Assistenzeinsatz Kärnten Fähre Bundesheer
Bundesheer/Arno Pusca
Bundesheer/Arno Pusca
Verkehr

Fährbetrieb nach Guntschach startet

Laut dem Katastrophenschutz des Landes werden die Aufräumarbeiten nach den Unwettern vergangene Woche vielerorts noch dauern. Das Bundesheer hat am Samstag den Fährbetrieb über die Drau aufgenommen. Die Bewohner von Guntschach konnten tagelang nur aus der Luft versorgt werden.

Eine Stunde braucht die Fähre des Bundesheeres von Guntschach bis Rottenstein. Vier Kilometer geht es die Drau flussauf- und flussabwärts.

Sicherungsarbeiten mit schwerem Gerät

Obwohl das Bundesheer am Samstag auch erstmals Autos der Guntschacher über die Drau transportierte, stehe das nicht im Vordergrund, so Thomas Enenkel vom Einsatzstab des Bundesheeres: „Wir müssen den Fährverkehr hauptsächlich für den Steintransport der Wildbach- und Lawinenverbauung freihalten. Dazwischen bringen wir ziviles Gerät hin und her. Aber einen ständigen Übersetzbetrieb für private Fahrzeuge sicherzustellen ist im Rahmen der Assistenzleistung nicht möglich.“

Soldat lotst Auto auf Fähre bei Guntschach
Bundesheer/Arno Pusca
Ein Privat-Pkw wird auf die Fähre gelotst

Ab Montag wird schweres Gerät ans andere Ufer gebracht. Die tonnenschweren Muldenkipper werden für weitere Sicherungsmaßnahmen in Guntschach gebraucht. Das Bundesheer wird bis September an der Drau im Einsatz bleiben.

Assistenzeinsatz Guntschach Fähre
Bundesheer/Christian Debelak

Seit Samstag ist auch die Valentinsfähre, eine private Fähre, wieder im Einsatz. Wegen des Hochwassers war sie in den vergangenen Tagen nicht auf der Drau unterwegs.

Pioniere Bundesheer Aufräumarbeiten Faltstraße Guntschach
Bundesheer
Die Faltstraße soll die Zufahrt erleichtern

Aufräumarbeiten dürften noch Monate dauern

Temperaturen bis 31 Grad am Samstag sind für die Einsatzkräfte eine Herausforderung, für die labilen Hänge aber ein Segen. Dadurch kann sich das Erdreich weiter stabilisieren, und Häuser, die derzeit noch bedroht sind, könnten bald wieder freigegeben werden, sagt Christian Gamsler vom Katastrophenschutz des Landes: „Es gibt massive Schäden an der öffentlichen Infrastruktur und am ländlichen Wegenetz in den Gemeinden. Hangrutschungen in vielen Bereichen sind noch zu sichern. Die Zerstörungen müssen noch über Wochen und Monate entschärft werden.“

Bisher 13.000 Einsatzstunden

13.000 Stunden leisteten die Einsatzkräfte seit den sintflutartigen Regenfällen, noch viele werden dazukommen. Allein 249 Straßen wurden im Zuge der Unwetter beschädigt, unterspült, weggerissen, abgebrochen oder vermurt. Nach acht Tagen beendeten die niederösterreichischen Feuerwehren am Samstag ihren Hilfseinsatz. Sie waren täglich mit fünfzig Feuerwehrleuten im Einsatz gewesen.

Ein Hubschrauber Agusta Bell 212 steht weiterhin für Erkundungs- und Transportflüge bereit. Der „Black Hawk“ beendete seinen Einsatz in Kärnten. Insgesamt transportierten die beiden Bundesheerhubschrauber in Kärnten bei bisher 194 Starts und Landungen 263 Personen und mehr als 19.000 Kilogramm Last. Bei den Flügen seilten sich auch fünf Spezialisten mit einer Seilwinde aus einem schwebenden Hubschrauber in unwegsames Gelände ab.

ORF-Reporter in betroffenen Unwettergebieten

Bernd Radler und Lisa Natmessnig (beide ORF) melden sich aus St. Paul im Lavanttal und Eisenkappel-Vellach. Sie sprechen über die Lage in den betroffenen Unwettergebieten.

Vier Mio. Euro Schaden in Eisenkappel-Vellach

In Bad Eisenkappel-Vellach wird der entstandene Gesamtschaden auf vier Millionen Euro geschätzt, so Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik: „Wir haben an der Gemeindeinfrastruktur und an Gemeindestraßen Schäden, die sich jenseits der zwei Millionen Euro bewegen werden. Natürlich sind auch viele Bauernhöfe betroffen, wo es auch an den Straßen massive Schäden gibt. Vier sind noch immer nicht erreichbar.“ Es werde noch Monate in Anspruch nehmen, um annähernd den Zustand von vor den Unwettern wiederherzustellen, so Lobnik.

Mure droht Leppenbach zu verlegen

Für drei Gräben herrscht nach wie vor eine Zivilschutzwarnung. Am Freitag wurden noch einige Erdrutsche gemeldet. Drei Gefährdungsbereiche wurden von den Geologen festgestellt. „Wir haben eine Mure entlang des Leppenbaches entdeckt, die droht, in den Leppenbach zu stürzen. Dort patrouilliert die Polizei im Sechsstundentakt, um Veränderungen wahrzunehmen und diese zu melden.“ Durch die günstige Witterung entspanne sich die Lage aber zunehmend, so das Gemeindeoberhaupt.

Gemeinde und Betroffene hoffen auf Hilfe durch Land und Bund sowie auf besseren Schutz vor künftigen Rutschungen.

Rückkehr zur Normalität im Lavanttal

Auch wenn in der Gemeinde St. Paul im Lavanttal das Trinkwasser nach wie vor bis auf Weiteres abgekocht werden muss, versuchen die Menschen sonst wieder zur Normalität zurückzukehren, sagt Bürgermeister Stefan Salzmann: „Für die meisten Leute ist wieder so etwas wie Alltag eingekehrt. Auch die Feuerwehr ist wieder zum normalen Betrieb zurückgekehrt, die Einsatzbereitschaft wurde wiederhergestellt. Alles wurde getrocknet, und Schäden werden noch begutachtet. Heute findet eine Hochzeit statt, gestern wurde das Gackern eröffnet. Wir kehren wieder zurück zur Normalität.“

Insgesamt waren 500 Wohnobjekte von Überschwemmungen betroffen. 81 Häuser wurden am 4. August evakuiert. „Alle Bewohner konnten wieder dorthin zurückkehren“, so Salzmann. Aktuell seien noch die Bewohner eines Objektes dazu aufgefordert, sich nur im ersten Stock aufzuhalten.

Geologenrat bei Baulandwidmungen künftig nötig

Schon jetzt sei laut dem Bürgermeister von St. Paul klar, dass nicht wie bisher weitergebaut werden könne: „In Zukunft werden wir noch schärfer darauf schauen, wo gebaut wird. Wir werden vermutlich auch Geologen zu Baulandwidmungen befragen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Zukunft noch neben Bächen gebaut werden kann. Ich denke, dass der Respektabstand vor Gefahrenzonen noch größer werden wird. Wir werden eher enger zusammenrücken und im Ort nachverdichten, als neu in Gefahrenlagen zu bebauen.“

Damit liegt der St. Pauler Bürgermeister auf einer Linie mit dem zuständigen Landesrat Daniel Fellner (SPÖ), der bereits durchklingen ließ: Es werde Zonen in Kärnten geben, in denen nicht mehr gebaut werden kann.

Stift St. Paul Hangrutsch
ORF
Abgesicherter Hang vor dem Stift St. Paul

Hangrutsch bedroht Stift St. Paul

Das Stift St. Paul überstand Jahrhunderte, doch die Niederschläge vor einer Woche ließen Teile der Klostermauer abrutschen. Der Forstmeister des Stiftes St. Paul, Bernhart Binder, hofft, dass das Stift auf Fels gebaut wurde: „Wir sind nicht ganz sicher, deshalb mussten erste Maßnahmen gesetzt werden. Die Feuerwehr hat am Montag den Hang mit Planen abgedichtet. Jetzt heißt es, circa 300 Lkw-Fuhren an Schotter hereinzuführen und zu verdichten, damit ein Widerstand gegen den Hangrutsch entsteht.“

Land evaluiert Schäden an Sportstätten

Die Unwetter haben auch Kärntens Sportinfrastruktur zum Teil stark beschädigt. Die etwa 1.600 Kärntner Sportvereine wurden schriftlich informiert, um unbürokratisch Schäden zu melden. Vereinshäuser, Spielstätten, Fußballfelder, Tennisplätze und viele weitere Stätten sind betroffen. Etwaige Schäden der Sportstätten können auch schriftlich an die Sportkoordination des Landes unter der E-Mail-Adresse abt6.sport@ktn.gv.at gemeldet werden.

Bundesheer Hilfseinsatz Slowenien Lieferung Hilfsgüter mit Hubschrauber
Bundesheer
Bundesheerhilfseinsatz in Slowenien

Hilfseinsatz in Slowenien beendet

In Slowenien waren seit Mittwoch zwei Bundesheerhubschrauber Einsätze geflogen. Bei knapp 150 Flügen ging es darum, einheimische Spezialisten zum Wiederaufbau des Stromnetzes zu Schadstellen zu fliegen und die Bevölkerung mit notwendigen Gütern – Lebensmitteln, Medikamenten, Trinkwasser und Werkzeug – zu versorgen. Teilweise wurden sogar tonnenschwere Sanitärcontainer geliefert. Auch eine verletzte Frau wurde aus einem Krisengebiet zur nächsten Rettungsstation geflogen. Insgesamt wurden im Nachbarland 117 Personen und rund 29.000 Kilogramm Last transportiert.