Ein Lehrling bei der Arbeit
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Wirtschaft

Lehrlinge verzweifelt gesucht

Obwohl es mit 2.271 Lehrlingen im ersten Jahr um sechs Prozent mehr als vergangenes Jahr gibt, suchen Kärntner Betriebe immer noch händeringend nach jungen Kräften. 676 Lehrlinge fehlen derzeit besonders in der Gastronomie, aber auch in anderen Branchen.

Nicht immer finden Lehrling und Lehrherr so unkompliziert zueinander wie im Fall von Felix Schinnerl aus Hohenthurn. Als Maschinenbau-Techniker im dritten Lehrjahr fertigt er Hydraulik-Bauteile und Gelenkwellen. „Es gefällt mir seit dem ersten Tag, ich kann mich absolut nicht beschweren. Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, so Schinnerl. Der 18-jährige hat eine landwirtschaftliche Schule abgebrochen – um direkt mit der Lehre ins Berufsleben zu starten.

Unternehmen suchen dringend Lehrlinge

Kärnten wird immer älter und als Folge der Überalterung fehlen Junge in fast allen Branchen. Kärntenweit werden derzeit 676 Lehrlinge gesucht, besonders in der Gastronomie.

Handwerker unentbehrlich

Die Firma von Bernhard Plasounig in Villach hat sich auf hydraulische Bauteile und Gelenkwellen spezialisiert. Felix Schinnerl ist einer von fünf Lehrlingen. Insgesamt gibt es im Betrieb 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Firmenchef Bernhard Plasounig hätte aktuell noch zwei Stellen zu vergeben. Er macht sich Sorgen um die Zukunft des Handwerks. „Wir können beispielsweise keine Erdäpfel mit dem 3D-Drucker transportieren. Dazu brauchen wir den Frächter, dazu brauchen wir den Handwerker, der den Traktor oder den Anhänger baut“, so Plasounig.

Ein Lehrling bei der Arbeit
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Firmenchef Bernhard Plasounig mit Lehrling Felix Schinnerl

Ausgezeichnete Karrierechancen

Die Konkurrenz im Kampf um junge Menschen sieht Plasounig als Lehrlingsbeauftragter in der Wirtschaftskammer vor allem in den Schulen. Darauf wird jetzt reagiert. „Die Jugendlichen sollen ruhig die Matura machen, aber danach in das Handwerk einsteigen, um es zu lernen. Wir selbst bilden derzeit auch Lehrlinge nach der Matura aus. Das ist wirklich ein Gewinn für beide Seiten. Wenn man sich dann die Karrierechancen von einem gut ausgebildeten Handwerker ansieht, das ist oft mit einem Maturanten überhaupt nicht zu vergleichen“, so Plasounig.

Viele Branchen auf Lehrlingssuche

Die Wirtschaftskammer verweist auch auf die gesamtwirtschaftliche Bedeutung, die Lehrlinge haben. Denn jeder zweite Unternehmer sei zuvor ein Lehrling gewesen, der seine Zunft von der Pike auf gelernt hat. Obwohl die Lehre wieder ein besseres Image bekommt, tun sich derzeit alle Branchen gleichermaßen schwer, den passenden Nachwuchs zu finden, heißt es aus der Wirtschaftskammer. Hauptbetroffen seien die Gastronomie, aber auch die Bau- und Holzwirtschaft.