Soziales

Menschen mit Behinderung: Noch viel zu tun

Anlässlich des Tages der Menschen mit Behinderung am Samstag hat die Kärntner Anwältin für Menschen mit Behinderung, Isabella Scheiflinger, Bilanz gezogen. Vieles sei noch zu tun, es habe aber durchaus positive Entwicklungen gegeben.

Für viele Menschen mit Behinderung und auch Angehörige sei das Jahr 2022 ein beschwerliches gewesen, so Scheiflinger. Neben der durchaus belastenden und mittlerweile langatmigen Phase der Coronavirus-Krise hinterlassen auch die Auseinandersetzungen mit Klima- und Naturkatastrophen, die gegenwärtigen Kriegsmeldungen sowie die derzeitige Teuerungswelle Spuren bei den Menschen mit Behinderungen. Dazu komme die Sorge, dass die notwendigen Unterstützungen im Bereich der Assistenz und Pflege nicht mehr sichergestellt werden können, so Scheiflinger.

Mehr Hilfe für Angehörige nötig

Auch werden immer mehr Menschen psychisch krank und benötigen Hilfe. Umso wichtiger sei es, dass man den Menschen rasch und unbürokratisch zur Seite stehen könne und sie über vorhandene Unterstützungsleistungen informiere. „Bei den Anfragen in der Anwaltschaft ist auch erkennbar, dass Angehörige von Menschen mit Behinderung deutlich mehr und vor allem leistbare Familienentlastung benötigen. Diese wichtigen Unterstützungsangebote müssen definitiv ausgeweitet werden.“

Isabella Scheiflinger Anwältin für Menschen mit Behinderung
ORF
Anwältin für Menschen mit Behinderung, Isabella Scheiflinger

Fachkräftemangel auch bei Chancengleichheit

Aber nicht nur im Bereich der Pflege, sondern auch im Bereich der Chancengleichheit (darunter versteht man Leistungen für Menschen mit Behinderungen laut dem Kärntner Gleichheitschancengesetz, Anm.) gebe es einen Fachkräftemangel. Es brauche daher noch mehr Anreiz sowie Sensibilisierungskampagnen, um interessierte Personen zur notwendigen Ausbildung zu motivieren, sagte die Anwältin für Menschen mit Behinderung.

Mehr Wohnangebote nötig

Im Bereich des Leistungsangebotes wies Scheiflinger darauf hin, dass es dringend weitere Wohnangebote im Sinne des selbstbestimmten Lebens geben müsse. So bedürfe es zum Beispiel einer Ausweitung von noch mehr Assistenzstunden sowie aber auch der Schaffung eines inklusiven Wohnverbunds für Menschen mit schweren Körperbehinderungen und für Menschen, die beatmet werden. Positiv sei, dass es im Bereich psychischer Erkrankungen/Behinderungen fortschrittliche Entwicklungen in die richtige Richtung gebe.

Beispielsweise sollen nun die Kärntner ZPSR-Einrichtungen in das Chancengleichheitsgesetz aufgenommen werden – mehr dazu in Verbesserungen für psychisch Kranke. Dadurch soll eine lang geforderte gesetzliche und leistungsspezifische Gleichstellung für Menschen mit psychischen Erkrankungen bzw. Behinderungen garantiert werden. Besonders die Erweiterung der Leistungsangebote für Menschen mit psychischen Behinderungen bzw. Erkrankungen im heurigen Jahr seien erfreulich, so Scheiflinger und nannte die Neueröffnung des psychosozialen Therapiezentrums in Villach, den Psychiatrieneubau im Klinikum Klagenfurt und das Projekt Perspektivenraum in Feldkirchen.

Assistenz bei psychischen Behinderungen

Eine ebenso durchaus positive Entwicklung zeige der baldige Start eines Pilotprojekts hinsichtlich der persönlichen Assistenzleistung für Menschen mit psychischen Behinderungen bzw. Erkrankungen. Dieses Angebot wurde jahrelang von den Selbstvertreterinnen und – selbstvertretern sowie der Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung gefordert.