Labor
ORF
ORF
Coronavirus

Acht weitere CoV-Tote in Kärnten

Seit Donnerstagfrüh gibt es 206 Neuinfektionen, das sind weniger als zuletzt, wobei im Laufe des Tages weitere nachgemeldet werden sollen. Seit Donnerstag sind auch um acht Todesopfer mehr in Kärnten bekannt, Grund für diesen Anstieg seien verzögerte Nachmeldungen, heißt es.

Die bereits angespannte Coronavirus-Situation in Kärnten hat sich bis Freitag weiter verschärft. „Die Lage spitzt sich zu“, sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst. Acht weitere Tote, die an Covid-19 erkrankt waren, wurden gemeldet. Sie hatten nicht in einem Spital gelegen, sondern dürften im Laufe dieser Woche in Heimen gestorben sein, meinte Kurath, man müsse aber noch recherchieren. Insgesamt gibt es damit 36 Covid-19-Todesfälle in Kärnten.

Probleme mit Datenbank

Mit dem EMS, der epidemiologischen Datenbank, gab es „massive Probleme“. Laut den vorhandenen Daten gab es 206 Neuinfektionen. „Wir gehen davon aus, dass es mehr sind“, so Kurath. Labore könnten nämlich teilweise keine Daten eingeben, Bezirksbehörden nicht auf sie zugreifen. Zudem habe das Berichtswesen in der angespannten Situation eine nachrangige Priorität. Beim Contact-Tracing werde nun auch in Kärnten eine Prioritätenliste angewandt. Die Menschen würden auch zunehmend aggressiver, wenn sie sehr lange auf Testergebnisse warten müssten. Immer mehr würden auch Tests verweigern.

Mehr Menschen im Krankenhaus

In den Spitälern mussten erneut mehr Menschen behandelt werden. 128 Patienten lagen im Krankenhaus, elf von ihnen auf einer Intensivstation – das waren zwölf mehr auf einer Normalstation und einer mehr in Intensivbehandlung als noch am Donnerstag in der Früh. Entsprechend wurden in den Krankenhäusern Bereiche für Covid-19 vergrößert. „48 stationäre Betten sind aktuell noch verfügbar für Covid, intensiv sind es 29“, sagte Kurath. Wenn mehr Betten benötigt werden, werde weiter aufgestockt.

Pflegeschüler sollen aushelfen

Viele Coronavirus-Fälle traten zuletzt in den Pflegeheimen auf, in einigen Heimen gibt es auch Personalprobleme, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenfalls infiziert oder in Quarantäne sind. Dringend Entlastung für die Heime hatte FPÖ-Landesobmann Gernot Darmann in einer Aussendung gefordert.

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, dass nun Pflegeschüler und Schülerinnen in den Heimen aushelfen sollen „Das sind Schülerinnen und Schüler, die knapp vor dem Ende ihrer Ausbildung sind, das heißt sie sind gut geschult auch was Hygiene-Maßnahmen betrifft. Sie könnten freiwillig in den Pflegeheimen mitarbeiten. Was wir voraussetzen, ist, dass auch für sie die höchsten Sicherheitskriterien gelten. Ab nächster Woche finden dann wöchentliche Tests bei Mitarbeitern statt“, so Prettner. Auch die Maßnahmen bezüglich Mund-Nasen-Schutzmasken werden verschärft, sie müssen während der Arbeit getragen werden. In der letzten Wochen seien 120.000 Stück MNS-Masken ausgeliefert worden, so Prettner.

Contact-Tracing gerät an Grenzen

Auch die Kontakt-Verfolgung von Infizierten gerät immer mehr an ihre Grenzen. Österreichweit wird nur mehr bei jedem vierten Infizierten geklärt, wo und bei wem er sich mit Covid-19 angesteckt hat, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). In Kärnten klagen die Bezirksbehörden auch darüber, dass Bürger immer wieder den angeordneten Coronavirus-Test verweigern würden.

Schulschließungen soll es vorerst keine geben, auch das sagte der Gesundheitsminister bei der Pressekonferenz. Er will bis nächste Woche abwarten, wie sich der Lockdown auswirkt.

Kaiser gegen Schulschließungen

Unterdessen bekräftigte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) seine ablehnende Haltung zu Schulschließungen im Zuge des Lockdowns: „Ich fordere sowohl vom Bundeskanzler, als auch von Vizekanzler und Gesundheitsminister ein klares Bekenntnis, die Bildungseinrichtungen – Kindergärten ebenso wie Pflichtschulen – jedenfalls offen zu halten“, so Kaiser in einer Aussendung des Landespressediensts.

Die Arbeiterkammer erklärte unter Verweis auf eine Umfrage unter gut 300 Eltern in Kärnten, dass im Frühjahr fast die Hälfte zeitliche Probleme dabei hatte, Kinder beim Lernen zu unterstützen. Jede zweite Familie könne die Kinderbetreuung bei erneuten Schulschließungen nicht sicherstellen. Vom Bund heißt es, dass die Pflichtschulen vorerst offen bleiben und Slowenien setzt nun auch Kärnten auf die rote Liste.

Coronavirus-Cluster in Windisch-Kaserne

Ein Coronavirus-Cluster in der Klagenfurter Windisch-Kaserne ist mit Stand Freitag auf 20 Infizierte angewachsen. Rund 80 Soldaten kommen nun wieder in häusliche Quarantäne, hieß es in einer Aussendung des Militärkommandos. Nächste Woche sollen weitere Tests erfolgen. Viele der positiv Getesteten haben auch Fälle im persönlichen Umfeld – mehr dazu in Windisch-Kaserne: 20 positive CoV-Fälle. „Wir können nicht ausschließen, dass sich der eine oder andere in der Kaserne angesteckt hat, aber die Masse dürfte sich außerhalb angesteckt haben“, so Ralf Gigacher, Sprecher des Militärkommandos.

Bei der von den Covid-19-Fällen betroffenen Kompanie handelt es sich um eine Ausbildungskompanie für Grundwehrdiener. Unter den aktuell 270 Soldaten im Assistenzeinsatz in Kärnten – 150 davon unterstützen die Gesundheitsbehörden bei Grenzkontrollen und beim Contact Tracing, die übrigen sind an den Grenzen im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz – gab es laut Gigacher zunächst keine Corona-Infizierten.

Team Kärnten: Nicht mehr im Griff

Team Kärnten Obmann Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung, die Landesregierung dürfte ebenso wie die involvierten Behörden aus der ersten Coronavirus-Welle nichts gelernt haben. Er kenne Fälle, in denen Betroffene über eine Woche auf das Ergebnis ihres amtlichen Coronatests warten mussten. Schwachstellen sieht Köfer beim EMS, der epidemiologischen Datenbank, und im Bereich der Gesundheitsbehörden, wo Bürger teilweise nicht einmal mehr eine Auskunft bekommen. Es brauche sofortige Schwerpunktsetzungen und zusätzliches Personal im Bereich der Pflegeheime und weitere personelle Unterstützung für die Gesundheitsbehörden, damit Bürger schnellere und bessere Auskünfte bekommen, so Köfer.

FPÖ: Endlich Schnelltests

FPÖ-Obmann Gernot Darmann sagte, Vorarlberg verwende seit 9. Oktober Antigen-Schnelltests, Kärnten entschließe sich leider erst jetzt mit wochenlanger Verspätung dazu. Eine offensive Nutzung dieses schnellen Coronavirus-Nachweises sei überfällig, weil es derzeit tagelange Verzögerungen bei den Abklärungen gebe. Damit sinken die Chancen, Ansteckungsketten zeitnah stoppen zu können. Er verweist auf einen weiteren akuten Missstand im Coronavirus-Krisenmanagement – so kommen zwar mehr Mitarbeiter für das Contact Tracing zum Einsatz. Aber es nütze nichts, wenn diese Mitarbeiter die Kontaktpersonen ermitteln, aber deren Daten tagelang herumliegen, weil die Quarantäne-Bescheide erst mit tagelanger Verspätung ausgestellt werden.