Windräder auf der Soboth
ORF
ORF
Chronik

Forderung nach mehr Windrädern

Die Energiewirtschaft verstärkt ihren Druck auf die Politik, mehr als die geplanten 50 Windräder bauen zu lassen und die Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Energiereferentin Sara Schaar (SPÖ) spricht von einer „Windkraftlobby“. Ihre Aufgabe sei es aber, einen vernünftigen Mix der Energieformen zu ermöglichen.

Fünf neue Windräder auf der Steinberger Alpe im Lavanttal gehen in diesen Tagen in den Probebetrieb, zwei Windräder hat die niederösterreichische Firma Ecowind auf der Soboth bereits im Laufen. Es dauerte neun Jahre vom Antrag bis zur Fertigstellung, das sei zu lang, sagte Daniel Schindlegger von Ecowind: „Ich muss appellieren an die Politik, Bedingungen zu schaffen, die einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren ermöglichen.“ Die Firma räumt aber ein, dass Windkraft alleine nicht unabhängig von Importen mache. Schindlegger sagte, die Stromerzeugung aus Wasserkraft gehe in heißen Sommern zurück. Die Windkraft könne zu einem großen Teil dazu beitragen, den Bedarf zu decken.

Daniel Schindlegger von Ecowind
ORF
Daniel Schindlegger

Bis zur Genehmigung Pläne veraltet

Gebaut werden die Windräder in Dänemark und Deutschland, die Kupplungen kommen jedoch direkt aus Bad St. Leonhard. Auch die KELAG will die Windkraft forcieren, sagte Bernd Neuner von der KELAG. Man wolle so viele der geplanten Anlagen bauen wie möglich. Man sei aber auch mit anderen Projektentwicklern und Energiedienstleistern im Wettbewerb und habe schon den einen oder anderen Standort, der als potenzielles Projektgebiet zur Verfügung stehe.

Außerdem wünscht man sich kürzere Verfahren bis zur Genehmigung, so Neuner. Wenn man heute ein Projekt einreiche und man nach sieben Jahren den rechtskräftigen Bescheid erhalte, sei diese Technologie schon wieder in die Jahre gekommen und man müsse umplanen, um eine Genehmigung auf den aktuellen Turbinentyp zu erhalten.

Bernd Neuner von der KELAG
ORF
Bernd Neuner, KELAG

Ein Pionier der alternativen Energie in Kärnten ist Landwirt Franz Dorner, in Zusammenarbeit mit Konzernen ist er auf den Naturschutz nicht mehr sehr gut zu sprechen: „Der Naturschutz hat uns auch hier wieder behindert. Die Anlagen könnten ein bisschen höher sein, wir hätten bis zu 20 Prozent mehr Leistung. Die Sichtbarkeitsverordnung in Kärnten bringt nichts, die gehört eliminiert.“

Schaar: Fördere keine Geschäftsmodelle

Kärntens Energiereferentin Sara Schaar (SPÖ) bleibt bei ihrer Haltung von 50 Windrädern für Kärnten, nicht 140 bis 200, wie die Wirtschaft es will. Schaar äußerte sich besorgt über den Einfluss der Wirtschaft beim Bund: „Wir merken schon, dass die Windkraftlobby hier den Fuß in der Tür hat.“ Wenn man sich die Förderlandschaft im erneuerbaren Bereich anschaue, sehe man, dass es Geschäftsmodelle seien. Es sei nicht ihre Aufgabe, Geschäftsmodelle zu unterstützen, sondern für einen sicheren Netzausbau und erneuerbaren Ausbau da zu sein. Windkraft sei nur in Kombination mit Wasser und Sonnenenergie ein Gewinn für Kärnten, so Schaar.

Sara Schaar von der SPÖ
ORF
Sara Schaar, SPÖ

Die von der Wirtschaft geforderten bis zu 200 Windräder in Kärnten würden Strom ins europäische Netz einspeisen, sagte Schaar. Kärnten könne aber nur profitieren, wenn für den Windstrom ein Zwischenspeicher errichtet werde, also ein Pumpspeicherkraftwerk. Dafür gebe es aktuell keine Lobby und auch keinen Projektwerber.

FPÖ weiterhin gegen Windräder

In einer Reaktion sagte FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer, die FPÖ lehne die Forderungen der Windkraftlobby nach hunderten neuen Windrädern ab. Man brauche auf den Gipfeln keine Industrieprojekte. Angerer verweist auf die FPÖ-Initiative im Kärntner Landtag, wonach der Schutz der Almen vor Zerstörung in der Kärntner Landesverfassung verankert werden müsse. Kärnten sei kein Windkraftland, sondern ein Wasserkraft-, Sonnenenergie- und Biomasseland.

Team Kärnten: Element für Energiemix

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung, die Windkraft müsse für den gesamten Energiemix in Kärnten zukünftig einen größeren Stellenwert einnehmen. Kärnten habe hier durch eine konsequente Verhinderungspolitik in den vergangenen Jahren sehr viel verschlafen. Man müsse bei Stromimporten unabhängiger werden. Es gehe nicht darum, auf jedem Berg in Kärnten Windkraftanlagen zu errichten, sondern darum, dort Projekte zu forcieren, wo sie nachhaltig, ertragreich und sinnvoll seine. Von einem kategorischen Nein zu weiteren Projekten in diesem Bereich hält Köfer gar nichts.

Grüne: Ausgewogener Energiemix nötig

Die aktuelle Dürre führe allen die Auswirkungen des Klimawandels vor Augen, sagte der stellvertretende Landessprecher der Grünen, der Feldkirchner Energiestadtrat Christoph Gräfling. Trotzdem ignoriere die Energiereferentin die Forderungen nach mehr Windkraft. Kärnten benötige einen ausgewogenen Energiemix, zu diesem gehöre jedoch unbedingt auch die Windkraft. Was lange Genehmigungsverfahren betreffe, brauche es eine Trendumkehr der Kärntner Landespolitik, sagte Gräfling.