Strafrechtsbuch
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Chronik

Fünf Monate Zusatzstrafe für Ex-Hypo-Vorstand

14 Jahre nach der Hypo-Notverstaatlichung musste sich am Mittwoch der ehemaliger Vorstand der Bank, Josef Kircher, erneut vor dem Landesgericht Klagenfurt verantworten, wegen des Vorwurfs der Untreue. Kircher bekannte sich in einem Fall schuldig und wurde nicht rechtskräftig zu einer Zusatzstrafe von fünf Monaten verurteilt.

Sechs Vorstrafen verbüßte Kircher bisher. Mittwochvormittag musste sich der frühere Hypo-Vorstand einmal mehr vor einem Schöffensenat – wegen zweier Kredite, die vor knapp 20 beziehungsweise 17 Jahren vergeben wurden – verantworten.

Oberstaatsanwalt Andreas Höbl warf Kircher wissentlichen Befugnismissbrauch vor. Als damaliger Vorstand der Hypo Leasing und anschließend Hypo International habe Kircher die Kredite trotz fehlender Sicherheiten und mangelnder Rückzahlungsfähigkeit der Antragsteller genehmigt. Die urkundliche Beweislast sei erdrückend, so Höbl.

Kircher: „Hätte weitere Sicherheiten einfordern müssen“

Zum Kredit aus dem Jahr 2006 mit einem Schaden von 2,1 Millionen Euro bekannte sich Kircher schuldig. Als damaliger Risikovorstand hätte er aufgrund der Informationen im Kreditantrag weitere Sicherheiten einfordern müssen, sagte er. In diesem Anklagepunkt sprach der Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Oliver Kriz Kircher kurz vor Mittag schuldig und verhängte eine Zusatzstrafe von fünf Monaten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Zweiter Anklagepunkt: Prozess vertagt

Zur Kreditvergabe im Jahr 2003, immerhin 3,5 Millionen Euro für ein kroatisches Quellwasser-Startup, bekannte sich Kircher nicht schuldig. Er habe damals keine Funktion in der Hypo International gehabt und sei in die Prüfung des Kredits nicht eingebunden gewesen. Die Vergabe sei aus seiner Sicht aber plausibel und marktkonform gewesen. Staatsanwalt Höbl will zu diesem Fall noch fünf Zeugen hören, unter ihnen Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger.

Daher vertagte der Schöffensenat in diesem Anklagepunkt den Prozess auf Ende August. In der Causa wurden noch zwei weitere Personen angeklagt. Ihr Fall wird in einem eigenen Verfahren behandelt.