Angeklagte im Gerichtssaal
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EXW-Prozess: Angeklagter gesteht Betrug

Mit Spannung ist am Mittwoch die Hauptzeugin im Verfahren gegen acht Angeklagte rund um einen mutmaßlichen Millionenbetrug mit Kryptowährung erwartet worden. Die ehemalige Lebensgefährtin des Hauptangeklagten belastete ihn schwer. Daraufhin legte der Hauptangeklagte am Nachmittag ein Geständnis ab.

Schon bei der Einvernahme belastete die Ex-Freundin den Hauptangeklagten, die beiden haben ein Kind miteinander. Am Mittwoch legte die 23-Jährige nach: Sie sei die engste Vertraute des Klagenfurters und bei den Anfängen des EXW-Firmengeflechts dabei gewesen. 2019 habe es ein Treffen auf einer Klagenfurter Dachterrasse gegeben und der Hauptangeklagte hätte gesagt: „Noch ein letztes Ding, dann sind wir reich!“

Ihm und weiteren Beteiligten sei, so die Zeugin, bekannt gewesen, dass alles nur ein Fake sei und die Kundengelder irgendwann weg sein würden. Der 26-Jährige steht neben sieben weiteren Angeklagten im Verdacht, über 40.000 Investoren um 17,6 Millionen Euro betrogen zu haben. Die Schadenshöhe könnte noch weitaus höher sein. Laut Schätzungen der Ex-Freundin sollen bis zu 120 Millionen Euro an EXW geflossen sein.

Gerichtssaal
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Gerichtssaal

Luxuriöser Lebensstil mit Villa

Die junge Frau sagte den ganzen Vormittag lang aus, erzählte vom luxuriösen Lebensstil des Paares, einer zweistöckigen Wohnung in Wien und einer Villa in Thailand, von einem Koffer mit 500.000 Euro Bargeld und einem Schuhkarton voller Geldbündel. Als sie hochschwanger war, seien die beiden nach Dubai ausgewandert. Den Hauptangeklagten hätten die Polizei und Finanzmarktaufsicht zunehmend nervös gemacht. Gelebt hätten sie dort in einer teuren Villa mit hochpreisigen Autos.

Richterin Claudia Bandion Ortner
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Richterin Bandion-Ortner

Drohung gegen Ex-Freundin

Als der Hauptangeklagte aus der Firma ausgestiegen war, sei das Paar nach Österreich zurückgekehrt. Bei einem Familienurlaub auf Bali hätten sie sich dann getrennt. Nach seiner Verhaftung habe ihr der Hauptangeklagte damit gedroht, dass sie ihre Tochter nie mehr sehen werde, wenn sie gegen ihn aussage.

Angeklagter legte überraschend Geständnis ab

Der Hauptangeklagte hörte sich die Aussagen seiner ehemaligen Freundin im Gerichtssaal kopfschüttelnd an. Er ließ am Dienstag damit aufhorchen, dass er nach über einem Jahr in Untersuchungshaft um überwachten Hausarrest bat. Die Entscheidung darüber verzögere sich aber, so Richterin Claudia Bandion-Ortner. Am Nachmittag kam es schließlich zu einer überraschenden Wende im Prozess. Der Hauptangeklagte gestand den Betrug und legte ein Geständnis ab, zumindest teilweise. So sei der Betrug zwar nicht von Anfang an geplant gewesen, hätte sich aber ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr verhindern lassen.

Prozess Kryptowährung Geständnis

„Irgendwann muss alles zu einem Ende kommen“, leitete der Klagenfurter, der sich bisher nicht schuldig bekannt hatte, seine Aussage vor Richterin Bandion-Ortner nach der Einvernahme seiner Ex-Lebensgefährtin ein. „Die EXW, die Idee und die Umsetzung waren nicht als Betrug geplant“, so der Hauptangeklagte. Es sei ihm aber irgendwann bewusst geworden, dass „das so nicht funktionieren kann und es in einem Betrug enden wird“. Das sei Anfang 2020 gewesen.

Prozess soll in zwei Wochen fortgesetzt werden

Der Hauptangeklagte entlastete in seiner Aussage die anderen Angeklagten und sagte aus, dass nur er und die drei anderen EXW-Founder Mitwisser waren. Einer dieser Männer ist bereits in Brasilien festgenommen worden, ein zweiter hatte sich vergangene Woche der Justiz gestellt und der Dritte befindet sich noch auf der Flucht.

Seiner Ex-Lebensgefährtin warf er vor, sie hätte weniger Einblick gehabt, als sie vorgab. Ihr sei das Luxusleben wichtig gewesen und sie hätte „gelogen und betrogen wo es nur gegangen ist um noch mehr Geld aus der Beziehung herauszuholen“. In zwei Wochen soll der Prozess mit der ergänzenden Einvernahme des Hauptangeklagten fortgesetzt werden. Der EXW-Prozess läuft seit Ende September.