Chronik

Zahnarzt erneut vor Gericht

Ein Klagenfurter Zahnarzt steht seit Mittwoch wieder wegen Betruges und Körperverletzung vor Gericht. Das Oberlandesgericht hatte eine überraschende Diversion aufgehoben. Der Strafprozess begann am Mittwochnachmittag in Graz, um Befangenheit zu vermeiden. Der Angeklagte bekannte sich erneut nicht schuldig.

Im November 2021 fand der erste Prozess gegen den Zahnarzt statt. Graz war auch damals Verhandlungsort, weil der Angeklagte familiäre Bindungen zum Gericht in Klagenfurt hat. Nach der angesichts der Schwere der Vorwürfe doch überraschenden Diversion, zu der die Staatsanwaltschaft keine Zustimmung gegeben hatte, hob das Oberlandesgericht später das Ersturteil vollumfänglich auf und sagte, es müsse ein ordentliches Strafverfahren geben. Der erste Verhandlungstag des neuen Prozesses fand am Mittwoch statt.

Anklage: Unnötige Behandlungen

Laut Anklage handelte es sich bei den Eingriffen um Kürettagen, Weisheitszahnentfernungen und „Flap-Behandlungen“, bei denen das Zahnfleisch aufgeschnitten und die Zahnwurzel gereinigt wird – hier sollen mehr als 20 Patienten betroffen gewesen sein. Da die Behandlungen teilweise aus Sicht des Sachverständigen unnötig waren, wurden sie von der Staatsanwaltschaft als Körperverletzungen angesehen.

Der zweite Vorwurf: Der damals 63-Jährige soll bei 61 Patienten Leistungen gegenüber Versicherungsanstalten behauptet haben, die tatsächlich nicht erbracht worden seien. Dafür habe der Arzt Ersatzleistungen bekommen – inklusive einiger Fälle, bei denen es beim Versuch geblieben sei, geht man von einem Betrag von 51.000 Euro aus.

Zahnarzt spricht von Intrige

Der Zahnarzt darf seit 2017 nicht mehr ordinieren, wegen Gefahr in Verzug wurde vom Land Kärnten ein Berufsverbot verhängt. Ein Einspruch des Arztes dagegen wurde abgelehnt. Der Angeklagte spricht von einer Intrige gegen ihn, er sei der Krankenkasse zu fleißig. Er sammelte auch Unterschriften von zufriedenen Patienten. Ins Rollen brachte den Fall die Beamten-Versicherungsanstalt. Verträge mit dem Zahnarzt wurden gekündigt, Insider sprechen von einem Millionenschaden.

Angeklagter bekannte sich nicht schuldig

Wie schon im ersten Prozess vor zwei Jahren bekannte sich der Klagenfurter auch im neuerlichen Prozess nicht schuldig. Er werde weiterhin von seinem Schweigerecht Gebraucht machen, sagte er. Sein Anwalt kündigte weitere Anträge an, er fordert, dass ein radiologischer Sachverständige beigezogen wird.

Dem bisherigen Gutachter unterstellte er Befangenheit. Da der Anwalt auch die Verlesung des Aktes aus dem ersten Verfahren ablehnte, muss neuerlich ein umfangreiches Beweisverfahren durchgeführt werden. Sämtliche bisherigen Ermittlungsergebnisse und Gutachten müssen noch einmal verlesen werden. Damit ist derzeit nicht abschätzbar wie lang der Prozess dauern wird.