Ragweedpflanze
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Gesundheit

Neue Pollen-Messstation für Ragweed

Ambrosia, auch Ragweed oder Traubenkraut genannt, macht Allergikern das Leben schwer. In Weizelsdorf wurde eine Pollen-Messstation eingerichtet, denn dort wächst der Neophyt besonders gut. Fünf bis acht Pollen pro Kubikmeter Luft reichen für eine allergische Reaktion.

Im Mittleren Rosental von Ferlach bis St. Jakob gibt es seit Jahren ein stabiles Ambrosia-Vorkommen. Durch die lange Blühte klagen dort Menschen bis in den September hinein über allergische Beschwerden, sagte Botaniker Helmut Zwander vom Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. Die Frage habe sich gestellt, ob sich das dichte Vorkommen auch durch den Pollengehalt in der Luft zeige. So habe man beschlossen, die Pollenfalle aufzustellen. Ein dortiger Landwirt habe einen Platz für die Messstation und einen Stromanschluss zur Verfügung gestellt.

Große Probleme für Kürbisbauern

Der Bauer hat selbst massive Probleme mit der Ambrosia, da er Ölkürbisse anbaut und sich die Pflanze im Acker hervorragend ausbreiten kann. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer wolle man gemeinsame Ideen entwickeln, um die Ausbreitung in den Kürbisfeldern unterdrücken, so Zwander.

Ambrosia wurde aus Nordamerika eingeschleppt und ist ein Lichtkeimer. Sie braucht für ihre Keimung große, offene Böden. Auf Rasenflächen oder in Wiesen kommt sie daher nicht auf: „Im Gegensatz dazu hat ein Ölkürbisfeld viele offene Stellen. Der Kürbis keimt auch spät. Die Ambrosia sieht man zunächst kaum, aber mit dem Kürbis wächst sie mit und auf einmal ist sie 30 Zentimeter hoch.“

Blühende Ragweed-Pflanze
Katharina Bastl; www.ragweedfinder.at
Ragweed streut Blüten in die Erde, die bis zu 30 Jahre keimfähig bleiben

Sie könnte zwar ausgerissen werden, aber gleichzeitig würde man auch die Kürbisranken beseitigen oder verletzen. Mit einem Pflanzenschutzmittel könne man auch nicht arbeiten, weil man die Kürbisse schädige. In Sonnenblumenfeldern wachse Ambrosia ebenfalls gut, sogar in Maisfeldern sei sie an den Rändern zu finden, wo es noch mehr Licht gebe, sagte Zwander.

Chance durch Einjährigkeit

Mit Trockenheit kann die Ambrosia auch gut umgehen, aber sie hat auch einen Nachteil: „Sie ist einjährig, nicht so wie die Goldrute, die ja nicht mehr los zu kriegen ist. Die Ambrosia könnte man durch Ausreißen ziemlich dezimieren.“ Entlang der Autobahnen wächst das Kraut auch sehr gut. Hier sind es schon so viele, dass man mit dem Ausreißen gar nicht fertig werden würde. Ein guter Mährhythmus verhindert hier, dass Pollen in die Luft gelangen. Das hänge vom richtigen Zeitpunkt des Mähens ab, so Zwander.

Auch die Früchte seien ein Problem, die können 20 bis 30 Jahre lange keimen, wenn sie einmal in den Boden gelangen. In den Tälern Oberkärntens gebe es den Neophyten noch gar nicht, sagte Zwander.

Junge Ragweed-Pflanze mit Knospen
Katharina Bastl; www.ragweedfinder.at
Detailaufnahme von Ragweed

Kärnten weniger betroffen

In den anderen Bundesländern ist das Problem mit der Ambrosia weitaus drastischer. Helmut Zwander machte letztes Jahr eine Forschungsexkursion durch die Steiermark, das Burgenland und Niederösterreich. Er sei neugierig gewesen, wie es dort aussehe. Laut Berechnungen der Universität für Bodenkultur koste die Ambrosiaproblematik das Gesundheitssystem rund 70 Millionen Euro Pro Jahr für Medikamente und Krankenstände. In Kärnten sei man davon aber noch weit entfernt.

Goldrute
Alexander Mrkvicka
Die Goldrute ist mehrjährig und kann kaum mehr bekämpft werden

Belastung 25 Mal höher als in Klagenfurt

Die Ambrosia machte in Mitteleuropa über Jahrzehnte überhaupt keine Schwierigkeiten. Schön langsam passte sie sich aber an die Klimaverhältnisse und die Vegetation an, so Zwander: „Zuerst haben wir gedacht, die wird keine keimfähigen Samen ausbilden, das kann sie aber jetzt perfekt.“ Seit 1. Juni ist die Messtation in Weizelsdorf in Betrieb und misst den Pollengehalt der Ambrosia in der Luft. Wöchentlich werden die Werte abgelesen: „Ich habe vermutet, dass in dieser Gegend im Vergleich zu Klagenfurt oder Villach, wo es auch Messstationen gibt, mehr Pollenkörner in der Luft sind, das hat sich bestätigt. Rund 100 Körner sind in einem Kubikmeter Luft, in Klagenfurt drei bis vier.“

Bereits fünf bis acht Pollenkörner pro Kubikmeter Luft können allergische Reaktionen auslösen. Die hohen Werte seien auch der Grund, warum Menschen im August oder September noch allergische Reaktionen zeigen.