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ORF/Petra Haas
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Wirtschaft

KELAG für EU-weite Strompreisregulierung

Der Energieversorger Wien Energie ist angesichts explodierender Preise auf der internationalen Strombörse in finanzielle Bedrängnis geraten. Der Kärntner Energieversorger KELAG spricht sich für ein Eingreifen der EU zur Regulierung des Strommarktes aus.

Wien Energie muss 1,7 Milliarden Euro an Sicherheitsleistungen für langfristige Energieeinkäufe aufbringen, das geht nicht ohne Hilfe. Doch Details zur „finanziellen Notlage“, wie Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) die Situation nannte, sind derzeit noch unbekannt. Wien Energie betonte aber, man sei nicht insolvent – mehr dazu in Offene Fragen zu „finanzieller Notlage“ (news.ORF.at).

KELAG für EU-weite Strompreisregulierung

Der Energieversorger Wien Energie ist angesichts explodierender Preise auf der internationalen Strombörse in finanzielle Bedrängnis geraten. Der Kärntner Energieversorger KELAG spricht sich für ein Eingreifen der EU zur Regulierung des Strommarktes aus.

KELAG hat bilaterale Verträge

KELAG-Vorstandsmitglied Danny Güthlein sagte am Montag zur Situation: „Die Art von Produkt, die dazu führt, dass man so viele Sicherheitsleistungen bringen muss, sind Börsen Futures. Das ist eine Art, um langfristige Stromhandelsgeschäfte abzuschließen. Wir haben das für langfristige Produkte nicht gewählt, deshalb kann uns das nicht passieren.“ Auf die Frage, wie die KELAG Strom kaufe, sagte Güthlein, man könne auch bilaterale Handelsverträge abschließen, diesen Weg habe man gewählt. „Viele Energieversorger haben beide Wege, die KELAG nur diesen einen.“ Man sei darüber glücklich, weil man keine großen Sicherheitsleistungen erbringen müsse.

„EU muss einen Weg finden“

Der Strompreis beträgt derzeit 1.000 Euro pro Megawatt, das sei nicht mehr nachvollziehbar, so Güthlein: „Der Preis ist so hoch, dass er, wenn er eine Zeitlang so bleibt, den Wirtschaftsstandort Europa gefährdet. Ich glaube, das ist die Meinung bei allen, der Preis muss sinken, sonst gefährden wir Industrie, Arbeitsplätze und Wirtschaftsstandort. Von den Privaten, die das nicht bezahlen können, möchte ich da gar nicht reden. Der Preis muss nach unten, es geht jetzt darum, den richtigen Weg dafür zu finden.“

Die Staaten müssen eingreifen, so der KELAG-Vorstand, da müsse aber ganz Europa mitmachen. Wenn Österreich einen Alleingang mache, bestehe das Risiko, dass trotz Gasknappheit die österreichischen Gaskraftwerke für das Ausland Strom erzeugen und andere Kraftwerke verdrängen würden. Es müsse so bleiben, dass Gaskraftwerke so wenig wie möglich eingesetzt werden, so Güthlein. Eine Lösung müsse dies beinhalten.

Strommasten
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Die Preissteigerungen werden sich spätenstens nächstes Jahr beim Kunden niederschlagen

STW: Urlaubsgeld wird für Strom draufgehen

Die Stadtwerke Klagenfurt müssen 90 Prozent des Stroms zukaufen. Beim Einkauf werde immer auf dieselben Partner gesetzt. Hohe Sicherheitsleistungen seien dafür nicht notwendig. Aber: Die extrem hohen Einkaufpreise machen dem Energieversorger zu schaffen. Es könne nur ein Teil an die Kunden weitergegeben werden und das wird demnächst passieren, so Stadwerke-Vorstand Erwin Smole.

„Wir müssen jetzt den Strom für 2023 einkaufen. Diese exorbitante Preissteigerung wird sich nächstes Jahr beim Kunden niederschlagen. Wenn die Marktpreise so hoch bleiben, wie sie jetzt sind, dann reden wir wirklich von einer Verdoppelung oder gar von einer Verdreifachung, die nächstes Jahr auf die Kunden zukommt.“ Vereinfacht gesagt, das Urlaubsgeld werde kommendes Jahr für die Preissteigerung draufgehen, was volkswirtschaftlich nicht möglich sei, so Smole. Es drohen also Mehrkosten zwischen 700 und 1.400 Euro pro Haushalt und Jahr.

IV: „Deindustrialisierung droht“

Eine europäische Systemänderung werde laut IV-Kärnten-Präsident Timo Springer noch dauern, er sieht die Bundesregierung in der Pflicht, die Energiepreise mit schnellen Maßnahmen zu stabilisieren. „Das Merit-Order-Prinzip in der Strompreisfindung ist dringend weiter zu entwickeln, um die völlig aus dem Ruder gelaufenen Kosten wieder auf Kurs zu bringen“, so Springer.

Eigentlich sollte mittlerweile jedem klar sein, dass die bisher geübte Praxis der Energiepreisfindung in der aktuellen Situation des Marktversagens volkswirtschaftlich gesehen direkt in die Katastrophe führe, so Springer. Es brauche nun dringend Preisstabilisierungsmaßnahmen, Europas Wohlstand stehe auf dem Spiel. Springer befürchtet eine Kettenreaktion in der Industrie, wenn die hohen Energiekosten Produktionen serienweise unrentabel machen bzw. Lieferketten zusammenbrechen und jene, die noch fertigen könnten, keine Vormaterialien mehr beziehen. Springer spricht in dem Zusammenhang von einer drohenden Deindustrialisierung Österreichs und Europas, die zu Massenarbeitslosigkeit führen würde.

Köfer: Preise werden stillschweigend akzeptiert

„Die Kärntner Landesregierung aus SPÖ und ÖVP scheint das Vorgehen des Kärntner Energieversorgers KELAG in Sachen Strompreis völlig kommentar- und vor allem widerstandslos zur Kenntnis zu nehmen, was gerade in Zeiten wie diesen einer völligen politischen Selbstaufgabe gleichkommt“, kritisiert Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer in einer Aussendung. Die Erhöhung der Strom- und Gaspreise werde „stillschweigend akzeptiert“, obwohl sie viele Privathaushalte sowie Klein- und Mittelbetriebe vor eine existenzbedrohende Situation stellen würde, so Köfer, der langfristig für eine Neuordnung der Netztarife eintritt.