Flüchtlingsfamilie Bene bei Spaziergang
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Chronik

Unternehmer nimmt Ukraine-Flüchtlinge auf

Der Feldkirchner Unternehmer Thomas Schurian hat der geflüchteten ukrainischen Familie seiner Mitarbeiterin eine Firmenwohnung zur Verfügung gestellt. Für Dienstagfrüh wurde vom Land ein Sicherheitsgipfel einberufen, um Maßnahmen zu koordinieren.

Am Montag in den frühen Morgenstunden traf die Familie aus Kiew müde, geschockt und besorgt in Feldkirchen ein. Es handelt sich um die Familie von Schurians Mitarbeiterin Anastasia, die seit zwei Jahren als Graveurin im Betrieb von Thomas Schurian arbeitet. Als Russland mit der Invasion begann und die ersten Schüsse in Kiew fielen, trat die Familie die Flucht in Richtung Grenze an, so Schurian: „Es sind sechs Personen, ihr Vater hat an der Grenze nicht mehr ausreisen dürfen. Zwei Stunden früher durfte noch jeder ausreisen, dann kam aber der Befehl der ukrainischen Militärs, dass alle wehrfähigen Männer bleiben müssen. Das war natürlich auch eine Riesendramatik.“

Flüchtlingsfamilie
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Die Flüchtlingsfamillie mit Oma, Tante und Cousin und Cousine, im Vordergrund rechts die Graveurin Anastasia Davydenko

Familie an Grenze abgeholt

Gleichzeitig machte sich die ukrainische Mitarbeiterin auf den Weg zur ungarisch-ukrainische Grenze, um die Familie in Empfang zu nehmen. Ein Freund stellte einen Kleinbus zur Verfügung, so Schurian: „Der Lebensgefährte der Graveurin arbeitet auch bei mir im Betrieb, sie sind zusammen elf Stunden lang über Ungarn Richtung ukrainische Grenze gefahren. Sie haben die Oma aus dem Gefängnis holen müssen, weil sie wegen der Pandemie keinen Ausweis hatte und registriert werden musste. Es sind hier jetzt die Oma, die Tante, die Halbschwester, eine Cousine und der erst vierzehnjährige Cousin.“ Sie haben aber noch Verwandte und Bekannte in der Ukraine und machen sich große Sorgen, sagte Schurian.

Unternehmer nimmt Flüchtlinge auf

Der Feldkirchner Unternehmer Thomas Schurian hat der geflüchteten ukrainischen Familie seiner Mitarbeiterin eine Firmenwohnung zur Verfügung gestellt. Das Land Kärnten recherchiert Leerstände bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern.

Anastasia Davydenko: „Es ist unglaublich, als die ersten Schüsse fielen, sagten mein Chef und meine Chefin, die Verwandten kommen her zu uns und können bleiben so lange sie wollen. Ich bin so dankbar.“

Unternehmer Schurian
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Unternehmer Thomas Schurian: „Die Familie darf bleiben, so lange sie will“

Flüchtlingen etwas Normalität geben

Die Familie dürfte noch rechtzeitig die Hauptstadt Kiew verlassen haben, sagte Schurian. Sie hätten Glück gehabt, weil sie ja mit Feldkirchen ein Ziel gehabt und sich gleich auf den Weg gemacht hatten. Viele wüssten ja gar nicht, wohin, so Schurian. Die fünfköpfige Familie ist nun in der Firmenwohnung untergebracht. Sie können so lange bleiben, wie sie wollen, so der Unternehmer. Zudem will er dafür sorgen, dass die Familie in Kärnten auch integriert wird: „Wir werden schon schauen, dass sie auch einen Alltag und eine Normalität haben und dass man sie ein bisschen einbindet.“

Land beruft Sicherheitsgipfel ein

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hat für Dienstagfrüh einen Sicherheitsgipfel zum Ukraine-Krieg einberufen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine erfordere eine rasche Koordinierung notwendiger Maßnahmen, von der Unterbringung von Flüchtlingen über Abstimmung von Hilfsmaßnahmen bis hin zur Vorbereitung auf mögliche Folgen weiterer Eskalationen, sagte Kaiser.

Am Sicherheitsgipfel werden neben den Landespolitikern auch Vertreter des Bundesheeres, der Polizei, des Roten Kreuzes und des Katastrophenschutzes teilnehmen.

Land überprüft Leerstände

Kaiser sagte bereits letzte Woche, dass das Land bereit sei, Flüchtlinge aufzunehmen. Dafür gibt es eine Wohnungsleerstandsmeldung bei der Landeswohnbau Kärnten und anderen gemeinnützigen Wohnbauträgern. Aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) hieß es auf APA-Anfrage, da Kärnten seine Unterbringungsquote seit Monaten zu annähernd 100 Prozent erfülle, gebe es derzeit in den Landesquartieren kaum Kapazitäten im Rahmen der Grundversorgung. Ob die Notwendigkeit des Öffnens von Notunterkünften wie Turnsäle oder Feuerwehrhäuser bestehe, hänge von der Entscheidung der Bundesregierung im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates ab.

Wer Platz für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) anmelden.