Traktor mit Baggerschaufel beim Schneeräumen
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Chronik

Schneemassen und Straßensperren

In ganz Kärnten gab es am Mittwoch Schneefall. In Oberkärnten sind Ortschaften nach wie vor unerreichbar, viele Straßen sind gesperrt, 4.000 Haushalte waren am Mittwochnachmittag noch ohne Strom.

Allein in Großkirchheim sind acht Ortschaften seit drei Tagen nicht erreichbar, jeden Tag gelingt es nur eine Straße zu räumen. Wie es den Eingeschlossenen geht, sagte Bauer Christian Suntinger gegenüber dem ORF: „Die Situation daheim ist sehr angespannt, ein bisschen Angst ist dabei, wenn die Niederschläge nicht nachlassen. Wir sind viel gewohnt, aber in dieser kurzen Zeit ist das neu für uns.“

Schneeräumung in Großkirchheim
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Der mehr als 300 PS starke Traktor mit Fräse muss auf dem Weg in die Göritz rund 1,5 Meter Schnee von der Straße räumen

Der Großkirchheimer Bürgermeister Peter Suntinger spricht von Schneemengen ab 1,50 Meter. Es habe davor zwölf Stunden geregnet, daher sei der Schnee besonders hart. Die Wege werden mit einer Spezialfräse aus Salzburg geräumt, ein normaler Schneepflug kommt gar nicht durch diese Schneemassen.

Starke Schneefälle und hohe Lawinengefahr

In Kärnten hat am Dienstag wieder teils kräftiger Schneefall eingesetzt. Das erschwert die Arbeiten an der Wiederherstellung der Stromversorgung – und auch die Schneeräumung, wegen der Lawinengefahr. So bleibt die Lage etwa im Oberen Mölltal angespannt: Zahlreiche Höfe sind nach wie vor abgeschnitten, einige werden voraussichtlich noch länger nicht erreichbar sein.

Noch 4.000 Haushalte ohne Strom

Bis zu 8.000 Haushalte waren am Mittwoch ohne Strom, bis zum Nachmittag verringerte sich deren Anzahl auf 4.000. Im Vergleich zu den vergangenen Tagen, als vor allem Oberkärnten von Stromausfällen betroffen war, zeigte sich am Mittwoch ein „vollkommen verändertes Bild“, wie KELAG-Sprecher Josef Stocker auf APA-Anfrage sagte: „Wir verzeichnen Störungen in den Bezirken Villach-Land, Feldkirchen und St. Veit an der Glan.“ Bis zum Mittwochnachmittag besserte sich die Situation vor allem im Bezirk Klagenfurt-Land. Die Lage sei „dynamisch“. An der Behebung der Schäden wird mit Hochdruck gearbeitet, kärntenweit stehen 180 Monteure im Einsatz.

Monteure der Keag montieren ein neues Stromkabel in den Ästen eines Baums
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180 Monteure der Kelag waren im Einsatz, um die Schäden zu beheben

Probleme machen nicht einzelne große Störungen, sondern viele kleine Einzelstörungen in Mittelkärnten, die nun eine nach der anderen abgearbeitet werden müssen, sagte Robert Schmaranz von der KELAG. Man finde in den Störungszonen Bäume in Leitungen, gebrochene Masten oder auch defekte Kabel. Den 180 Monteuren der KNG-Kärnten Netz GmbH gelang es viele Störungen zu beheben, es kamen aber immer wieder neue Störungen dazu. Die KNG-Kärnten Netz GmbH erwartet, dass es bis zum späten Abend gelingen wird, von den am Nachmittag noch 4.000 betroffenen Kunden viele wieder mit Strom versorgen zu können.

Warnung: Keine Dächer abschaufeln

Die Lawinenkommission für das Lesachtal sagte am Mittwoch in einer Aussendung, derzeit bestehe keine Notwendigkeit, die Dächer vom gefallenen Schnee zu befreien. Die Dachlast stelle aktuell kein Problem dar. Ab kommender Woche, wenn sich der Schnee gesetzt hat, sollte man vorbeugend die Dächer von der Schneelast befreien lassen. Dafür sei allerdings nicht die Feuerwehr zuständig. Es wird empfohlen, Fachfirmen damit zu beauftragen. Man warnt auch vor Spaziergängen zwischen den Ortschaften. Es herrsche große Lawinengefahr, somit gebe eine große Gefährdung von Spaziergängern.

Dächer mit Schneelast
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Im Lesachtal sollten derzeit keine Dächer vom Schnee befreit werden, hieß es von der Lawinenkommission

Dauereinsatz der Feuerwehren

Die Einsatzkräfte der Kärntner Feuerwehren arbeiten von Mitternacht weg 201 Einsätze ab, einige laufen immer noch. Betroffen waren vor allem der östliche Teil des Bezirkes Spittal sowie der Bezirk Villach-Land. In Randbereichen waren auch die Bezirke Feldkirchen, St. Veit und Klagenfurt-Land betroffen. Die Hauptaufgabe der freiwilligen Feuerwehrleute war es, die Straßen von umgestürzten Bäumen freizumachen.

Ein durch die Schneelast umstürzender Baum stützte am Mittwochvormittag in Pölling in der Gemeinde Feldkirchen auf ein vorbeifahrendes Auto. Der 37 Jahre alte Lenker blieb unverletzt, das Auto wurde schwer beschädigt.

Schneefräse in Großkirchheim
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Der harte Schnee wird Meter für Meter gefräst, um Ortschaften wieder zugänglich zu machen

Bundesheer kommt zu Hilfe

Die Informationen der Krisenstäbe in den betroffenen Gebieten laufen bei Markus Hudobnik, dem Katastrophenschutzbeauftragten des Landes, zusammen. Er steht in engem Kontakt mit dem Bundesheer. Sobald das Wetter es zulasse, werde man Sichtflüge für die Kommissionen organisieren, so Hudobnik. Entlang der wichtigsten Verkehrswege werde man mit Hilfe von Helikoptern den Schnee von den Bäumen wegblasen, das so genannte Downwashing.

Warten auf Flugwetter

Heinz Pansi, der Bezirkshauptmann von Hermagor, sagte, das größte Problem sei bei den höher gelegenen Straßen die Bewertung der Lawinengefahr. Für den Bezirk Spittal versucht Krisenkoordinator Markus Lerch eine Überblick über die Situation in den Gemeinden zu bekommen. Er sagte, momentan sei im Oberen Mölltal die Lawinengefahr das Problem. Man habe noch kein Flugwetter und warte ebenfalls, dass die Schneefälle etwas nachlassen.

Zahlreiche umgestürzte Bäume

Durch die heftigen Schneefälle stürzten am Dienstagabend mehrere Bäume um, verlegten Straßen oder trafen Stromleitungen. In Stallhofen (Gemeinde Moosburg) stürzte eine ca. 20 bis 25 Meter hohe Tanne über die Mitterteichlandesstraße (L73) und auf die parallel zur Fahrbahn verlaufende Stromleitung. Die Stromleitung riss teilweise. Der Strom wurde in weiterer Folge von der KELAG abgeschaltet. Der Baum wurde von der FF Moosburg, Bärndorf und Kreggab entfernt.

Bergsteigerdorf Mauthen in der Früh
ÖAV Bergsteigerdorf Mauthen
Mauthen Mittwochfrüh

Wohnhausdach von Baum getroffen

Aufgrund eines umgestürzten Baumes musste bis voraussichtlich Mittwochvormittag die B83 in Krumpendorf in beiden Richtungen gesperrt werden. Laut Auskunft der FF Krumpendorf kann nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Bäume durch die Schwerlast des Schnees auf die B83 stürzen. Eine örtliche Umleitung wurde eingerichtet.

In der Nacht stürzte ein Baum auf die Fresacher Landesstraße (L40) in der Gemeinde Ferndorf. Der Baum traf mit dem Wipfel auf ein gegenüberliegendes Wohnhaus, das im Dachbereich getroffen wurde. Es entstand voraussichtlich nur geringer Sachschaden. Personen wurden nicht verletzt. Aufgrund der Gefahrenlage (eventuell umstürzende Bäume) wurde der umgestürzte Baum in seiner Lage gelassen und wird bei Tageslicht entfernt. Am Donnerstag war die Straße wieder frei befahrbar.

Feuerwehrmann schneidet einen umgestürzten Baum klein
FF Drobollach
Ein Feuerwehrmann der FF Drobollach schneidet einen umgestürzten Baum in Stücke

Häuser wegen Bäumen kurzzeitig evakuiert

Ein Baum mit einem Durchmesser von ca. 25 bis 30 Zentimeter stürzte auf ein Einfamilienhaus in Spittal/Drau, wodurch Sachschaden in derzeit unbekannter Höhe entstand. Am dortigen Hang befanden sich weitere Bäume mit einer Höhe von ca. 25 bis 30 Metern, die auf das betroffene und ein weiteres Haus zu stürzen drohten. Insgesamt vier Bewohner verließen die Häuser für die Dauer des Einsatzes. Die FF Spittal/Drau konnte die Bäume von der Schneelast befreien. Die Bewohner wurden angewiesen, sich während der Dauer der Schneefälle nicht im Dachgeschossbereich der Objekte aufzuhalten und sich im Freien nicht im möglichen Gefahrenbereich zu bewegen.

Umgestürzte Bäume in Altfinkenstein
FF Latschach
Auch in Altfinkenstein lagen die Bäume kreuz und quer

Pkw prallte gegen Baum

Gegen 23.10 Uhr stürzte ein Baum bei Trabesing (Gemeinde Köttmannsdorf) auf die L99. Ein 19-jähriger Klagenfurter konnte aufgrund der Schneefahrtbahn seinen Wagen nicht mehr rechtzeitig anhalten und kollidierte mit dem quer über die Fahrbahn liegenden Baum. Er blieb unverletzt, das Fahrzeug wurde schwer beschädigt. Durch den Baum wurde auch eine Lärmschutzwand beschädigt. Die FF Köttmannsdorf entfernte den Baum.

Am Dienstag wurde von Land und Bildungsdirektion mitgeteilt, dass zahlreiche Schulen geschlossen bleiben – mehr dazu in Schulfrei in Schneegebieten. Die Lawinengefahr bleibt erheblich bis groß und steigt wieder. Die Schneefälle sollen im Lauf des Tages nachlassen und dann ganz aufhören.

Straßensperren Stand Donnerstag

B107 bei Heiligenblut, Wurzenpass (B109), B110 zwischen Kötschach und dem Plöckenpass. B111 zwischen Obertilliach und Kötschach. Ausweichen ist möglich nur großräumig über die B100. Guggenberg Straße (L29) ab der Abzweigung Hauserhof. In Villach die Warmbader Straße zwischen dem Fernheizwerk und dem Kreisverkehr Warmbad. Es gibt eine Umleitung. Wintersperre gilt für die Großglockner Hochalpenstraße, die Nockalmstraße und die Malta Hochalmstraße – mehr dazu in Ö3 Verkehrsprognose.