Der Sprecher des Landesgerichts Klagenfurt, Christian Liebhauser-Karl, bestätigte gegenüber dem ORF einen entsprechenden Bericht der „Kronen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Die Aufforderung zum Haftantritt sei bereits zugestellt worden, sagte Liebhauser-Karl.
Fairness Option
Bei einer Fairness Opinion handelt es sich um Stellungnahmen unabhängiger Gutachter zur Beurteilung eines geplanten Unternehmensverkaufs oder Unternehmenskaufs aus Sicht der Aktionäre.
Tilo Berlin war ab 1. Juni 2007 Vorstandsvorsitzender der Hypo Group Alpe Adria. Er war am Zustandekommen des Verkaufes der Mehrheitsanteile an der Hypo Group Alpe Adria an die BayernLB maßgeblich beteiligt. In Kärnten ist er bekannt auch als Besitzer des Ulrichsbergs.
Im August 2021 bestätigte der OGH die Schuldsprüche um die von Vienna Capital Partners für die Hypo erstellte Fairness Opinion. Angeklagt waren neben Tilo Berlin auch Josef Kircher sowie VCP-Chef Heinrich Pecina – mehr dazu in OGH bestätigt Schuldspruch gegen Berlin (kaernten.ORF.at; 23.8.2021).
Kosten für Fairness Option von Hypo getragen
Die Hypo hatte die Kosten für die im Zusammenhang mit dem Verkauf an die Bayerische Landesbank benötigte Fairness Opinion in Höhe von netto 3,8 Millionen Euro selbst bezahlt. Die Staatsanwaltschaft vertrat die Ansicht, dass die Kärntner Landesholding als Verkäuferin der Bank – die Holding hatte die Anteile des Landes Kärnten verwaltet – diese Kosten tragen hätte müssen. Das Geld floss über mehrere Scheinrechnungen an Pecinas Unternehmen Vienna Capital Partners (VCP). Pecina hatte sich als einziger schuldig bekannt – mehr dazu in Schuldbekenntnis bei Hypo-Prozess (kaernten.ORF.at; 14.9.2020).
Tilo Berlin muss in Haft
Ex-Hypo-Vorstand Tilo Berlin muss nun doch in Haft. Er ist wegen Untreue und schweren Betruges in der Causa „Hypo Fairness Opinion“ rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von 34 Monaten verurteilt worden. Diese muss Berlin nun antreten.
Berufung bei Pecina erfolgreich
Den Berufungen gegen die Strafhöhe gab das Oberlandesgericht Graz am 12. Jänner nur bei Pecina Folge, seine Strafe wurde auf zwölf Monate bedingt und 36.000 Euro verringert. Bei Josef Kircher blieb es bei einer Zusatzstrafe von zwölf Monaten, eine bedingte Haftentlassung wurde vom OLG aus generalpräventiven Gründen abgelehnt, bestätigte Sprecherin Elisabeth Dieber. Auch Kircher wurde bereits eine Aufforderung zum Haftantritt zugestellt. Er hat aber wohl Chancen, seine Strafe mit einer Fußfessel zu verbüßen.