Pflegerinnen mit Bewohnern
ORF
ORF
Soziales

Hohe Hürden für ausländische Pflegekräfte

Wegen des akuten Pflegemangels holen sich viele Heimbetreiber auf eigene Initiative Arbeitskräfte aus weit entfernten Ländern, vor allem aus Kolumbien oder Thailand. Aber auch indische Pflegehelferinnen arbeiten bereits in Kärnten. Das Land unterstützt die Heimbetreiber bei ihrer Initiative, die Hürden sind dennoch hoch.

Anju und Leena kümmern sich seit einem halben Jahr um die Bewohnerinnen und Bewohner im Pflegeheim „Wie daham“ in Klagenfurt. Sie kommen aus der südindischen Provinz Kerala und absolvierten dort eine vierjährige Ausbildung zur Pflegefachkraft. Sie besuchten auch einen Deutschkurs. Gemeinsam mit fünf anderen Inderinnen wurden sie auf Privatinitiative des Heimbetreibers nach Kärnten geholt. Anju Thomas sagte, sie habe sich gut eingelebt in Österreich. Die Menschen seien nett und die Kolleginnen im Heim seien sehr hilfsbereit.

Zwei Pflegerinnen mit Bewohnerin
ORF
Anju und Leena mit einer Bewohnerin

Langwierige Anerkennungsprozesse für Drittstaaten

Die Pflegehelferinnen möchten bleiben, doch für Drittstaaten gibt es langwierige Anerkennungsprozesse und auch Hürden, so Heimbetreiber Otto Scheiflinger: „Unsere Mitarbeiterinnen, die wir in Indien rekrutiert haben, sind akademisch ausgebildete Pflegekräfte. Wenn sie hier sind, dürfen sie aber nur als Pflegeassistentin befristet auf ein Jahr, mit einer Verlängerung zwei Jahre, arbeiten. In dieser Zeit müssen sie eine theoretische Ausbildung von 151 Stunden und 200 Stunden Praktikum machen, damit sie zum Pflegeassistenten ausgebildet werden können.“

Keine Hürden in Deutschland oder Belgien

Dieses Ausbildungsverfahren, genannt Nostrifizierung, zieht sich oft über Jahre, deshalb würden viele abspringen und nach Deutschland oder Belgien arbeiten gehen, wo es solche Hürden nicht gibt. Das Land kennt die Problematik und versucht die Initiativen der Heimbetreiber zu unterstützen, sagte Günther Wurzer von der Abteilung Gesundheit und Pflege: „Wir haben eine Task Force wo wir uns regelmäßig mit den Heimbetreibern abstimmen. Wir versuchen zu unterstützen, wo wir können. Es gibt aber bundesrechtliche Rahmenbedingungen, die wir nur bedingt beeinflussen können.“

Hände Pflegerin und Bewohner
ORF
Im Vorjahr wurden 75 Anträge für Pflegekräfte aus Drittstaaten gestellt

Dennoch greifen immer mehr Heimbetreiber auf das Personal aus weit entfernten Ländern zurück. Wurden vor zwei Jahren noch 13 Anträge für Pflegehelferinnen aus Drittstaaten gestellt, so waren es im Vorjahr 75 Anträge. Die meisten kamen aus Bosnien (24), aus Kolumbien (14) und Indien (8), aber auch aus Thailand.

Sprache ist keine Hürde mehr

Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern im Pflegeheim sind die indischen Pflegehelferinnen beliebt. Auch die Sprache ist längst keine Hürde mehr, sagte Pflegehelferin Sary Matharath: „Als ich gekommen bin war mein Deutsch noch nicht so gut. Aber die Bewohnerinnen und Bewohner sowie meine Kolleginnen haben geholfen. Jetzt ist mein Deutsch glaube ich etwas besser.“

Hohe Hürden für Pflegekräfte aus Drittstaaten

Die Heimbetreiber wünschen sich, dass akademisch ausgebildete Pflegekräfte aus Drittstaaten so behandelt würden wie EU-Bürger, damit sie das österreichische Pflegesystem unterstützen können.