Angeklagter verpixelt im Verhandlungssaal
ORF
ORF
Chronik

Millionenschaden: Kryptoprozess fortgesetzt

Im Großprozess um die Causa EXW werden acht Angeklagten gewerbsmäßiger schwerer Betrug, Geldwäscherei, Pyramidenspiel und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen 40.000 Anleger über vermeintliche Kryptowährungen, um mindestens 14 Millionen Euro betrogen haben. Am Dienstag stand der dritte Verhandlungstag an.

„Seit Verhandlungsbeginn laufen die E-Mails am Gericht über, weil sich so viele Opfer melden, die ihr Geld zurückhaben wollen“, sagte Richterin Claudia Bandion-Ortner. Damit wird klar: Die bisher bekannte Opferanzahl von 40.000 und der Schaden von 14 Millionen Euro werden wohl bei weitem nicht ausreichen.

Erstangeklagter erneut befragt

Dienstagvormittag befragte sie noch einmal den Erstangeklagten, den 26 Jahre alten Schulabbrecher aus Klagenfurt, der als „Mastermind“ von EXW gilt. Er musste noch einmal ausführlich beantworten, was Kunden von Einzahlungen hätten haben sollen. Bei teuren Marketingveranstaltungen ab dem Frühjahr 2019 waren den Anlegern bis zu 0,3 Prozent Gewinn pro Tag versprochen worden.

Angeklagter: „Es war ein Hochrisikoinvestment“

Tatsächlich bekamen die Anleger laut Anklage weder Gewinne noch ihr Geld zurück. Als Grund nennt der Erstangeklagte „Liquiditätsprobleme“. Weil Banken im Jahr 2020 Konten sperrten und weil diverse Pläne wegen der Coronapandemie geplatzt seien. Richterin Bandion-Ortner erinnerte ihn an Werbevideos mit der Botschaft: Für Kunden sei das einzige Risiko, dass jemand von EXW ihr Geld einstecke. Das bestritt der Erstangeklagte: Man habe immer klar kommuniziert, dass es sich um ein Hochrisikoinvestment handle und ein Totalverlust möglich sei.

„Haben Sie je an die tausenden Kunden gedacht, die nie ihr Geld bekommen haben“, fragte die Richterin. Der Angeklagte antwortete: „Mir persönlich hat niemand Geld gezahlt, aber selbstverständlich habe ich mir Gedanken gemacht. Mir wurde bei meinem Ausstieg suggeriert, dass EXW zahlungswillig sei.“

Prozess wird noch Monate dauern

Laut einer im November 2020 unterzeichneten Vereinbarung wurden dem Erstangeklagten nach seinem offiziellen Ausstieg von EWX noch ein Jahr lang fünfstellige Monatsbeträge zugesichert, ebenso die Bezahlung privater Gerichtskosten und ein Mercedes samt Fahrer. Auch der Schaden, den sein Onkel durch EXW erlitten hatte, sollte beglichen werden. Nichts davon sei eingehalten worden, aber er sei nur froh gewesen, alles hinter sich zu lassen. Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Richterin Bandion-Ortner verwies noch auf Aussagen seiner Ex-Lebensgefährtin, wonach die ganze Sache von Anfang an als „Scam“, also als Betrug, geplant war. Sie sei sogar am Vokabel „Scam“ gescheitert. Es werde sich zeigen, wieviel davon wahr ist, so der Erstangeklagte. Die Ex-Lebensgefährtin ist für Mitte November als Zeugin geladen. Der Prozess wird sich noch über Monate hinziehen.