Den Kunststoffverarbeitern geht es wie vielen anderen Industriezweigen: Es fehlen die Fachkräfte. Die HTL in Ferlach reagiert darauf mit einem neuen Schwerpunkt, sagt Direktorin Silke Bergmoser: „Ich habe im letzten Jahr den Aufschrei der Industrie nach Facharbeitern medial vernommen. Nachdem wir an der HTL Ferlach das entsprechende Personal und Experten unter den Lehrkräften haben habe ich Kontakt aufgenommen. Die Initiative wurde von der Schule, Branche und der Industrie sehr wohlwollend aufgenommen.“
Abschluss gleicht Gesellenprüfung
Die vierjährige Fachschule soll ab dem nächsten Schuljahr starten. Die Ausbildung für Kunststoff- und Recyclingtechnik dockt direkt an den Lehrplan für Maschinenbau an. Laut Bergmoser biete die vierjährige Ausbildung einen Abschluss als Facharbeiter, der einer Gesellenprüfung gleichgestellt ist: „In diesen vier Jahren sollen alle Kompetenzen und gefragten Schwerpunkte, die auch von der Industrie gefordert werden, von uns vermittelt werden, sodass die Schüler nach dem Abschluss direkt in die Firmen als hochqualifizierte Facharbeiter einsteigen können.“ Nachfrage und Kooperationsangebote kämen von Firmen aus ganz Österreich, sagt Bergmoser.
Bis 2025 doppelte Menge an Verpackungen recyceln
Etwa 150.000 Tonnen Kunststoffabfälle werden jährlich in Kärnten recycelt. Der Markt ist nicht zuletzt durch die von der EU verordneten höheren Quoten höchst dynamisch.
Recyclingwirtschaft im Wandel
Bis 2025 soll nach einer EU-Vorgabe die doppelte Menge an Verpackungen recycelt werden. Wegen des Fachkräftemangels in der Kunststoffbranche startet die HTL Ferlach ab Herbst mit einer vierjährigen Ausbildung zum Recycling- und Kunststofftechniker.
Ab 2025 müssen ja 50 Prozent aller Verpackungen gesammelt und auch recycelt werden. Zurzeit ist es gerade einmal die Hälfte. Werner Kruschitz, Wirtschaftskammersprecher der Kärntner Kunststoffverarbeiter: „Derzeit müssen 22,5 Prozent aufgrund der EU-Verpackungsverordnung recycelt werden. Diese Quoten steigen jetzt auf 50 Prozent. Das heißt, bis 2025 müssen wir die doppelte Menge recyceln.“
Außerdem gehen zwei Drittel der gesammelten Kunststoffe in die thermische Verwertung, so Kruschitz: „Kunststoff soll man vor der Flamme retten. Es ist schade, dass man den Rohstoff, den man dann wieder nutzen kann, verbrennt. Du machst Ressourcenschonung, weil du kein Erdöl brauchst, da der Kunststoff immer wieder recycelt werden kann.“ Hinzu kommt, dass nur Verpackungsmüll gesammelt wird. Gebrauchen bzw. wiederverwerten könnten die Recyclingfirmen aber jede Art von Kunststoffen.
Einheitliches Sammelsystem soll Erleichterungen bringen
Ab 1. Jänner wird das Sammelsystem von den Abfallwirtschaftsverbänden in ganz Kärnten über den Gelben Sack vereinheitlicht. Horst Niederbichler von den Kärntner Abfallwirtschaftsverbänden sagt: „Dadurch, dass im Gelben Sack im Zentralraum St. Veit, Villach, Klagenfurt und Völkermarkt jetzt auch andere Kunststoffe gesammelt werden erwarten wir uns eine Steigerung der Menge zwischen 4.000 und 5.000 Tonnen. Diese Menge ist dann wieder die Basis einen tollen Recyclingprozess.“
Auch für die Kärntnerinnen und Kärntner soll das Sammeln der sekundären Rohstoffe dadurch vereinfacht werden.