Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab für Osttirol und den Bezirk Hermagor eine rote Wetterwarnung wegen starker Niederschläge, vor allem Schnee, heraus. Im westlichen Oberkärnten schneit und regnet es derzeit stark. Das Problem: Die Schneefallgrenze pendelt zwischen 1.000 und 1.700 Meter Höhe. Für die Bezirke Feldkirchen, Klagenfurt-Land, Spittal, Villach-Stadt und Villach-Land gibt es eine orange Warnung für starke Regenfälle.
Wie viel Regen kann der Schnee aufnehmen
Regnet es weit hinauf, fließt mehr Wasser ab. Der Schnee der schon da ist, ist schwer. Viele Schutzwälder sind beim Sturmtief Vaja im Vorjahr zerstört worden, Hänge drohen abzurutschen. Es bestehe aus jetziger Sicht kein Grund zur Panik, heißt es. Aber die Wettersituation sei noch schwer einschätzbar.
„Die schwankende Schneefallgrenze ist ganz schwierig auch von den Auswirkungen her für die Straßenmeistereien was die Räumung betrifft, Probleme durch Schneebruch. Aber auch die Niederschlagsmengen und das Zusammenspiel von Schnee und Regen. Die Frage ist, wie viel Regenwasser kann der Schnee aufnehmen, bevor es zum Abfluss kommt. Da sind wir Meteorologen sehr gefordert“, sagt Gerhard Hohenwarter von der ZAMG.
Lawinen, Hochwasser und Sturm
Der Landeskrisenstab tagte in Klagenfurt, um auf die aktuellsten Prognosen reagieren zu können, denn es soll drei intensive Niederschlagswellen geben. Sie bringen drei Gefahren mit sich: Lawinen, Hochwasser und Sturm. Schwer einzuschätzen sei derzeit die Schneefallgrenze, sagt Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ): „Ein Grad bei der Temperatur auf oder ab kann bedeuten, ob wir viel Wasser abzuleiten haben oder ob die Schneedecke steigt und damit die Lawinengefahr.“
Die Lawinengefahr ist speziell im Lesachtal und Oberen Mölltal groß, da das Sturmtief Vaia große Flächen an Schutzwald vernichtet hatte und aktuell die Böden noch nicht gefroren waren – mehr dazu in Große Lawinengefahr in Oberkärnten. Das Bundesheer stationierte mehrere Hubschrauber in Oberkärnten und Osttirol.
Hubschrauber bliesen Schnee von Bäumen
Am Donnerstag wurden Erkundungsflüge durchgeführt und im Mölltal das sogenannte „Downwashing“ betrieben, mit dem Wind der Rotorblätter wurden Bäume von der Schneelast befreit. Fellner sagte, die Gemeinden kennen ihre Hotspots am besten. Die Lawinenkommissionen haben dies auch im Auge. Man könne rechtzeitig evakuieren, sollte Gefahr auftreten. Ein Thema für die Einsatzkräfte ist vor allem der Wind, so Fellner. Die stärksten Windspitzen werden für Freitagabend erwartet.
Um die Hochwassergefahr möglichst abfedern zu können, wurde an den Drau-Kraftwerken bereits mit dem Absenken der Pegel begonnen, so Fellner: "Gestern haben wir mit einem maximalen Durchfluss in Lavamünd gerechnet, rund 1.600 Kubikmeter pro Sekunde. Heute hat es sich auf 1.500 Kubikmeter leicht entspannt, das bedeute aber Unterkante Oberlippe. „Denn wir bauen in Lavamünd gerade den Hochwasserschutz. Jetzt haben wir massive Anstrengungen, die Baustelle so vorzubereiten, dass wir wieder auf die Grenzwerte kommen, die es vorher gegeben hat.“
Kleinere Überflutungen erwartet
Je nach tatsächlicher Niederschlagsmenge können zumindest kleinräumige Überflutungen nicht ausgeschlossen werden. Man gehe laut Fellner eher von den kleinere Gewässern aus. Bei den großen arbeite man intensiv daran, dass nichts passiere. Alle Einsatzorganisationen, KELAG, Verbund und andere seien jedenfalls in Alarmbereitschaft. Am Samstag wird der Landeskrisenstab neuerlich zusammenkommen, um die aktuellsten Prognosen zu besprechen.
Wetterkarussell dreht sich weiter
Am Samstag sollen Regen- und Schneefälle in Oberkärnten eine Pause einlegen. Am Sonntag kommt dann das nächste mächtige Tief und am Dienstag noch ein weiteres. Wie stark letzteres ausfallen wird, könne man erst am Montag sagen, so die Meteorologen von der ZAMG. „Es könnte nochmals ein letztes Mal heftig werden“, so Gerhard Hohenwarter.