Schon die Anreise nach Guntschach gleicht einem Abenteuer. Der Fährbetrieb mit der Valentinsfähre von Glainach aus ist eigentlich für Radtouristen ausgelegt und wird auf freiwilliger Basis vom Verein sonn- und feiertags betrieben.
Andreas Schmautz von der Valentinsfähre Glainach sagt, dass der Fährbetrieb ab September offiziell eingestellt werde: „Dann schauen wir, was wir weiter machen werden.“ Auch der Assistenzeinsatz des Bundesheeres, der unter der Woche den Fährbetrieb übernahm, endet dann.
Feuerwehrmann Florian Povoden gründete in den vergangenen Tagen gemeinsam mit seinem Bruder und anderen Männern des Ortes eine Einsatztruppe, um die 70 Bewohner von Guntschach und ihre Häuser während des Unwetters zu schützen. An mehreren Stellen im Ort waren Muren abgegangen. Gefährdete Bereiche wurden mit Sandsäcken gesichert. Man hilft sich selbst, auch bei der Müllentsorgung.
Einige Familien ziehen vorläufig in Notunterkünfte
Doch weil die Versorgung der Bewohner immer schwieriger wird, haben die Behörden den Bewohnern Ersatzquartiere angeboten. Schwierig wird es ohne Landweg nach Guntschach vor allem für Familien, wenn im Herbst die Schule wieder beginnt. Martina Povoden sagt, sie werde die Ortschaft vorübergehend verlassen, weil es sich mit dem Schultransfer nicht ausgehe: „Das zweite Schuljahr ist doch wichtig. Wir haben im ersten Schuljahr schon sehr viel versäumt. Wir werden das Angebot einer Notunterkunft in Anspruch nehmen.“
Landwirt will alle zwei Tage nach Tieren sehen
Auch mehrere landwirtschaftliche Betriebe sind betroffen. Landwirt Markus Barl lagerte seine Pferde bereits aus, Schafe und Hühner bleiben vorerst in ihrer gewohnten Umgebung: „Ich werde jeden zweiten Tag durch den Wald herunterspazieren, um die Tiere und das Haus zu versorgen. Man muss schauen, ob alles passt, weil es kann ja auch einen Wasserrohrbruch geben oder beim Strom etwas sein. Es ist nicht so, dass wir komplett weg sind. Am Wochenende werden wir schauen, immer daheim zu sein.“
Bewohner: Aus Wut wurde Verzweiflung
Es gibt aber auch Menschen, die ihren Hof nicht alleine lassen wollen. Sie fühlen sich acht Monate nach dem Felssturz und der fehlenden Sanierung der Gemeindestraße von den Behörden endgültig im Stich gelassen. Rupert Pogoriutschnig sagt, er sei nicht mehr in der Phase der Wut, sondern in der Phase der blanken Verzweiflung: „Man kann seinen Alltag nicht mehr planen. Jetzt ist die Situation natürlich noch schlimmer. Man plant nur mehr von einem Tag auf den anderen.“
Nicht nur die Versorgung mit Heizmaterial wird ohne Verbindungsweg ein Thema, es fehlen auch Informationen, etwa was die medizinische Notfälle betrifft. Herausforderungen, mit denen Behörde und Gemeinde offenbar schon zu lange kämpfen.