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Verkehr

Kärntner Koralmbahn geht in Betrieb

26 Jahre nach Planungsbeginn wird am kommenden Sonntag der Kärntner Teil der Koralmbahn zwischen St. Paul im Lavanttal und Klagenfurt offiziell in Betrieb genommen. Am Donnerstag gab es dazu einen Festakt. Ein S-Bahn-Verkehr wird von Klagenfurt über St. Paul bis Wolfsberg geführt.

Am Donnerstag gab es einen großen Festakt beim neuen Bahnhof St. Paul/Lavanttal. Zwei Sonderzüge waren mit geladenen Gästen und mit Eisenbahnfreunden auf der Strecke unterwegs. Sonderzüge trafen von Klagenfurt und aus Richtung Wolfsberg ein. Mit dabei die ÖBB-Spitze, die Bundespolitik, Vertreter der EU und des Landes. Die Züge waren zwar ausgebucht, zum Festakt am Bahnhof war aber jeder eingeladen. Die Menschen im Lavanttal konnten sich bei Führungen etwa die Rettungszüge für den künftigen Koralmtunnel und auch historische Garnituren anschauen.

Blick aus dem Führerstand, Video Horst Sattlegger

Ab Sonntag planmäßiger Fahrbetrieb

Am kommenden Sonntag startet dann der planmäßige Betrieb des Kärntner Teils der Koralmbahn. Die Strecke von St. Paul bis Klagenfurt ist rund 50 Kilometer lang. Bedient werden aber auch die Bleiburger Schleife und der Bereich von St. Andrä im Lavanttal bis Wolfsberg. Erstmals soll es nun auch Busanschlüsse in die Regionen geben, damit das Umsteigen für Pendler einfacher wird. Genannt werden etwa Bad Eisenkappel, Diex oder Sittersdorf.

Sonderfahrt auf der neuen Koralmbahnstrecke
APA/ANNA-MARIA WALLI
v.l Jürgen Mandl (Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten), LAbg. Sebastian Schuschnig (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Kärntens LH Peter Kaiser (SPÖ) ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä und Martin Selmayr (Vorsitzender der Vertretung der EU-Kommission in Österreich)

Die Fahrzeit verkürzt sich im Vergleich zu der alten, dieselbetriebenen Strecke enorm. Die Fahrt von Kühnsdorf nach Klagenfurt wird rund eine Viertelstunde dauern, von Bleiburg nach Klagenfurt rund eine halbe Stunde, von St. Paul nach Klagenfurt 43 Minuten und die Strecke von Wolfsberg nach Klagenfurt wird innerhalb einer Stunde bewältigt.

Kärnten Netz Bus Koralmbahn St. Paul
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Verbesserungen versprochen

In Klagenfurt gibt es ein paar Anschlussprobleme, speziell an den Fern- aber auch an den Nahverkehr, etwa von St. Veit kommend. In der Früh werde es Verbesserungen geben, versprechen Land und ÖBB auf Nachfrage. Es wird aber auf die gesamte Eröffnung der Koralmbahn in zwei Jahren verwiesen. Dann werde Klagenfurt zum Knotenpunkt. ÖBB-Chef Andreas Matthä rechnet dann aber mit einer massiven Steigerung der Fahrgastzahlen zwischen Wien und Kärnten und auch die jetzige Eröffnung sei ein massiver Fortschritt für die Region: „Da wird das erst einmal spürbar, wie wichtig und zentral, ich würde fast sagen epochal, dieses Projekt Koralmbahn in Summe sein wird.“

Viel zu tun gibt es noch für die Politik, um die Koralmbahn auch wirtschaftlich nutzen zu können. Ein eigenes Institut wurde in dieser Woche in der Regierungssitzung präsentiert. Das nehme schon Formen an, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Wir haben heute eine weitere Besprechung und eine Miteinbeziehung aller Interessierten und ich hoffe, dass wir einen entscheidenden Schritt weiterkommen.“ Die Opposition hingegen kritisierte immer wieder, es werde viel zu wenig getan.

Die neuen Nahverkehrszüge werden mit dem neuen europäischen Zugsicherungssystem ETCS unterwegs sein. Es gibt keine Signale mehr, alle relevanten Infos kommen in den Führerstand. Dieser kommuniziert automatisch mit kleinen Kästen im Gleisbereich – mehr dazu in Koralmbahn: Signale automatisiert.

Koralmbahn Eröffnung

Halt in Kühnsdorf würde Verzögerungen bringen

Das Thema eines möglichen Halts in Kühnsdorf sei mehr oder weniger vom Tisch, so Matthä: „Ich glaube, man hat immer den Zielkonflikt zwischen Schnellfahren und vielen Halten. Natürlich verstehen wir, dass es viele Halte geben soll, aber ich glaube, wenn man sich hier St. Paul anschaut, dann hat man hier eine tolle Nahverkehrsdrehscheibe, wo man von einem raschen, schnellen Railjet umsteigt in die Regionalzüge, die im Bahnsteig gleich durch den Umstieg sozusagen in der Weiterverteilung hilft. Genauso übrigens auch die Busse. Insofern hast du eine sehr gute und sehr bequeme Anbindung.“

Das Land Kärnten würde 500.000 Euro in die Hand nehmen, um den Bahnsteig zu verlängern. Laut Matthä brauche es am Ende „ein vernünftiges Fahrplangefüge, das – übrigens auch zur Klarstellung – noch nicht final ausgeplant ist. Das wir 2025 fertig.“ Würde Kühnsdorf als Halt dazu kommen sei die Fahrzeit von 45 Minuten nicht einhaltbar, so Matthä.

Logistikzentrum Fürnitz: Schienenaffine Firmen ansiedeln

Auf das Logistikzentrum Fürnitz und die Forderung von LH Peter Kaiser (SPÖ) angesprochen, dass es gut wäre, wenn die ÖBB ein bisschen schneller tun würden, meinte Matthä, es sei wichtig zusammenzuhelfen und alle Kräfte zu bündeln, um möglichst schienenaffine Unternehmen an den Standort zu bringen: „Wir alle sollten unsere Grundstücke dort auch entsprechend einbringen und zur Verfügung stellen und schauen, dass sich der Standort Fürnitz und Kärnten zu einem Wirtschaftsraum entwickelt.“

Ausfälle im Zugsverkehr bis Mitte Jänner

Die kürzlichen Schneekapriolen bringen ab Sonntag bis Mitte Jänner noch Nachwehen im Zugsverkehr. Vier ÖBB-Railjets wurden beim Wintereinbruch nämlich so schwer beschädigt, dass sie vorerst nicht eingesetzt werden können.

Bis auf zwei Zugspaare wird bis Jänner zwischen Wien, Villach und Lienz mit deutlich weniger Sitzplätzen, teilweise ohne erste Klasse und Bordrestaurant gefahren. Die Verpflegung in den ÖBB-Reisezugwagen, die vorerst Railjets auf der Südstrecke ersetzen, erfolge mobil – also mit Wagerln, nicht in einem Bistro. Zu Ausfällen werde es auf der Strecke von Wien über Klagenfurt, Villach und zum Teil auch weiter nach Spittal am Millstätter See weiter nach Lienz in Osttirol wegen der Wagenrochaden nicht kommen, hieß es von den ÖBB – mehr dazu in Zugsausfälle auf Weststrecke ab Sonntag (wien.ORF.at; 8.12.23).