Plastikflaschen in Recyclinganlage
ORF
ORF
Umwelt

Neue Ausbildung für Recyclingfachkräfte

Die HTL Ferlach wird ab kommendem Herbst den neuen Schwerpunkt „Recycling- und Kunststofftechnik“ anbieten. Da der Branche die Fachkräfte fehlen, ein wichtiger Schritt, so Experten. Beim Recycling bleibt auch immer noch zuviel Material liegen, weil derzeit nur lizenzierte Verpackung gesammelt wird.

Der Professor für Abfallwirtschaft und Abfallverwertungstechnik an der Montanuniversität Leoben, Roland Pomberger, sagte im APA-Gespräch, derzeit werden nur lizenzierte Kunststoffverpackungen gesammelt. Also Verpackungen, für die der Inverkehrbringer bereits bezahlt habe. Das bedeutet, bei der Kunststoffflasche zahlen die Konsumentinnen und Konsumenten schon beim Kauf für die Sammlung und Verwertung, bei einem Wäschekorb nicht.

So wird tonnenweise Plastik nach wie vor verbrannt und nicht recycelt. Aus fachlicher Sicht gebe es keinen Grund, stoffgleiche Ressourcen nicht zu nutzen, weil diese keine Verpackungen sind. Nur gebe es dafür von der EU noch keine Quoten und damit auch keine Finanzierung, so Pomberger.

Getränkeregale
ORF
Für das Recycling von Flaschen wurde bereits im Voraus bezahlt, andere Plastikgegenstände werden verbrannt

Aus Plastik wird Granulat

Den Prozess des Recyclings erklärte Werner Kruschitz, der Sprecher der Kunststoffverarbeiter der Wirtschaftskammer Kärnten: „Wir bekommen die vorsortieren Kunststoffe, sortiert nach der Art des Kunststoffes, zum Beispiel PET. Im Betrieb werden sie zerkleinert, gewaschen und über einen Extruder bei 200 bis 250 Grad eingeschmolzen. Das erzeugt Granulat, das die gleiche Qualität hat wie Erdöl und das wiederverwendet werden kann.“

Fachkräfte fehlen trotz Zukunftsaussichten

In Kärnten sei das Kunststoffrecycling sehr ausgeprägt, es gebe drei bis vier große Firmen, insgesamt rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Bereich, der auch aufgrund der höheren Recyclingziele eine Zukunftsbranche sei, so Kruschitz. Fehlen würden jedoch die Fachkräfte. Daher zeigte sich der Unternehmer sehr erfreut über die Einrichtung des neuen Schwerpunktes „Recycling- und Kunststofftechnik“ im Lehrplan Maschinenbau ab Herbst 2022 an der HTL Ferlach. „Das gab es in Kärnten bisher nicht.“ Es gebe zwar die Montanuniversität Leoben, bei der es auf akademischer Ebene unterrichtet werde, „aber es gab nichts für 14-Jährige“.

Gelber Sack zum Recycling von PET-Abfällen und Tetrapack
ORF.at/Georg Hummer
In Kärnten wird viel Plastik gesammelt, es könnte aber noch mehr sein

Abschlussprüfung nach vier Jahren

Die können nun an der HTL eine vierjährige Ausbildung absolvieren. „Am Ende gibt es eine Abschlussprüfung die der Gesellenprüfung gleichgestellt ist. Man ist dann ein qualifizierter Facharbeiter“, erklärte Schuldirektorin Silke Bergmoser der APA. In Südösterreich sei man die einzige Schule, die in diesem Bereich ausbilde. Und das sehr praxisnah, in enger Abstimmung mit den Kärntner Kunststoffverarbeitern.

Zur Ausbildung gehören mehrere Betriebspraktika und die Idee sei durchaus, dass die Schülerinnen und Schüler gleich im Anschluss von den Unternehmen übernommen würden. „Wir haben die Zusage unserer Partnerfirmen, dass sie unsere Absolventen bevorzugt behandeln, sollten sie sich bewähren.“ Dass man damit auch gleich das Nachhaltigkeitsthema übernehme, welches die Jugend interessiere, sei ein weiterer Vorteil.

Kernkompetenz bleibt Maschinenbau

Inhaltlich werde alles einen Bezug zum Maschinenbau haben, dieser sei die Kernkompetenz. Weitere Schwerpunkte sind Kunststofftechnik, Umgang und Bearbeitung von fachspezifischen Werkstoffen, maschinelles und manuelles Herstellen von Werkstücken und Baugruppen aus Kunststoff sowie die manuelle und maschinelle thermische Behandlung und Verarbeitung, aber auch Verbundstoffe.

Verbundstoffe sind für den Kunststoffverarbeiter allerdings ein Problem, denn was mehrere Wertstoffe hat, kann man nicht recyceln, erklärte Kruschitz. „Tetrapacks bestehen aus Papier, Kunststoff und Metall, das ist nicht recyclingfähig. Trotzdem hat man das Gefühl, dass es ökologischer ist. Dabei muss es verbrannt werden.“ So gesehen sei die Milch in der Plastikflasche ökologischer, so Kruschitz.