Renate und Toni Ranacher schauen sich in ihrem Wohnzimmer in Sachsenburg die Filme an, die in Filmarchiv digitalisiert wurden. Die Filme zeigen das Leben und Arbeiten beim „Oberen Fresser“, einem jahrhundertealten Hof. Anfang der 1980er Jahre war noch das Pferd Haupthilfsmittel an den Hängen des Mölltales.
Amateurfilme zeigen Kärntens Geschichte
Seit einiger Zeit suchen Filmarchiv Austria, Kärntenmuseum und die Bezirksmuseen unter dem Titel „Kärnten privat“ Amateurfilme, um sie für die Zukunft zu erhalten. Die meist im 8mm-Format gedrehten Filme werden digitalisiert und den Besitzern zugeschickt. Die ersten Filme sind zurück, einer zeigt das Alm- und Bergbauernleben Anfang der 1980er Jahre im Mölltal.
„Was ist, wenn sie nicht mehr leben?“
Toni Ranacher, als junger Tischler nach München gekommen, wollte das Leben auf dem heimischen Hof dokumentieren und griff beim Kauf der Kamera tief in die Tasche: „Meine Leute waren schon alt, auch die Mutter. Und ich habe gesehen, wie die arbeiten, wer wird das machen, wenn sie nicht mehr leben? Mir war klar, das muss ich aufnehmen, und ich glaube, ich habe richtig entschieden.“
Sendungshinweis:
Kärnten heute, 1.4.2024
Wie wird aus Flachs Stoff? Auf dem heimischen Hof konnte er die Schritte dazu filmen, auch mit Ton. Beim Spinnen sang die Familie ein Kärntnerlied, auch das ist für die Nachwelt erhalten.
Technik vom Fernsehen abgeschaut
Toni Ranacher wollte seinen Film so perfekt wie möglich machen: „Da hat mir das Fernsehen auch ein bisschen geholfen. Ich habe geschaut, wie machen es die und habe es versucht, nachzumachen. Von Jahr zu Jahr ist es besser geworden.“ Seine Frau Renate durfte nur ab und zu filmen: „Wenn er etwas gemacht hat, dann habe ich die Kamera in die Hand genommen. Aber es war sehr sehr schwierig. Er hat immer gesagt langsam, nicht zu schnell, sonst wird nichts draus.“
Eine Szene zeigt wohl das letzte Mal, dass das Heu von der zwei Stunden entfernten Alm im Winter mit Schlitten zum Hof gebracht wurde. Auf den letzten Metern passierte dann ein Missgeschick, der Heuschlitten stürzte um, festgehalten vom Amateurfilmer. Toni Ranacher freut sich über die neuen Datenträger, damit die alten Filme erhalten bleiben können.
10.000 Filme bisher eingereicht
Es gab aber auch gestellte Szenen, zum Beispiel, wie die Bauernfamilie im Heu schläft. Die Szene hätte aber so stattfinden können, denn bei der Almmahd schlief nicht selten wirklich die ganze Familie im Heu auf der weit entfernten Alm, mit dem Großglocker in Sichtweite. Rund 10.000 Filme wurden bisher eingereicht, das Ziel sind 20.000, die digitalisiert und für die Nachwelt erhalten werden sollen.