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Coronavirus

Contact-Tracing an Belastungsgrenze

Es ist mühevolle Kleinarbeit: Das Contact-Tracing, das Nachverfolgen der Kontakte jener Menschen, die positiv auf den Erreger Sars-Cov-2 getestet worden sind. Trotz Ausweitung der Kapazitäten stößt die Nachverfolgung zunehmend an ihre Grenzen.

Jürgen Pernigg ist einer von 15 Mitarbeitern des Villacher Gesundheitsamtes, die derzeit mit Contact-Tracing beschäftigt sind. Sobald jemand in der Stadt positiv auf Sars-Cov2 getestet wurde, ist er und seine Kollegen am Zug.

Es gilt sämtliche Personen mit denen nachweislich Infizierte – aber auch Verdachtsfälle – die letzten zwei Tage vor Ausbruch von Symptomen Kontakt hatten, ausfindig zu machen. Pernigg: „Sie werden aufgefordert, eine Liste zu erstellen, damit wir dann, wenn der Test positiv ist, die Kontaktpersonen schon bereit haben“, so Pernigg.

Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes telefoniert
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Jürgen Pernigg vom Villacher Gesundheitsamt

Unterstützt werden die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes von sechs Bundesheer-Soldaten, 20 Kollegen aus dem Magistrat ermöglichen zudem eine Spitzenabdeckung. Positive Testergebnisse werden über das epidemiologische Meldesystem eingepflegt.

Quarantäne für Kontaktpersonen 1

Personen, die mit einem Virusträger Kontakt hatten, gelten als Kontaktpersonen der Kategorie 1 und müssen sich ebenfalls in Quarantäne begeben. Darunter sind jene Personen zu verstehen, die einen engen Kontakt mit einem positiv Getesteten hatten, sprich länger als eine Viertelstunde mit diesem verbracht haben, wobei die Distanz laut Definition unter zwei Meter betragen muss, erklärt Amtsärztin Siegrun Nusser. Kontaktpersonen bekommen vom Gesundheitsamt Absonderungsbescheide zugestellt, parallel dazu wird die Einhaltung der Quarantäne ebenfalls vom Magistrat überprüft.

Contact Tracer bei der Arbeit

Seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr ist das Nachverfolgen der Kontakte von infizierten Menschen eine wichtige Aufgabe. Es ist mühevolle Kleinarbeit, mit der die sogenannten „Contact Tracer“ alltäglich konfrontiert sind. Ein Lokalaugenschein im Magistrat in Villach.

Tests dauern bis zu acht Tage: „Handlungsbedarf“

Unterdessen werden Stimmen laut, die das Contact-Tracing an der Kapazitätsgrenze sehen. Ein weiteres Problem ist die lange Dauer der Testverfahren. Bis ein Testergebnis feststeht, dauert es oft bis zu acht Tage, so Alfred Winkler, der Leiter des Villacher Gesundheitsamtes. „Wenn ich heute jemanden frage, wo er vor acht Tagen war und wen er vor zehn Tagen getroffen hat, dann brauche ich den gar nicht mehr absondern, weil bis dahin ist diese zehn Tage Quarantäne-Frist vorbei. Da gibt es aus unserer Sichte einen massiven Handlungsbedarf“, sagt der Leiter des Villacher Gesundheitsamtes Alfred Winkler.

Infektions-Aufklärungsrate nur noch 40 Prozent

Unterdessen hat das Land Kärnten gehandelt und den Vertrag mit einem als säumig kritisierten Institut außerhalb Kärntens gekündigt – ein anderes wird die Aufgabe übernehmen. Weiterhin problematisch seien unspezifische Coronavirus-Fälle ohne zuordenbare Cluster. Derzeit würden in Kärnten nur noch 40 Prozent der Ansteckungsquellen geklärt, bei mehr als der Hälfte der Fälle gelingt das also nicht mehr.