Haselblüten im Frühling
ORF.at/Zita Klimek
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Gesundheit

Pollen-Allergien haben ganzjährig Saison

Laut dem Pollenwarndienst verlängern neben der globalen Erderwärmung auch eingeschleppte Pflanzen die Allergiesaison. Haselbüsche stießen bereits im Jänner Pollenkörner aus und im Dezember schwirren die Pollen der eingeführten Purpurerle durch die Luft. Pollenallergien haben damit ganzjährig Saison.

Im Frühling blühen Gräser, im Sommer und Herbst Beifuß sowie Ragweed. Sogar zur Weihnachtszeit schwirren Pollen der von Stadtgärtnern gepflanzten Purpurerlen durch die Luft, sagte Helmut Zwander vom Kärntner Pollenwarndienst: „Sie hat sibirische Gene und ist dadurch winterresistent“, sagte Helmut Zwander vom Pollenwarndienst.

Pollenbelastung im Lauf des Jahres
APA
Pollenbelastung im Lauf des Jahres

Zwander: Blütenstaub gelangt bis über 2.000 Meter

„In Kärnten können auf Südhängen auch die Hasel und Grau-Erle bereits kurz nach den Weihnachtsfeiertagen mit der Pollenfreisetzung beginnen“. Selbst Höhenlagen seien keine pollenfreie Zone mehr. Der Blütenstaub der Pflanzen gelangt bis über 2.000 Meter.

Im vergangenen Jahr habe die Pollenzeit im Osten des Landes bereits etwa 300 Tage angedauert. Durch die von Menschen verursachte globale Erwärmung werden es mehr und mehr, so Zwander: „Die milden Wintertage fördern einen frühen Beginn der Pollensaison und lassen Pflanzen bis in den späten Herbst hinein blühen“.

Eingeschleppte Pflanzen bereiten Allergikern zusätzlich Probleme. Bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Ragweed aus den USA nach Europa verfrachtet. Es ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland weit verbreitet, und gelangte bereits gen Westen bis nach Tirol und Kärnten.

Zweitwärmster Winter der Messgeschichte

Laut österreichischem Wetterdienst Geosphere Austria wird der aktuelle Winter der zweitwärmste seit Beginn der Messungen, der Februar war der allerwärmste. Dies verlängert die Pollensaison nach vorne, berichten die Experten: „Bereits Ende Jänner begann die Hasel mit ihrer Blüte, gefolgt von der Erle, die bis Anfang März stäubte“. Bei den Erlenpollen gab es „außergewöhnlich hohe Belastungsspitzen“. Etwa einen Monat früher als im langjährigen Schnitt wurden in den Messstellen schon Pollenkörner der Esche gefunden. „Sie erreichten durch die ungewöhnlich hohen Temperaturen der vergangenen Wochen auch ungewöhnlich hohe Konzentrationen“, sagte Markus Berger vom Österreichischen Polleninformationsdienst.

Frühstart der Birke in der dritten Märzwoche

Bei der Birke würde ebenfalls ein Frühstart erwartet, so Berger. Nämlich im ganzen Land in der dritten Märzwoche. Erste Pollen wurden auch hier bereits registriert. Danach folge die Blüte der Gräser, und im Spätsommer Beifuß und Ragweed.

Österreichweit gibt es 25 strategisch positionierte Messstellen, sogenannte Pollenfallen, wo regelmäßig der Pollengehalt in der Luft gemessen wird. Weil allergische Symptome von Wind und Wetter abhängig sind und durch Luftverschmutzung verstärkt werden, berücksichtige der Polleninformationsdienst neben den lokalen Pollen- auch Wetterdaten und berechnet den Einfluss von Ozon, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid sowie Feinstaub.

Pollen kennt keine Grenzen

Auch die Flora der Nachbarländer werde einbezogen, denn Luftströmungen tragen deren Pollen ungehindert über die Grenzen. Mit all diesen Daten könne man sehr genau ein persönliches Allergie-Risiko ermitteln. Es ist über eine kostenlose App (namens „Pollen+“) oder die Internetseite des Polleninformationsdienstes abrufbar.

In Österreich leiden eineinhalb bis zwei Millionen Menschen an einem „Heuschnupfen“ der durch den Kontakt mit Pollen hervorgerufen wird, sagte Fritz Horak vom Allergiezentrum Wien West. Typische Beschwerden seien eine rinnende oder verstopfte Nase, Augenjucken und Niesattacken. „Sie sind mit einem Verlust an Lebensqualität verbunden, denn viele Allergiker leiden während der Pollenzeit auch unter Schlafstörungen, einem Leistungsabfall bei der Arbeit und in der Schule sowie an Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten“.

Allergischer Schnupfen kann Asthma auslösen

Der „vermeintlich harmlose allergische Schnupfen“ könne auch allergisches Asthma auslösen. Um dies zu vermeiden, sei eine frühe Diagnose und Behandlung nötig. „Treten Beschwerden jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit auf und dauern über mehrere Wochen an, könnte eine Pollenallergie dahinter stecken“, so Horak. Dann sollte man einen Arzt aufsuchen.

Betroffene könnten mit Pollenschutzgittern und Luftreinigern in den Wohnräumen die Belastung senken. Die Symptome würden von speziellen Wirkstoffen (Antihistaminika und Kortison) gelindert. Es gibt auch eine Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT), bei der das Immunsystem im Zeitraum von mehreren Jahren lernt, die Allergie-Auslöser zu tolerieren. „Circa 70 bis 80 Prozent der Behandelten berichten über eine Besserung der Symptome“, berichtete der Mediziner. Die Chancen dafür stünden umso besser, umso früher mit einer Immuntherapie begonnen wird.