Aussteiger Amrit Laue
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Stille suchen und finden im Westfriaul

Der gebürtige Däne Amrit Laue will in Zuanes in der Provinz Pordenone Ruhesuchenden das bieten, was er selbst vielerorts gesucht aber erst in seiner jetzigen Heimat wirklich gefunden hat: Stille und eine heimelige Atmosphäre. Er ist ein Aussteiger, aber kein Einsiedler.

In dem kleinen Weiler Zuanes, mitten im Grünen, fernab des Tumults der umliegenden Gemeinden, fand Amrit Laue seine Mitte. Wenn er Besuch bekommt, erzählt er gerne von seinen Abenteuern und wie es kam, dass er von seiner Heimat Dänemark aufbrach in die Welt: „Ich bin schon mit 16 Jahren losgefahren mit einem Transportfahrrad voll mit Werkzeug in Richtung Süden von Dänemark aus. Von da an bin ich ein Weltenbummler gewesen.“

Häuser im Weiler Zuanes
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Der Weiler Zuanes

Der 62-Jährige, aus dessen Augen der jugendliche Elan eines 26-Jährigen blitzt, lebte zunächst auf Ibizia, in Griechenland, Indien und auf Sizilien, bevor es ihn – gemeinsam mit seiner heutigen Partnerin – in die Abgeschiedenheit von Zuanes – zwischen Pradis und Clauzetto – zog. Der Zufall wollte es, dass die beiden einander fanden.

Von Sizilien in die Berge Friauls

Als er einmal für ein Yoga-Retreat in Treviso war, verliebe er sich, erzählt Amrit Laue: „Im Publikum war da eine schöne Frau aus dem Veneto. Wir sind noch zusammen, das ist schon 19 Jahre her. Vor dem Friaul haben wir in Rampallo und dann in Sizilien gewohnt. Einmal hat sie mich in diese Gegend her gebracht und ich sage: Wow. Das ist, wo ich die nächsten 50 Jahre verbringen werde.“

Kurzerhand zogen die beiden von Sizilien in die Berge Friauls, auch wenn sie dort niemanden wirklich kannten. Bevor sich die beiden hier wirklich „heimisch“ fühlen konnten gab es einiges zu erledigen, sagte Laue: „Wir haben von Null angefangen. Also wieder ein Abenteuer. Wir haben hier ein Hotel betreut. Jetzt haben wir ein anderes Bed and Breakfast und bauen gerade einen Seminarraum.“

Ohne Internet „Heilung vom Chaos“

Vor fünf Jahren verbrachte er im Winter fünf Monate lang in den Bergen der Umgebung, um einen Pfad für Wanderer auszukundschaften: „Das hier ist eine Stelle zum Heilen. Heilen von dem Chaos, Heilen von dem Zwang, alles tun zu müssen.“ Dazu zählt auch, dass die Besucher, bis auf einige Stellen, ohne W-Lan auskommen müssen.

Es geht zurück zu den Wurzeln: Barfuß können die Besucher auf Wanderschaft in der Umgebung gehen. Der 64 Kilometer lange „4Lander“-Trail führt unmittelbar an der Unterkunft vorbei. Er hat die Form einer Acht, also mit zwei Rundwanderwegen: „Der eine ist 33 und der andere 31 Kilometer lang. Es ist für mich hier wie in ‚Lord of the Rings’" – also wie im Film Herr der Ringe, beschreibt Laue die Gegend.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 1.2.2020

„Es gibt hier wirklich eine Energie, die in die Stille bringt. Du brauchst keinen Guru hier, die Natur ist dein Guru. Das, was so besonders hier ist, ist, dass Leute, die sich gar nicht mit Meditation beschäftigen, sagen, dass hier irgendetwas ist, eine besondere Energie. Das ist hier ganz stark spürbar. Da ist eine Stille, die dich sofort zu dir bringt.“

Seine Aufgabe sei es, die Menschen daran zu erinnern, was sie wirklich sind, sagt Laue: „Alles, was wir hier tun, ist, einen Ort zu kreieren, wo du wieder zurück zu dir finden kannst. Wenn ich sage, zurück zu dir, meine ich das, was du wirklich bist – abgesehen von deinen Gedanken, deinen Überzeugungen, allen Etiketten und Unsicherheiten und Ideen, dass du nicht gut genug bist, so wie du bist.“

Amrit Laue vor seinem Gästehaus
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Laues vor seinem Gästehaus mit Gerhad Pilgram von UNIKUM

Rückkehr zu sich selbst im Einklang mit der Natur

Im Einklang mit der Natur sollen die Besucher daran erinnert werden, worauf es wirklich im Leben ankomme, so Amrit Laue: „Da ist so eine Stille hier, so eine Kraft, du brauchst hier nur ein bisschen zu wandern und ein paar Tage hier zu verbringen und es bringt dich zurück zu dir – und wenn nicht, helfen wir dir ein bisschen.“

Voraussichtlich im Mai wird der Zubau des Hauses von Amrit Laue eröffnet. Dort können Besucher übernachten und Yoga-Retreats, Canyoning-Touren und Wanderungen entlang des „4Lander“-Pfades unternehmen und sich selbst ein bisschen wie Abenteurer fühlen – in der Wildnis im Nordwesten Friauls.