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Wirtschaft

Insolvenzen um 39 Prozent gestiegen

Die Insolvenzen in Kärnten im ersten Quartal 2024 sind um 39 Prozent im Vergleich zu 2023 gestiegen. 107 Unternehmen sind betroffen, Kärnten liegt mit diesem Zuwachs auf Platz vier der Bundesländer. Besonders betroffen sind vor allem die Branchen Beherbergung/Gastronomie, Handel und Bau, so der KSV1870.

Laut KSV ist die wirtschaftliche Lage zahlreicher heimischer Unternehmen im Jahr 2024 weiterhin äußerst angespannt, das Marktumfeld gestaltet sich vielerorts schwierig. Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Standort Klagenfurt sagte: „Der Druck auf die heimische Wirtschaft wächst zunehmend. In Kombination mit den Entwicklungen im Vorjahr ist ein Anstieg im Bereich der Firmenpleiten im ersten Quartal 2024 jedenfalls erwartbar gewesen.“

76 Prozent mehr eröffnete Verfahren

Es gebt ein Plus von 76 Prozent bei den Eröffnungen und um fünf Prozent mehr Verfahren, die mangels Vermögens gar nicht eröffnet werden. „Ein eröffnetes Verfahren bedeutet eine geordnete Aufnahme der Schulden, Prüfung auf Anfechtbarkeiten, gleichmäßige Gläubigerbefriedigung, eine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen und vor allem eine Chance auf Sanierung“, so Wiesler-Hofer.

Im bundesweiten Durchschnitt stiegen die Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um mehr als 27 Prozent. Mit Ausnahme von Tirol verzeichnen alle Bundesländer Steigerungen. An erster Stelle steht das Burgenland mit plus 83,7 Prozent, Oberösterreich mit plus 70,9 Prozent und Vorarlberg mit plus 64,3 Prozent. Kärnten steht auf Platz vier bei den Steigerungen.

Sorgenkinder Gastronomie, Handel und Bau

Nach wie vor dominieren Betriebe aus dem Bereich der Beherbergung/Gastronomie, Handel und der Bauwirtschaft die Insolvenzen. Diese drei Branchen machen die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen aus. Die Gastronomie hat sich laut Wiesler-Hofer neben dem Handel und der Bauwirtschaft im Vorjahr zu einem der größten Sorgenkinder der heimischen Wirtschaft entwickelt.

Aufgrund der Großinsolvenzen rund um die ASAP-Gruppe erhöhten sich die vorläufigen Passiva auf 208 Millionen Euro. Die ASAP Production GmbH, die ASAP 62 EUR GmbH und die ASAP Trading GmbH – vorläufige Passiva 126 Mio. Euro, sind gemeinsam für 60 Prozent der Passiva in Kärnten verantwortlich – mehr dazu in Folgekonkurse nach Solarboot-Insolvenz.

„Bis Jahresende bleibt Dynamik erhalten“

Die nächstgrößeren Insolvenzfälle sind das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Ilgenfritz Beteiligungs- und Verwaltungs GmbH & Co KG, Villach, mit Passiva von sechs Millionen Euro, die Konkursverfahren der Bergbahnen Dreiländereck GmbH & Co KG, Arnoldstein, mit Passiva von 3,2 Millionen und ANTERO GmbH, Klagenfurt und Fürnitz mit Passiva von 2,3 Millionen Euro. Wiesler-Hofer rechnet damit, dass die Insolvenzdynamik bis Jahresende erhalten bleibe. „Als KSV1870 erwarten wir, dass das Insolvenzgeschehen im Jahresverlauf weiter an Fahrt aufnehmen wird.“

Anstieg bei Privatinsolvenzen

Bei den Privatinsolvenzen belegt Kärnten im Bundesländervergleich mit 170 Fällen und einem Plus von 0,6 Prozent die siebentgrößte Steigerung. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres erhöhten sich die vorläufigen Passiva im ersten Quartal 2024 um mehr als 13 Prozent auf 17 Millionen Euro. Die durchschnittliche Einzelverschuldung in Kärnten pro Fall stieg damit von 88.800 Euro des Vorjahres auf 100.000 Euro.

Laut KSV1870-Analyse gingen in Kärnten durchschnittlich 60 Prozent aller Privatkonkurse im ersten Quartal 2024 auf das Konto von Männern, in 40 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen. Im Bereich der ehemaligen Selbständigen (20 Prozent) machen Männer rund drei Viertel der Betroffenen aus.

FPÖ fordert Senkung der Energiepreise

Von der FPÖ hieß es in einer Aussendung am Mittwochnachmittag, „die verfehlte Politik von Bundes- und Landesregierung“ sei verantwortlich für die „Rekordinsolvenzen“. FPÖ-Obmann Erwin Angerer sagte, Bürger und Unternehmen leiden massiv unter den Teuerungen: „Nach der fatalen Corona-Politik mit vier Lockdowns folgten die Russland-Sanktionen, hohe Energiepreise, eine neue CO2-Steuer und zusätzlich eine Strompreis-Explosion bei der KELAG. Das alles wurde auch von SPÖ und ÖVP in Kärnten mitgetragen und unterstützt.“ Die FPÖ fordert eine nachhaltige Senkung der Energiepreise.