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Industrie fordert Unterstützung

Die Bundesregierung hat am Mittwoch im Ministerrat eine Strompreisbremse für Private beschlossen. Diese soll ab Dezember bis Mitte 2024 wirksam sein. Auch die heimische Industrie fordert mehr Unterstützung im Kampf gegen die Energiekrise.

Die Treibacher Industrie AG mit 800 Mitarbeitern am Standort Treibach zählt zu den energieintensivsten Unternehmen in Kärnten. Bei mehr als 1.800 Grad werden in der Ferrolegierungshalle Zusatzstoffe für die Stahlerzeugung produziert. Die Stromkosten hätten sich zuletzt verachtfacht, die Gaskosten sogar verzwölffacht – von einem Marktversagen ist die Rede.

„Für Unternehmen wie uns bedeutet das auf das Jahr 2023 bezogen 60 Millionen Euro Mehrkosten. Das ist so viel wie die Lohn- und Gehaltssumme aller Mitarbeiter der Treibacher Industrie AG. Das jetzt einfach so am Markt weiterzugeben, ist natürlich schwer möglich“, so Vorstand René Haberl.

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Schwächere Nachfrage macht sich bemerkbar

Das betrifft auch die Donau Chemie in Brückl, die so viel Strom benötigt wie alle Haushalte in Klagenfurt zusammen, ebenso die Wietersdorfer Holding. Die Erzeugerpreise seien dadurch heuer schon um 40 Prozent, teilweise noch mehr gestiegen. „Das muss natürlich mit der Zeit in den Preisen weitergegeben werden. Wir sind in großer Sorge, dass die Konsumenten, die am Ende des Tages die Zeche bezahlen müssen, diese Preise eines Tages nicht mehr zahlen können“, so Michael Junghans von der Wietersdorfer Holding.

Energiekrise in der Industrie

In der aktuellen Energiekrise hat die Bundesregierung im Ministerrat eine sogenannte „Strompreisbremse“ für Private beschlossen. Die Wirtschaftsvertreter warnen unterdessen für einer existenzgefährdenden Situation.

Schon jetzt sei eine schwächere Nachfrage bemerkbar. Bricht sie weiter ein, müssten Unternehmen ihre Produktionen zurückfahren, was wiederum Arbeitsplätze gefährdet. „Natürlich muss man sich überlegen, was ist nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gescheit. Das kann durchaus heißen, Produktionskapazitäten herauszunehmen“, so Haberl. „Jeder energieintensive Betrieb macht sich derzeit so seine Gedanken. Es ist auch ein Wachrütteln, das wir seit Monaten versuchen, der handelnden Politik in Österreich und in Europa mit auf den Weg zu geben“, so Junghans.

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IV-Präsident Timo Springer (mitte)

IV warnt vor hoher Arbeitslosenrate

Die Industriellenvereinigung befürchtet Dominoeffekte und warnt vor zweistelligen Arbeitslosenraten. Von der Politik fordern die Unternehmen rasche Hilfe ein. „Auf der einen Seite muss es jetzt rasch Beihilfen geben, um diese Unternehmen zu unterstützen. Auf der anderen Seite muss dringend überlegt werden,, wie der Strommarkt reformiert werden und das Merit-Order Prinzip weiterentwickelt werden kann, damit nicht die teuerste Megawattstunde den Produktionszyklus definiert“, so der Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten,Timo Springer.

Konkret fordert die IV eine europaweite Deckelung der Strom- und Gaspreise. Auch Kurzarbeit müsse für den Herbst und Winter wieder vorbereitet werden. Andernfalls sei man etwa gegenüber China und den USA nicht mehr wettbewerbsfähig und könne sich auch Investitionen in grüne Energie nicht mehr leisten, heißt es.