Tower und Lilihillgebäude am Klagenfurter Flughafen
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Flughafenprüfer: „Schwerwiegende Verstöße“

Der Flughafen Klagenfurt bleibt ein Dauerthema. So war nun in einem Schreiben der Wirtschaftsprüfer zur Jahresabschlussprüfung 2021 von schwerwiegenden Verstößen gegen das Gesetz die Rede. Mittlerweile liegt ein zweites Schreiben an Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Flughafen Betriebsgesellschaft vor.

Wenn Abschlussprüfer ihre gesetzliche „Redepflicht“ ausüben, wie es im Juristendeutsch heißt, dann ist die Lage ernst und das geprüfte Unternehmen entweder gefährdet, oder es liegen schwerwiegende gesetzliche Verstöße vor. Genau das teilten die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young im Schreiben von 16. November an Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft (KFBG) mit.

Der Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV), Martin Payer, nennt das „besorgniserregend“. Er erwarte sich Aufklärung von der Geschäftsführung und die Verständigung der Eigentümer in einer Generalversammlung, so Payer.

Prüfer: Negatives Ergebnis von 2,1 Millionen Euro

Zum „schwerwiegenden gesetzlichen Verstoß“ präzisieren die Prüfer in einem zweiten Schreiben, das dem ORF vorliegt: Wegen der verspäteten Aufstellung des Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2021 können die gesetzlichen Fristen nicht mehr eingehalten werden. Der vorläufige Abschluss weist ein negatives Ergebnis von 2,1 Millionen Euro aus, den Prüfern fehlen aktuelle Business- und Finanzierungspläne für die nächsten Quartale.

Gegenüber dem ORF wollte die Geschäftsführung der KFBG keine Stellungnahme abgeben. Gegenüber den Prüfern wurde die Verspätung begründet. Die aufgelisteten Punkte lesen sich wie das Kurzprotokoll der ganzen heurigen Flughafen-Diskussion: Nicht betriebsnotwendige Grundstücke, Call Option – also Antrag auf Rückkauf – bis hin zum Zehnpunkteübereinkommen mit der Landesregierung und der Stadt Klagenfurt.

„Unsicherheiten der Liquiditätssituation“

Hinsichtlich der Baurechtsverträge bestehe weiterhin keine Rechtssicherheit. All das führe zu „Unsicherheiten der Liquiditätssituation beziehungsweise Liquiditätsplanung“, heißt es. Die Prüfer bezeichnen das als „nachvollziehbar“, regen aber an, die künftige Finanzierung dringend sicherzustellen. Der Aufsichtsrat der KFBG wird sich damit in einer Sitzung am 15. Dezember befassen und „vorrangig die Gesellschafter zum Handeln auffordern“, so Vorsitzender Peter Malanik.

Team Kärnten fordert Aufklärung

Bezüglich der Enthüllungen rund um die Jahresabschlussprüfung 2021 des Flughafens fordert Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer öffentliche Aufklärung über die aktuelle finanzielle und wirtschaftliche Gesamtsituation des Airports. Die Ausübung der Redepflicht und die Ausführungen der Wirtschaftsprüfer in Richtung schwerwiegender Verstöße seien ein dramatisches Warnsignal. Besorgniserregend für die Zukunft des Airports sei aus der Sicht Köfers auch, dass den Prüfern aktuelle Business- und Finanzierungspläne für die nächsten Quartale fehlen. In Richtung Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte er, es sei Schluss mit heimlichen Vereinbarungen, jetzt müsse unverzüglich lückenlose Transparenz hergestellt werden.

Gruber fordert umfassende Information

Landesrat Martin Gruber (ÖVP) zeigte sich in einer Aussendung schockiert über die Zustände am Flughafen: „Diese alarmierende Situation unterstreicht meine klaren Bedenken hinsichtlich einer weiteren Zusammenarbeit mit Investor Orasch, hier muss schleunigst eine umfassende Information durch die von Lilihill eingesetzte Flughafengeschäftsführung erfolgen.“