Chronik

Neue Vorwürfe gegen Banden-Anführerin

Am Dienstag ist ein Frauentrio, das in einer sektenähnlichen Beziehung zur Anführerin stand, zu mehrjährigen bzw. lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Gegen die Erstangeklagte gibt es neue Vorwürfe: Sie soll eine Mitgefangene manipuliert und zum Drogenhandel überredet haben.

Die 49-Jährige, die als Anführerin gilt und am Dienstag zum zweiten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt wurde (der Prozess wurde wegen Verfahrensfehlern neu aufgerollt), sitzt seit Monaten im Gefängnis. Ihre beiden Mitangeklagten gaben an, einen Mord an einer 72-jährigen Frau und Brandstiftungen begangen zu haben, weil die Anführerin das so gewollt habe.

Neue Vorwürfe bei Schlussplädoyer selten

Normalerweise enden Tathandlungen von Menschen in Untersuchungshaft dann, wenn die Handschellen klicken. Alles, was ihnen bis dahin vorgeworfen wird, landet nach den Ermittlungen erfahrungsgemäß in der Anklageschrift für den Prozess.

Vor einem Urteil in der Hauptverhandlung wiederholt die Staatsanwaltschaft in ihrem Schlussplädoyer die angelasteten Vorwürfe und ruft somit den Geschworenen und Richtern in Erinnerung, warum der Angeklagte eigentlich vor ihnen sitzt. Dass in einem Plädoyer neue Vorwürfe und neue Ermittlungen gegen einen Angeklagten eine Rolle spielen, hat Seltenheitswert.

Zellennachbarin begann zu dealen

Doch am Dienstag war dies der Fall. Gegen die 49 Jahre alte Anführerin der sektenartigen Frauenbande laufe schon wieder ein Ermittlungsverfahren. Aus dem Gefängnis heraus habe sie eine ehemalige Mitgefangene zu Betrugshandlungen angestiftet. Markus Kitz, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, sagte, die Frau soll eine Mitbewohnerin ihrer Zelle im Gefängnis derart manipuliert und von ihrer Unschuld überzeugt haben, dass diese nach ihrer Entlassung offenbar im Auftrag der Villacherin mit der Heroin im großen Stil gedealt haben soll.

Manipulierte sitzt erneut in Haft

Die Causa flog auf, als die Ermittler des Landeskriminalamtes das Telefon der im Sommer aus der Haft Entlassenen abhörten. In Gesprächen war zu hören, dass sie die harten Drogen quasi für ihre ehemalige Zellen-Nachbarin verkaufe, um für sie Geld zu beschaffen, da sie „unschuldig in Haft sitze und das beweisen müsse“. Die 42 Jahre alte Frau dürfte damit ein weiteres Betrugsopfer der einstigen Banden-Chefin sein. Für sie hat das gravierende Folgen: Sie sitzt wieder in Haft, allerdings nicht mehr gemeinsam mit ihrer mutmaßlichen Anstifterin.

Der neuerliche Betrugsverdacht passt in das Bild, das der Gerichtspsychiater von der 49 Jahre alte Ex-Banden-Chefin gezeichnet hatte. Sie habe eine psychische Störung und sei emotional kalt. Er sehe eine große Gefahr, dass sie wieder straffällig werden könnte. Dass das offenbar aus dem Gefängnis heraus passierte, dürfte aber wohl selbst den Gutachter überrascht haben.