Schein und Sein liegen oft nah beieinander – auch im Fall von EXW und MyFirstPlant zeigt sich das ganz deutlich. Am Fleischmarkt in der Klagenfurter Innenstadt ist das Firmenschild der einstigen Zentrale längst abmontiert. Anders im Internet: Hier kursieren die Videos und Werbungen für EXW noch immer, wie für ein Event in Dubai am 27. September 2019.
Auf den Tag genau vier Jahre später werden die acht Angeklagten auf der Anklagebank im Klagenfurter Landesgericht Platz nehmen. „Acht Angeklagten wird zur Last gelegt, im großen Stil ein Pyramidenspiel über den ganzen Erdball aufgezogen zu haben. Es gibt nach derzeitiger rechtswirksamer Anklageschrift 40.000 Opfer. Der Schaden beläuft sich derzeit auf circa 14 bis 15 Millionen Euro“, so der Mediensprecher des Landesgerichts Christian Liebhauser-Karl.
Großprozess um Krypto-Pyramidenspiel
Zwei Angeklagte in U-Haft
Zwei der acht Angeklagten befinden sich in Haft, darunter auch der erst 25 Jahre alte Unternehmensgründer und Geschäftsführer von EXW. Laut Anklage wurde das lukrierte Geld nie in Kryptowährungen investiert, sondern floss direkt in die Taschen der Angeklagten. „Hier geht es um Reisen ausschließlich mit Privatjets, teure Autos und teure Uhren“, so Liebhauser-Karl.
Die Gelder flossen auch in bis zu einer Millionen Euro teure Werbeveranstaltungen, um neue Kunden an Land zu ziehen. Aufgeflogen ist das alles nach dem Tipp eines Insiders an die Behörden. Das Strafmaß beträgt ein bis zehn Jahre Haft. Außerdem laufen Ermittlungen gegen 14 weitere Beschuldigte. Der Prozess unter Vorsitz von Claudia Bandion-Ortner soll mehrere Wochen dauern.
„MyFirstPlant“: Ermittlungen noch nicht abgeschlossen
Hohe Renditen allerdings mit Cannabis wurde Opfern auch im zweiten Fall versprochen. Der 32-Jährige Geschäftsführer von „MyFirstPlant“ soll auch bei EXW mit an Bord gewesen sein. Offizielle Bestätigung gibt es dafür keine. Fest steht, es gibt 17.000 Geschädigte und einen Schaden von 16 Millionen Euro.
Angebaut wurde legaler CBD-Cannabis auf einem Feld in Lassendorf bei Klagenfurt und auch im Gurktal, jedoch nicht besonders erfolgreich. Ob und wann in diesem Fall Anklage erhoben wird, steht noch nicht fest. Die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen schweren Betrugs und Geldwäsche gegen vier Personen und einen Verband sind noch nicht abgeschlossen.