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Villach startet Impf-Lotterie

Die Stadt Villach setzt jetzt auch auf eine Impf-Lotterie und will bis Silvester 3.000 Personen zu einer Covid-Impfung motivieren. Mittlerweile erhielten rund sechs Prozent der Geimpften in Kärnten ihre dritte Auffrischungsimpfung. Das nationale Impfgremium empfiehlt diese sechs Monate nach der zweiten Impfung.

Bereits nachgeimpft wurden jene Menschen in den Alten und Pflegeheimen, die im Jänner als erste geimpft wurden. Die Studien zeigen laut nationalem Impfgremium eindeutig, dass die Schutzwirkung nach sechs Monaten nachlässt, sagt der Infektionsexperte der KABEG, Jörg Weber: „Durch die Delta-Variante haben wir eine höhere Infektiosität und die Antikörper nehmen schneller ab, als vermutet wurde.“

Weber vergleicht den Effekt mit einer Demonstration: „Die Polizisten sind unsere Antikörper, die den Demonstranten, also dem Virus, gegenüberstehen. Wenn die Demonstranten mehr und die Polizisten weniger werden muss man auf der Seite der Polizei eine Verstärkung machen. Das heißt, mehr Antikörper generieren, also Nachimpfen.“

Jörg Weber KABEG
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Jörg Weber

Co-Faktoren führen zu Impfdurchbrüchen

Kritiker behaupten, die steigende Zahl an Impfdurchbrüchen zeige, dass die Impfung nicht wirke. Laut Weber seien die Geimpften, die erkranken, meist mit leichteren Verläufen konfrontiert: „Sie haben Schnupfen und Halsweh. Das sehen wir dann, je länger wir von der Zweitimpfung weg sind. Die im Jänner Zweitgeimpft wurden sind Risikogruppen – alte oder besonders exponierte Menschen im Gesundheitsbereich. Dort nimmt der Antikörperspiegel ab. Sie haben meist leichte Verläufe, Intensivaufenthalte sind selten und wenn, dann werden sie überlebt.“

Intensivstation Coronavirus
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Es sei richtig, dass geimpfte Patienten auf der Intensivstation einen Impfdurchbruch hätten, aber sie haben einen wesentlichen Co-Faktor, der diesen begünstigt. Fettleibigkeit oder Diabetes mellitus oder jahrelanges Rauchen würden dies begünstigen. Weber: „Wenn ich auf der einen Seite etwas tue und mich impfen lasse und auf der anderen Seite systematisch an meinem Körper einen Raubbau betreibe, dann geht sich das nicht aus.“

Eine Überimpfung gibt es nach bisherigen Studien nicht. Somit brauchen – nach den bisherigen Studien – auch Genesene eine dritte Impfung, „um zu einer kompletteren Immunität zu kommen“.

Welcher Impfstoff für dritte Impfung?

Prinzipiell wird auch für die dritte Impfung das gleiche Vakzin empfohlen, sofern es sich um einen mRnA Impfstoff handelt.

Nur auf die Vektorimpfstoffe, also zum Beispiel auf Astra Zeneca, werden automatisch mrnA-Impfstoffe gegeben, weil das laut Studien die Wirkung deutlich verbessern soll. Ein Mischen von mrnA-Impfstoffen wird nicht empfohlen. Darüber gibt es zuwenig Daten.

Grafik zu Auffrischungsimpfungen
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Einzige Ausnahme: Für Menschen unter 30 Jahren wird vom nationalen Impfgremium die dritte Impfung mit Biontech Pfizer empfohlen – auch jenen, die zuvor mit Moderna geimpft wurden. Grund dafür ist das leicht erhöhte Risiko einer Herzmuskelentzündung. Das sei eine sehr seltene Nebenwirkung beim Moderna Vakzin.

Die Auffrischungsimpfung kann in Ausnahmefällen bereits ab vier Monate nach dem Zweitstich erfolgen. Dazu zählt etwa eine zweimalige Impfung mit Astra Zeneca, der Antritt einer längeren Reise oder besonders hohes Risiko einer Ansteckung – Stichwort Krankenhausmitarbeiter.

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Auffrischung bei vielen Impfungen empfohlen

Wie lange die dritte Impfung wirkt kann man aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Die Langzeitdaten dazu fehlen noch. Laut Weber würden Impfstoffe immer wieder mit neuem Virenmaterial „geboostert“, wodurch es zu einer neuen Antikörperproduktion komme: „Wir wissen, dass das bei der FSME-Impfung alle fünf Jahre nötig ist bzw. wenn man älter ist alle drei Jahre. Die Tetanus-Impfung soll alle zehn Jahre aufgefrischt werden und die Grippeimpfung jährlich. Ich kann mir vorstellen, dass das bei Covid auch jährlich ist. Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass es zwischen einem und zehn Jahren sein wird“, sagt der Infektionsexperte der KABEG.

Villach: 3.000 Impfungen bis Silvester

Die Stadt Villach strebt weitere 3.000 Erstimpfungen gegen das Coronavirus bis Silvester an. Damit wäre eine Impfquote von 70 Prozent erreicht, sagt Bürgermeister Günther Albel. Werde das Ziel gemeinsam erreicht, werden unter der Bevölkerung als Dankeschön Preise verlost, unter anderem City-Shop-Gutscheine im Wert von 3.000 Euro, die in Villacher Betrieben eingelöst werden können, heißt es von der Stadt. Die Impfaktion unter dem Titel „Challenge 3.000“ startet am Dienstag.

CoV-Verschärfungen in Aussicht

Am Sonntag entscheiden die Länderchefs und die Bundesregierung, ob es einen bundesweit einen Lockdown für Ungeimpfte geben wird – viele Fragen sind offen. Kärnten hat sich dazu bisher skeptisch gezeigt, nun aber Verschärfungen in Aussicht gestellt.

Aktuelle Zahlen

Die Coronaviruszahlen des Landes sind weiterhin hoch: 946 Neuinfektionen wurden in den vergangenen 24 Stunden verzeichnet. Das ist um eine mehr als am Freitag. Damit ist der Negativrekord wieder gebrochen worden. Aktuell gelten 6.419 Menschen in Kärnten als CoV-infiziert. In den Krankenhäusern bleibt die Lage nahezu unverändert: 156 Menschen müssen stationär, davon 31 intensivmedizinisch behandelt werden. Das ist ein patient weniger als zuletzt. Vier Menschen starben seit Freitag an oder mit dem Coronavirus. Zu erwarten sei eine Steigerung der Auslastung in den Krankenanstalten. „Unser Bundesland liegt, die 7-Tage-Inzidenz betreffend, gleich hinter Oberösterreich und Salzburg“, hieß es am Samstag vom Land Kärnten.

Kein vorzeitiges Freitesten mehr möglich

Beim Contact-Tracing hält sich Kärnten derzeit an die Empfehlung der Bundesregierung, Kontaktpersonen der Kategorie nicht vorzeitig aus der zehntägigen Quarantäne freizutesten. Auch damit soll das epidemiologische Geschehen eingebremst werden. Ungeimpft, bestätigt Positive mit leichten Symptomen werden nach 14 Tagen und 48 Stunden Symptomfreiheit aus der Quarantäne entlassen. Auch hier gibt es kein Freitesten mehr. Das Gesundheitsamt bewertet die Situation in einem Gespräch vor Ablauf des Absonderungsbescheides. Für alle anderen gelten die bisherigen Quarantänebestimmungen, hieß es am Samstag vom Land nach einer Sondersitzung des Coronavirus-Koordinationsgremiums.

Koordinationsgremium: Keine Infos zu neuen Regeln

Ob es in Kärnten schärfere Maßnahmen geben wird bleibt vorerst offen. Die Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Kontaktreduktionen seien sicher wesentliche Schritte, so Covid-Sprecher Gerd Kurath. Auch über eine Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht wurde am Samstag diskutiert. Bevor neue Maßnahmen bekanntgegeben werden solle jedoch das für Sonntagvormittag anberaumte Gespräch zwischen Bund und Ländern abgewartet werden, hieß es.

Der Präsenzunterricht an Kärntens Schulen soll vorerst aufrecht bleiben. Eine generelle Homeoffice-Verordnung sei für den Landesdienst nicht geplant. Sonderregelungen in einzelnen Bereichen seien aber denkbar, wie etwa beim Landespressedienst. So werde eine Ausfallssicherheit im Fall von Covid-Infektionen garantiert, bestätigte Gerd Kurath.

Für Dienstag wurde eine neue Lieferung an Gurgeltests angekündigt. Pro Woche sollen insgesamt wieder 120.000 Tests zur Verfügung gestellt werden können.