Eine Lehrstelle suchen derzeit 665 Jugendliche in Kärnten. Sie können jetzt im Herbst aus 510 Angeboten in Betrieben wählen sagt Peter Wedenig der Chef vom Arbeitsmarktservice: „Ein Klassiker ist der Tourismusbereich mit rund 150 offenen Stellen, gefolgt vom Metallbereich, Büro und Handel.“

Bewerber für Gewerbe und Handwerk oft zögerlich
Oft passen aber Angebot und Berufswunsch nicht zusammen – das spüren derzeit auch viele kleinere Gewerbe- und Handwerksbetriebe sagt Spartenobmann Klaus Peter Kronlechner. Sie klagen über fehlende Bewerber: „Im Gewerbe und Handwerk würden wir dringend Lehrlinge benötigen. Aber die jungen Leute sind noch nicht so startbereit.“ Er führt dies zum Teil auf die Spätfolgen der Coronavirus-Krise zurück.

Job als Fachkraft im Ausbildungsbetrieb lockt
Bei Flex in Althofen starteten diese Woche weitere 20 Lehrlinge mit ihrer Berufsausbildung. Sie alle können nach ihrem Abschluss mit einem Job im Elektronik-Unternehmen rechnen, sagt Geschäftsführer Martin Reiner: „Auf einen Lehrplatz kommen bei uns fünf Bewerber. Wir haben die Qual der Wahl, um die besten Fachkräfte der Zukunft auszubilden.“

Auch „soft skills“ gefragt
Ähnlich groß ist das Interesse an einer Lehrstelle bei dem Energieversorger KELAG. 33 Jugendliche starteten dieser Tage in der Lehrlingsschule in St. Veit an der Glan ihre Ausbildung. Jeder fünfte Bewerber wird aufgenommen, dabei zählen nicht allein die Schulnoten, sagt Reinhard Draxler, Geschäftsführer von „Kärnten-Netz“. So seien nicht nur handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Auch ruhige, bedächtige Charaktere, sowie junge Menschen, die gerne Verantwortung übernehmen, hätten gute Chancen.
Start für Lehrlinge
Nach Monaten der Unsicherheit gibt es auch wieder mehr offene Lehrstellen – und einige junge Menschen haben mit ihrer Lehre begonnen.
Industrie: Fünf Bewerber für eine offene Stelle
In vielen Industriebetrieben gibt es auf eine offene Lehrstelle fünf Bewerber. Während große Industriebetriebe verlockende Aufstiegsmöglichkeiten bieten könnten kleinere Handwerksbetriebe in diesem Wettbewerb oft nicht mithalten, sagt Kronlechner: „Interne und überbetriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten hat ein kleinerer Tischler am Land oder ein Elektriker natürlich nur in sehr eingeschränktem Maße.“

Erschwerend komme dazu, dass heuer coronavirusbedingt die Schnuppertage in den Betrieben ausgefallen sind, die normalerweise von den Schulen organisiert werden. Die Gewerbebetriebe informieren deshalb auf einer neuen Internetseite mit dem Titel „Lehre.Jetzt"über Ausbildungsmöglichkeiten. Das Arbeitsmarktservice setzt mehr Berater ein, um Jugendliche individuell über Berufschancen zu informieren.
FPÖ: Initiative gesetzt
In einer Reaktion sagte FPÖ-Obmann Gernot Darmann, um allen Kärntner Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu ermöglichen, habe die FPÖ vor dem Hintergrund der schwierigen Situation der Kärntner Wirtschaft bereits vor Monaten eine Initiative im Landtag gesetzt und eine Kostenübernahme der Lohnkosten für Lehrlinge im ersten Lehrjahr durch das Land Kärnten gefordert. Die Landesregierung müsse alles unternehmen, damit jeder Jugendliche auch eine Lehrplatz in einem Kärntner Betrieb bekomme, so Darmann. Es gebe auch einen Fünf-Punkte-Plan, der aber von SPÖ und ÖVP nicht umgesetzt worden sei.