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ORF.at/Patrick Bauer
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Wirtschaft

Variables Stromtarifmodell extrem teuer

Die hohen Strompreise treffen nun mehr und mehr Kunden und Kundinnen. Jüngstes Beispiel ist Pullstrom, eine Marke der Stadtwerke Klagenfurt (STW). Weil die Verträge von einem fixen auf einen variablen Tarif umgestellt werden, könnten sich diese ab November verdoppeln oder gar verdreifachen, heißt es von den Stadtwerken.

Pullstrom ist ein Online-Produkt der STW für rund 9.000 Kunden österreichweit. Die Kunden hatten bisher einen fixen Tarif für zwölf Monate und bezahlten 28 Cent pro Kilowattstunde. Ab November ist der Pullstrom-Tarif nun variabel, es wird also monatlich abgerechnet. Hätte diese monatliche Abrechnung schon im August gegolten, wäre die Kilowattstunde mit 62 Cent abgerechnet worden. Anfang September stieg der Preis sogar auf über einen Euro, also fast das Vierfache des alten Tarifes. Derzeit sinkt der Preis wieder.

Stadtwerke-Kunden vorerst nicht betroffen

Ab November gilt der monatliche Pullstrom-Tarif, sagte Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole: „Das heißt, das die Kunden jetzt monatsgenau mit dem tatsächlichen Marktpreis abgerechnet werden. Der Monat August war relativ teuer, wenn man sich aber die letzten drei Monate anschaut, sieht man, dass wir im Juni und im Juli noch relativ günstig waren.“

Stadtwerke-Kunden – und auch Kärntner Pullstrom-Kunden – sind von dieser Vertragsänderung und somit Preiserhöhung nicht betroffen, sagt Smole. Die Verträge und auch das Modell dahinter seien anders. „Wir kaufen drei Jahre im Vorhinein ein, daher profitieren die Kunden noch von der Vergangenheit und werden erst nächstes Jahr im April eine Preissteigerung haben. Wobei wir noch nicht exakt wissen, um wieviel Prozent wir erhöhen.“

Verdreifachung der Strompreise erwartet

Bei Pullstrom sei die Erhöhung notwendig, weil das Vertragsmodell anders sei, sagte Smole: „Pullstrom-Kunden können jedes Monatsende sofort kündigen, das war ein Vorteil für diese Kunden und da sehen wir auch eine relativ hohe Wechselbereitschaft. Umgekehrt haben wir natürlich auch relativ kurzfristig Strom beschaffen müssen.“

Generell müssen sich alle Kunden auf höhere Strompreise einstellen, so Smole. Je nachdem, welche Maßnahmen von der Bundesregierung ergriffen werden und wie sich der Preis weiter entwickelt, rechnet der Stadtwerke-Vorstand mit einer Verdoppelung oder sogar Verdreifachung des Strompreises.

Arbeiterkammer: Wechsel angeraten

Patrizia Saurer von der Arbeiterkammer Kärnten sagte, die Steigerung aufgrund der Börsepreise werde von Pullstrom auf die Kunden übergewälzt. „Damit dürfte der Arbeitspreis so hoch sein, dass die Kunden besser den Wechsel zu einem anderen Anbieter andenken sollten. Das kann man sich im Tarifkalkulator anschauen. Bei den Anbietern im Kärnten Netz habe ich den Verbund mit 42 Cent als günstigsten Anbieter bei Neukunden gefunden. Bei den Kunden im Stadtwerkenetz ist es am besten, wenn man wieder Vollkunde bei Energie Klagenfurt wird, die haben derzeit 38 Cent als reinen Arbeitspreis für Strom brutto.“ Diese Tarife können aber auch angepasst werden, so Saurer, das stehe im Kleingedruckten.

FPÖ fordert Energiepreis-Krisengipfel

Die FPÖ kritisierte in einer Aussendung, die „dramatische Preisexplosion für die Pullstrom-Kunden“ zeige klar, wie dringend notwendig der von der FPÖ geforderte Energiepreis-Krisengipfel und der Sonderlandtag zu den horrenden Strompreisen sei. Die FPÖ forderte LH Peter Kaiser (SPÖ) nochmals auf, sofort einen Energiepreis-Krisengipfels einzuberufen.

Team Kärnten: „Absolut inakzeptabel“

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung, gerade mit Pullstrom hätten sich die Stadtwerke immer im Niedrigpreissegment präsentiert. Dass Kunden von Pullstrom ab November mehr als das fünffache für Strom zahlen müssen, sei absolut inakzeptabel. Er fordert den Stadtwerke-Vorstand auf, diese Preissteigerung nicht in dieser Art und Weise wirksam werden zu lassen.