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Wirtschaft

Fachkräftemangel in Kärnten am höchsten

Eines der größten Probleme der Wirtschaft ist derzeit der Fachkräftemangel. Das wurde bei einer Expertentagung diese Woche in Graz diskutiert. Eine Befragung von Unternehmen in ganz Österreich ergab, dass die Steiermark und Kärnten am stärksten betroffen sind. Kärnten liegt an der Spitze.

In der Steiermark geben knapp 63 Prozent der Unternehmen an, stark vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. In Kärnten sind es sogar mehr als 68 Prozent. Der Mangel an Arbeitskräften betrifft alle Bereiche der Wirtschaft, wobei die Branchen Handel, Tourismus und die Gastronomie besonders stark darunter leiden.

AMS: Nachwuchs in Kärnten fehlt

Für AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig sind dafür zwei Faktoren verantwortlich: „Auf der einen Seite haben wir natürlich auch nach wie vor im Vergleich zur Steiermark eine relativ gute Nachfrage am Arbeitsmarkt. Wenn wir uns die Arbeitsmarktzahlen ansehen, dann steigt die Arbeitslosigkeit nur gering.“

Im Gegensatz zur Steiermark sei die demografische Entwicklung in Kärnten auch schlechter. Die Bevölkerung würde viel schneller altern und der Nachwuchs nach unten fehle. „Obwohl die Wirtschaft derzeit schwächelt, wird sich wegen dem Fachkräftemangel so schnell nichts ändern“, ist Wedenig überzeugt.

Die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarktes sei nicht nur eine unmittelbare Nachfrage aufgrund eines erhöhten Wirtschaftswachstums. Auch die nachgefragten Berufe betreffend herrsche eine enorme Dynamik und größere Nachfrage. „Der Ruf nach Fachkräften wird sich im nächsten Jahr nicht wesentlich ändern“, so Wedenig.

Ältere Arbeitnehmer und Frauen qualifizieren

Mit dem Problem sei Österreich nicht allein, so Wedenig. Auch Arbeitsmarktexperten in Slowenien, Kroatien, Deutschland und anderen Ländern in Europa arbeiten derzeit an Lösungskonzepten. Ein Ansatz sei etwa, ältere Arbeitnehmer und Frauen stärker zu qualifizieren und in den Arbeitsmarkt einzubinden.

Team Kärnten: Abstimmung mit Wirtschaft

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer forderte in einer Aussendung Gegenmaßnahmen zum Fachkräftemangel. Es müsse eine bessere Abstimmung des Bildungssystems mit den Ansprüchen der Wirtschaft bzw. eine verstärkte Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Unternehmen geben, so Köfer. Das Mismatch zwischen Anforderungen der Unternehmen auf der einen und Qualifikation auf der anderen Seite prägen derzeit den Arbeitsmarkt.

ÖVP: Kärnten als Lebens- und Wirtschaftsstandort

ÖVP-Klubobmann Markus Malle sagte zum Fachkräftemangel in Kärnten, er mache seit Jahren auf die Folgen der Bevölkerungsentwicklung aufmerksam. Kärnten verliere zunehmend Menschen im arbeitsfähigen Alter, schon 2030 fehlen 35.000 Arbeitskräfte. „Deshalb muss das Land mit dem neuen Standortmarketing alles daran setzen, den begehrten Arbeits- und auch Lebensstandort Kärnten als solchen auch darzustellen.“ Nur, wenn es mit der Wirtschaft gelinge, die Chancen der Koralmbahn zu nutzen, benötigte Arbeitskräfte für Kärnten zu begeistern, könne man dem drohenden Verlust der Wirtschaftsleistung und damit geringerem Wohlstand entgegenwirken, so Malle.

Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) kündigte an, man werde im Land mit einer neuen Agentur für die professionelle Fachkräfteakquise gegensteuern, um mehr Fachkräfte in jenen Branchen, in denen der Fachkräftemangel besonders stark ist, nach Kärnten zu holen. Jährlich sollen dafür drei Millionen aus dem Wirtschaftsreferat investiert werden.

FPÖ für attraktivere Zuverdienstmöglichkeiten

FPÖ-Kärnten-Chef Erwin Angerer kritisiert, die „Landesregierung hat hier leider verschlafen“. Die FPÖ Kärnten habe schon lange eine Lehrlingsoffensive mit einer Attraktivierung der Lehre durch Einführung einer Lehrabschlussprämie gefordert. Seit Jahren würden auch attraktivere Zuverdienst-Möglichkeiten in der Pension gefordert, damit auch Fachkräfte über 60 bzw. nach Pensionsantritt zu einer Weiterbeschäftigung bereit seien. Die ÖVP habe "nur die Verwaltung aufgebläht und eine neue Standortabteilung mit neuen Posten geschaffen“, so Angerer in einer Aussendung.