Frau putzt sich die Nase wegen Pollenallergie
APA/ROLAND SCHLAGER
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Wissenschaft

Warum Pollen manche Menschen plagen

In den den Tal- und Beckenlagen ist die Pollenfreisetzung der Grau-Erle und Hasel großteils beendet. Auch die Schwarz-Erle hat den Höhepunkt der Blüte überschritten. Die Esche folgt und sorgt laut Pollenwarndienst für Belastungen. Die Birken beginnt ab 15 Grad zu blühen, die Hauptbelastung sind die Gräser ab Mai. Eine Allergie entsteht durch Eiweißmoleküle in manchen Pollen.

Was Pollen genau ist, war lange Zeit nicht ganz klar, sagte Helmut Zwander, der Leiter des Kärntner Pollenwarndienstes. Bis vor 200 Jahren war auch nichts über die Sexualität von Pflanzen bekannt: „Man hatte keine Ahnung, wie sich Pflanzen fortpflanzen. Dann ist man draufgekommen, dass Pflanzen und Tiere das sehr ähnlich machen, dass auch bei den Pflanzen eine Eizelle vorhanden ist. Die Aufgabe der tierischen Samenzelle übernehmen die Pollen.“

Die Pollen sind der männliche Teil der Pflanze. „Damit eine Frucht und ein Samen mit dem Keimling entsteht, muss ein Pollenkorn mit seiner männlichen Erbinformation zur Eizelle hinkommen. Dann wird die Eizelle befruchtet und aus der befruchteten Eizelle entsteht der Keimling, der von einer Samenschale umhüllt ist und als Samen bezeichnet wird. Dann kommen noch Hüllen dazu und dann entsteht die Frucht.“

Helmut Zwander
ORF
Helmut Zwander

Insekten und Wind übernehmen Pollentransport

Voraussetzung dafür ist, dass Pollen und Eizelle überhaupt zusammenkommen. Einige Pflanzen lassen sich dabei vom Wind helfen. Sie produzieren große Mengen an Pollen. Der Wind bläst sie durch die Luft und mit etwas Glück landen sie auf dem weiblichen Teil einer Pflanze. Diese Fortpflanzungsstrategie birgt aber auch das Risiko in sich, dass die Pollen ganz woanders landen. Deshalb haben manche Pflanzen im Zuge der Evolution begonnen, auf eine andere Strategie zu setzen. Sie lassen sich von Insekten helfen.

Insekten bestäuben Pflanzen

Helmut Zwander: „Die wichtigsten Partner sind bei uns die Hummeln und die Bienen, natürlich auch Schmetterlinge.“ Die Erfolgsquote ist bei dieser Art der Fortpflanzung hoch, denn die Insekten kommen ziemlich verlässlich auf die Blüte. Aber die Pflanzen müssen dafür einen hohen Preis zahlen.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten am Nachmittag; 13.3.2024

„Die Insekten kommen ja nicht gratis. Die wollen als Gegenleistung etwas haben. Das heißt, die Pflanze muss entweder Nektar produzieren, das ist auch aufwendig oder sie muss Blütenstaub schmackhaft und im Übermaß erzeugen.“

Biene auf Blüte
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Biene auf Blüte

Pflanzen locken Insekten mit Farben

Um Insekten anzuziehen, müssen Pflanzen in ihre Schönheit investieren, das heißt in große Blüten und anziehende Farben. Auch das kostet Energie. Deshalb gingen manche Pflanzen wieder dazu über, sich bei der Pollenübertragung doch vom Wind helfen zu lassen. Zum Leidwesen der Allergikerinnen und Allergiker, denn der Pollen in der Luft löst bei vielen tränende Augen, Niesen oder eine verstopfte Nase aus, so Zwander: „Das Problem ist unser Immunsystem, nicht der Pollen. Der Pollen hat überhaupt nicht die geringste Absicht, bei uns irgendwelche Beschwerden auszulösen. Wir Menschen sind dem Pollen völlig egal.“

Ausgelöst wird die Pollenallergie dadurch, dass das Immunsystem gewisse Inhaltsstoffe des Pollens falsch interpretiert. „Nicht der gesamte Pollen löst die Allergie aus, sondern nur gewisse Eiweißmoleküle, die in der Wand des Pollenkorns stecken. Jetzt kommen die auf die Nasenschleimhaut und unser Immunsystem denkt sich, es ist was Gefährliches und leitet Abwehrmaßnahmen ein. Diese Abwehrmaßnahmen lösen die Beschwerden aus.“

Arbeitsloses Immunsystem sucht sich „Ersatzfeinde“

Warum das Immunsystem auf Pollen so reagiert, dazu gibt es verschiedene Vermutungen. Laut Zwander könnte ein Grund übertriebene Sauberkeit sein. „Je hygienischer wir unser Leben führen, desto weniger hat unser Immunsystem Arbeit. Ein arbeitsloses Immunsystem ist gefährlich und zwar sucht es sich dann ein Ersatzfeind. Leider sind eben solche Ersatzfeinde manchmal die Hausstaubmilben und eben der Pollen.“

Kiefer und Fichte lösen zum Beispiel kaum Allergien aus. „Weil bestimmte Eiweißmoleküle, die dem Immunsystem vortäuschen, dass sie gefährlich sind, in Fichten- und in Kiefernpollen nicht enthalten sind. Wohl aber zum Beispiel in Gräser- und Birkenpollen. Die Pollenallergie Nummer 1 in Kärnten und Österreich wird von den Gräsern ausgelöst. Wenn die Gräser blühen, dann sind davon zahlenmäßig die meisten Menschen in Österreich betroffen“, so der Experte.

Messstation auf dem Dach des Klinikums
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Pollenmessgerät

Pollenfallen geben Aufschluss über Verbreitung

Wann genau die Gräser blühen, kann je nach Ort sehr unterschiedlich sein, sagte Zwander: „Im Lavanttal ist es oft schon Anfang Mai soweit, im Lesachtal und im Mölltal erst viel später.“ Der Pollenwarndienst erstellt Prognosen, um Allergikerinnen und Allergiker vorzuwarnen. Dazu werden an verschiedenen Orten in Kärnten Pollenfallen aufgestellt. Das sind Messinstrumente, mit denen festgestellt wird, wie viel Pollen welcher Pflanze zu einem gewissen Zeitpunkt in der Luft ist. Aus der Zahl und Art der Pollen lassen sich die Prognosen erstellen. Die aktuelle Prognose findet man im Internet auf der Seite des Pollenwarndienstes Kärnten.