Bürgermeister Matic Tasič und Stefan Visotschnig
ORF
ORF
Chronik

EU-Beitritt Sloweniens öffnete Türen

Am 1. Mai 2021 feiert Slowenien sein 20-jähriges Bestehen als Mitglied der Europäischen Union. Dieser Beitritt hatte auch Auswirkungen auf Kärnten, insbesondere in Bezug auf die Bevölkerungs- und Beschäftigungsstruktur. Die Anzahl der in Slowenien geborenen oder slowenischen Staatsbürger in Kärnten stieg um 84 Prozent.

Im Jahr 2004 lebten in Kärnten knapp 4.300 Menschen, die in Slowenien geboren wurden oder slowenische Staatsbürger sind. Heute sind es bereits 7.900 – eine Steigerung von 84 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten mit slowenischem Pass stieg in Kärnten seit 2008 von rund 1.100 auf mittlerweile knapp 3.000. Sie machen 1,3 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten aus.

20 Jahre Slowenien in der EU

„Region wird gemeinsam gestaltet“

2007 hoben die Bürgermeister von Bleiburg und Prevalje gemeinsam den Grenzbalken bei Grablach an. Heute gibt es allerdings wieder Grenzkontrollen. Auf die Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre blicken beide Bürgermeister sehr ähnlich. „Im Grunde leben wir jetzt alle als eine Einheit und gestalten die Region rund um die Petzen gemeinsam. Es hat sich vor allem in den Köpfen viel verändert“, sagte Matic Tasic, Bürgermeister von Prevalje.

„In den letzten 20 Jahren hat sich unsere Region sehr, sehr gut entwickelt und profitiert“, sagte auch Stefan Visotschnig, Bürgermeister von Bleiburg. Es gebe aber Potenzial für mehr, wenn die EU-Mittel nicht so kompliziert erreicht werden können, führte er weiter aus.

Firmen beschäftigen Tagespendler

In vielen Südkärntner Gemeinden sind Menschen aus Slowenien zugezogen, nicht zuletzt dank günstiger Baulandmodelle – wie in Ebersdorf/Drvesa vas. Andrej Praznik etwa arbeitet seit 2007 in Österreich. Seit zehn Jahren lebt er nun mit seiner Familie in guter Nachbarschaft mit Einheimischen wie Vera Blazej die froh ist, dass jetzt auch die Kinder sprachlich profitieren können.

Maler Arbeit
ORF
Viele Firmen beschäftigen Tagespendler

Viele Betriebe, sowohl große als auch kleinere, beschäftigen Tagespendler aus Slowenien. Ismet Skejic etwa arbeitet seit 12 Jahren für eine Malerei in Bleiburg: „Hier verdiene ich besser als in Slowenien und habe trotzdem mehr Freizeit. Auch mit Blick auf die Pension später zahlt sich Arbeiten hier jedenfalls aus.“

Geopark Karawanken als Vorzeigeprojekt

Ein grenzüberschreitendes Vorzeigeprojekt ist der Geopark Karawanken, an dem neun Kärntner und fünf slowenische Gemeinden beteiligt sind. Mit dem Beitritt Sloweniens zur EU haben sich Türen geöffnet, die eine effektive Zusammenarbeit ermöglichen. „Mit dem Beitritt von Slowenien zur EU haben sich für uns natürlich Türen geöffnet, wo wir es dann wirklich auch effektiv zusammengebracht haben, dieses Gebiet in einem Haus zusammenzufassen“, sagte Gerald Hartmann. Das Geopark-Team besteht je zur Hälfte aus Kärntnern und Slowenen, was die grenzüberschreitende Zusammenarbeit unterstreicht.

Wirtschaftskammer: „Positive Entwicklung“

Am Montag war Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten, zu Gast im „Kärnten heute“-Studio. Mit Chefredakteur Bernhard Bieche sprach er über die positive wirtschaftliche Entwicklung zwischen den beiden Ländern seit dem EU-Beitritt.

Studiogespräch Wirtschaftskammer Meinrad Höfferer

Höfferer sagte auch, dass in wirtschaftlichen Beziehungen immer Luft nach oben sei. Es sei aber auch abhängig davon, wie gut man es schaffe gemeinsame Förderanträge an die EU zu stellen.