im Gespräch mit der Gemeinde und kommunizieren sehr transparent. Daher gebe es in der Bevölkerung ein großes Vertrauen. Das sagt auch Tajana Dvoršek vom lokalen Bürgerservice: „Als es Anfang Oktober zu einem Leck im AKW gekommen ist, sind wir sofort verständigt worden. Bis heute haben wir keinen einzigen Anruf bekommen von Menschen, die deshalb besorgt wären.“
Bevölkerung vertraue den Sicherheitsstandards
Das zeige, wie sehr die Bevölkerung den Sicherheitsstandards vertraut. Tajana Dvoršek ist für den Bau eines zweiten Atomreaktors in Krško: „Erneuerbare Energie ist wichtig – wir wissen aber, dass Sonne und Wind keine stabilen Energiequellen sind. Zahlen und Studien werden wahrscheinlich bald belegen, dass wir den zweiten Block brauchen, um auch in Zukunft genug Strom zu haben." So sieht das auch ein Großteil der slowenischen Politik. Ministerpräsident Robert Golob und seine Regierung stehen geschlossen hinter dem Ausbau des AKWs- mehr dazu in AKW Krsko soll massiv ausgebaut werden.
Eine der wenigen Gegenstimmen kommt von der grünen Partei Vesna, die nicht im Parlament sitzt. Ihr Vorwurf: Die Regierung denke über Alternativen gar nicht nach. Sprecher Uroš Macerl: „Wir haben zwei Optionen: Ein Slowenien mit Atomkraft und eines ohne. Beide Möglichkeiten müssen genau untersucht werden. Die Menschen müssen über Vor- und Nachteile aufgeklärt werden.“
Ausbau würde Jahrzehnte dauern
Ein weiteres Argument der Vesna-Partei: Der Ausbau des Atomkraftwerks würde Jahrzehnte dauern, laut Schätzungen der Regierung fast bis 2050: „Das AKW liegt in ferner Zukunft. Die Sonne scheint aber jeden Tag gratis, ein Geothermiekraftwerk steht in Slowenien schon und der Wind bläst, ohne dass wir ihn nützen.“ Ob das Atomkraftwerk Krško vergrößert wird, soll in den nächsten fünf Jahren endgültig entschieden werden. Auch eine Volksabstimmung ist geplant.