Kästchen auf Tanzfläche von Tanzlokal Abstandsregelung Coronavirus
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Wirtschaft

Nachtlokale: Tanzen im „Kastl“

Die Betreiber von Nachtlokalen kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. In Kärnten sind 500 Betriebe betroffen. Eine Öffnung wurde vom Bund frühestens für Mitte August in Aussicht gestellt. Es gibt aber ein Tanzlokal in Krumpendorf, das mit allen Auflagen offen hat, hier tanzt man im „Kastl“.

Seit Anfang Juli hat das Tanzlokal „Tenne“ in Krumpendorf wieder geöffnet. Zumindest von Donnerstag bis Samstag, jeweils von 20.30 Uhr bis zur derzeit geltenden gesetzlichen Sperrstunde von 1.00 Uhr. Die Auflagen des Bundes habe man umgesetzt, sagte Inhaber Rudolf Mally. So dürfen maximal 100 Personen ins Lokal.

Tanzlokal Tenne Krumpendorf innen
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Die „Tenne“ in Krumpendorf gilt als beliebter Treffpunkt für Tanzfreunde

Zwei Quadratmeter pro Tanzpaar

Die Abstände können eingehalten werden, auch auf der Tanzfläche, so Mally: „Wir haben auf der Tanzfläche Kasteln gemacht, wo neun Paare Platz haben. Jeder hat ca. zwei Quadratmeter Platz, sie halten sich dran.“ Die Kästchen wurden mit Klebeband auf der Tanzfläche angebracht. Der DJ erinnert die Gäste auch immer wieder an den Abstand. Um 1.00 Uhr ist dann aber Schluss. Mally hat zwar Verständnis für die Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus, wenig Verständnis hat er allerdings für die verordnete frühe Sperrstunde. Normalerweise habe sein Lokal bis 5.00 Uhr geöffnet.

Hauptumsatz meist erst nach Mitternacht

Normalerweise herrscht auch im V-Club in Villach, nach eigenen Angaben Kärntens größter Diskothek, volles Haus und Partystimmung. Doch seit März ist der Club geschlossen, die Zeit wird für einen Umbau genutzt. Die Sperrstunde von 1.00 Uhr nachts sei für die meisten Nachtlokale zu früh. Nicht nur weil maximal 200 Gäste erlaubt sind und der Hauptumsatz nach Mitternacht erzielt werde, so Rüdiger Kopeinig vom V-Club Villach: „Für einen Tanzbetrieb ist das ein schwieriges Unterfangen und nicht umsetzbar.“

Von Gästelisten bis Corona-App

Von den 500 Lokalen in Kärnten, die den Großteil ihres Umsatzes in der Nacht erwirtschaften, sind etwa 50 reine Diskothekenbetriebe. Vor allem für diese Betriebe gehe es derzeit ums nackte Überleben, sagte Wirtesprecher Stefan Sternad von der Wirtschaftskammer. Seitens der Nachtgastronomie habe man bereits Konzepte erarbeitet, um Clusterbildungen zu vermeiden: „Unter anderem, dass wir Gästelisten auflegen, auch, dass man die Nutzung der Corona-App empfiehlt. Alle sind sich einig, dass im Notfall ein lückenloses Tracking nötig ist.“

V Lounge Villach außen Club
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Die V-Lounge in Villach von außen

Sommergeschäft ist vorbei

Beim Bund können Nachtlokale einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 75 Prozent beantragen. Dieser werde aber von den meisten Betrieben erst gegen Jahresende beantragt, da derzeit die genauen Kosten nicht abschätzbar seien, so Sternad. Das Sommergeschäft sei jedenfalls gelaufen. Vom Bund fordert Sternad mehr Hilfen und klare Aussagen: „Es bringt nichts, sich die Situation alle zwei Wochen anzuschauen, denn Mitarbeiterplanung und Werbung gehen nicht von einem Tag auf den anderen. Hier müsse es klarere Ansagen geben. Wenn eine Öffnung in naher Zukunft nicht möglich ist, soll es auch so kommuniziert werden, damit man sich darauf einstellen kann.“

Nachtlokale bangen um Zukunft

Die Betreiber von Nachtlokalen kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. In Kärnten sind 500 Betriebe betroffen. Eine Öffnung wurde vom Bund frühestens für Mitte August in Aussicht gestellt. Es gibt aber ein Tanzlokal in Krumpendorf, das mit allen Auflagen offen hat, hier tanzt man im „Kastl“.

Wenn man aber von einer längeren Pause ausgehe, wonach es derzeit ausschaue, müsse es für diese Betriebe ein weiteres Maßnahmenpaket geben, so Sternad. Denn sonst drohe vielen Betriebe das Aus.

Darmann: „Gleiches Recht für alle“

„Bei entsprechender Einhaltung der COVID19-Vorgaben muss es gleiches Recht für alle geben. Daher müssen die normalen Öffnungszeiten wiederhergestellt und die Sperrstunden-Schikane in der Gastronomie aufgehoben werden. Bei Einhaltung entsprechender Rahmenbedingungen muss es auch Nachtlokalen gestattet sein, verantwortungsvoll ihr Geschäft auszuüben“, sagte FPÖ-Obmann Gernot Darmann in einer Stellungnahme.

Dass dies möglich ist, beweise die „Tenne“ in Krumpendorf. Wenn es nach Kurz und Anschober gehe, dürfe man „wieder in Bordellen seine Körper aneinanderreiben, aber Tanzen und Getränkekonsum in Nachtlokalen bleibt weiter verboten“, so Darmann weiter.