Angeklagter verpixelt im Verhandlungssaal
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Chronik

Kryptobetrug: Von Dubai bis Kärnten

Am Landesgericht Klagenfurt ist am Donnerstag der Prozess um den riesigen Krypto-Betrug fortgesetzt worden. Insgesamt sollen 40.000 Anleger geprellt worden sein. Es geht um eine Schadenssumme von 14 Millionen Euro. Der Hauptangeklagte aus Klagenfurt sagte, es tue ihm leid um die geschädigten Kunden, er bekannte sich aber nicht schuldig.

Der 26-jährige Klagenfurter ist für die Anklagebehörde der Kopf hinter dem undurchsichtigen Firmenkonstrukt EXW. In den vergangenen Jahren war er in seiner Heimat kaum mehr anzutreffen. Der einstige Schulabbrecher gab vor Gericht an, dass sein Wohnsitz in Luxemburg sei und er zuletzt aber auf Bali und in Dubai gelebt hätte. Jetzt sitzt er in der Justizanstalt Klagenfurt.

Angeklagter schuf eigene Kryptowährung

Am zweiten Verhandlungstag am Donnerstag wurde er von Richterin Claudia Bandion-Ortner befragt. Dabei hielt der 26-Jährige einen zweistündigen Monolog über sein Firmenkonstrukt, über seine eigens geschaffene Kryptowährung EXW-Token und über die Geldflüsse. Dabei machte er keine Pausen, er sprach über Key-Faktoren, Trading-History und Saftey-Port. Und auch darüber, dass ihm bereits vier Wochen nach der Gründung seines Unternehmens im Jahr 2019 in Liechtenstein bewusst wurde, dass das Geschäft so erfolgreich laufen würde, dass er das nicht allein schaffen werde. Deshalb habe er sich auch erfahrene Geschäftspartner gesucht, zwei davon werden noch von der Polizei gesucht. Sie sollen sich in Dubai und in Bali aufhalten, ein dritter sitzt in Brasilien in Haft und wartet auf seine Auslieferung.

Glamouröse Events und Luxusleben

Bei glamourösen Events und über einen eigenen Telegram-Kanal wurden Kunden angeworben, die dann vor allem in die Kryptowährung Token investieren sollten. Vor Gericht sagte der Angeklagte, dass dieser Token eine rein digitale Gutschrift gewesen sei und keine Währung, das hätten auch alle Kunden gewusst und ihnen sei auch bewusst gewesen, dass es sich dabei um ein Hochrisikogeschäft handle.

„Es war kompletter Wahnsinn“

Es sagte aber auch, dass seine Firma EXW durchaus seriös gewesen sei. Dass er ein Luxusleben geführt habe, auch das sei ihm klar gewesen. „Wir waren 21, 22 und wir haben gedacht, wir haben die Goldgrube der Welt eröffnet. Heute denke ich, kompletter Wahnsinn, man hätte vieles anders machen können“, so der Angeklagte.

Angeklagter: „Nicht schuldig, trage aber Mitverantwortung“

2020 sei ihm alles über den Kopf gewachsen und er sei aus dem Geschäft ausgestiegen. Ob danach betrogen worden sei, das wisse er nicht. Er bekenne sich jedenfalls „nicht schuldig“, es sei ihm aber bewusst, dass er eine Mitverantwortung trage. „Im Grunde meine ich damit, dass das Projekt auf meinen Ideen und meiner Führung basiert und daher eine gewisse Verantwortung bei mir liegt. Ich habe definitiv Mitverantwortung an der Gesamtsituation“, so der 26-Jährige.

Verbleib des Geldes unklar

„Wo ist das Geld?“, wollte Richterin Bandion-Ortner nach seinen Ausführungen wissen. Von den 14 Millionen Euro seien etwa ein bis zwei Millionen Euro verschwunden, gab der Angeklagte an. Über den Verbleib dieses Geldes wisse er nichts. Der Rest, also rund zwölf Millionen Euro, sei den Kunden aber ausbezahlt worden, beteuerte er.

Der Prozess wurde am Donnerstag vertagt und wird sich über mehrere Monate ziehen. Bis Mitte November sollen nun die anderen sieben Angeklagten und danach die Zeugen einvernommen werden. Ein Urteil wird es wohl erst im Februar 2024 geben.