Glan führt bereits einen hohen Pegel
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Wetter

Vorbereitungen auf große Regenmengen

Angesichts der Wettervorhersage mit großen Regenmengen hat am Donnerstag der Landeskrisenstab getagt. Seit Donnerstagfrüh wird der mobile Hochwasserschutz bei Poppichl (Gemeinde Maria Saal) aufgebaut. In Friaul haben die Schulen geschlossen, Slowenien wurde von Kärnten wegen der Drau-Abflussmenge vorgewarnt.

Basierend auf den Prognosen der GeoSphere Austria, die im Westen starken Niederschlag und im Osten eine Kombination aus Regen und Sturm erwartet, wurden weitere Präventionsmaßnahmen gesetzt. Landeshauptmann Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) sagten in einer Aussendung am Donnerstag, man sei in ständigem Austausch mit allen relevanten Expertinnen und Experten. Zusammenarbeit und Informationskette funktionieren bestens, man sei gut gerüstet.

Wasser Draukraftwerk Edling
ORF/Peter Matha
Der Pegel der Stauseen wurde bereits abgesenkt, um Platz für die erwarteten Regenmassen zu schaffen

Stauseen bereits abgesenkt

Markus Hudobnik, der Katastrophenschutzbeauftragte des Landes, sagte, aktueller Stand sei, dass man im Westen starke Niederschläge erwarte. Im Osten Kärntens rechne man mit Sturm bis zu 100 km/h. Hotspots seien die größeren Flüsse im Bereich Villach und Lavamünd. Vom letzten Tief kenne man die Schadstellen, diese seien begutachtet worden, konkret Poppichl und die Treimischer Teiche in Klagenfurt. Vorsorgemaßnahmen seien getroffen worden. In Klagenfurt werde der Grundwasserspiegel wieder steigen.

Um die vorhergesagten Wassermassen abzufangen, wurde vom Verbund schon zu Beginn der Woche damit begonnen, die großen Drau-Stauseen abzulassen. Der Pegel in Rosegg und Feistritz im Rosental wurde um 2,5 Meter, der im Völkermarkter Stausee um 1,5 Meter gesenkt.

In Poppichl wird ein Schutzwall angelegt
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In Poppichl wurde am Donnerstag ein Schutzwall angelegt

Starker Regen während der Nacht

Das Tiefdrucksystem „Emir“ bringt Donnerstagnachmittag von Südwesten her erste stärkere Regenfälle. Im Laufe der Nacht wird laut Andreas Mansberger von GeoSphere Austria der Niederschlag intensiver. Dabei sollte es die ganze Nacht durchregnen. Erwartet werden im Oberen Drautal, im Gailtal und im Bereich der Karawanken 95 bis 110 mm, in den Hohen Tauern und in Mittelkärnten 80 mm und im oberen Gurktal und in Unterkärnten 50 bis 60 mm. In Kammlagen können durchaus noch höhere Niederschlagsmengen auftreten.

Die Schneefallgrenze fällt in den Hohen Tauern rascher ab, nicht jedoch in den Karnischen Alpen und Karawanken. Der Schwerpunkt liegt im Oberen Gailtal. Für das Klagenfurter Becken und das Lavanttal sind sich die Prognosemodelle noch uneinig, Schauerzellen könnten durchaus auch hier größere Niederschlagsmengen bringen. Hinzu kommt Sturm – auf den Bergen schon am Nachmittag – der mit Windspitzen von rund 100 km/h vor allem im Bereich der Karawanken auch in den Tallagen durchfegen wird. Beruhigung ist Freitag am späteren Nachmittag zu erwarten. Das nächste Tief erreicht Kärnten schon von Samstag auf Sonntag. Die Regenfälle sollten aber wesentlich geringer ausfallen.

Soldaten des Bundesheeres bauen mit Sandsäcken Schutzwälle auf
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Auch das Bundesheer ist zum Schutz der Bevölkerung wieder im Einsatz

Schutzmaßnahmen „sollten ausreichen“

Verbreitet wird ein zehnjährliches Hochwasser in den Flüssen erwartet. An der Gail kann es teilweise sogar bis zu einem 30-jährlichen Hochwasser kommen. Die Hochwasservorkehrungen seien aber sehr gut, sagte Johannes Moser vom Hydrographischen Dienst des Landes.

„Es gibt ja auch sehr hohe Schutzgrade entlang der Siedlungen und entlang der Flüsse. Also wir denken, dass im oberen Bereich der Gail die Retentionsräume natürlich bei einem 30-jährlichen Hochwasser anspringen, dass die geflutet werden. Dass auch der Pressegger See bei einer zehnjährlichen Ereignisgröße geflutet wird. Aber wir denken, dass an und für sich die Schutzmaßnahmen ausreichen, die ja auf HQ100-Schutz ausgelegt sind.“

Live Gast Andreas Mansberger von Geosphere Austria

Aktuelle Analyse bei Kärnten Heute

In einer Analyse live im Kärnten Heute Studio sagte Wetterexperte Andreas Mansberger von Geosphere Austria, mit der Südwestlage komme Feuchtigkeit aus Oberitalien und bringe in den Karnischen Alpen Regenmengen bis zu 150 Liter pro Quadratmeter: „Das ist extrem viel.“ Laut Hydrologen des Landes sei nicht so ein enormes Hochwasser wie im Gailtal vor fünf Jahren zu erwarten. Damals brach auch ein Damm.

Der Sturm sei das nächste Problem, sagte Mansberger: „Über den Bergen, da fegt regelrecht der Sturm. Dort sind Orkanböden möglich mit 120, ja stellenweise wahrscheinlich sogar 150 Kilometer pro Stunde. In den Tälern wird der Föhn aber nicht so stark durchgreifen, verbreitet erwarten wir so 30 bis 60 Kilometer pro Stunde. Aber eben im Nahbereich der Karawanken, da können auch Föhnsturmböen runterkommen mit etwa 100 Kilometer pro Stunde, die aber nur punktuell.“

Höherer Grundwasserspiegel könnte Probleme machen

In Lavamünd, wo es zuletzt die großen Überschwemmungen gab, wurde der Hochwasserschutz stark ausgebaut. Dort sollte nichts passieren, sagte Moser: „Wir schätzen, dass in Lavamünd 1.700 m3 pro Sekunde – plus minus 250 m3 pro Sekunde – auftreten können, und der Schutz ist doch auf einen HQ100-Schutz ausgelegt. Wir schätzen diese 1.700 m3 pro Sekunde auf eine zehnjährliche Ereignisgröße in etwa, und da sollte der Schutz auch dementsprechend ausreichend sein.“

Größere Probleme könne es im Bereich der Glan bei Poppichl (Gemeinde Maria Saal) und an der Drau in Rosegg geben: „Da gibt es noch Punkte, wo eben der Schutz nicht ausreichend vorhanden ist, aber da werden mobile Vorkehrungen getroffen seitens der Schutzwasserwirtschaft.“ Probleme könnten auch die Grundwasser- und Seewasserstände im Zentralraum machen, sagte Moser. Für den Wörthersee werde eine fünf- bis zehnjährliche Ereignisgröße erwartet, das könne wieder zur Überschwemmung von Kellern führen.

Slowenien wurde gewarnt

Bei der berechneten Abflussmengen an der Drau sei mit keinen gröberen Überflutungen in Kärnten zu rechnen. „Wir haben jetzt aber alle relevanten Stellen in Slowenien gewarnt, um auch unsere Nachbarn auf die Gefahr aufmerksam zu machen“, sagten Kaiser und Fellner. Kontakt wurde einerseits über das Polizeikooperationszentrum, die Leitstelle in Ljubljana, über den Hydrologischen Dienst Sloweniens und den slowenischen Zivilschutzverband, andererseits auch über einen persönlichen Kontakt zum Bürgermeister von Dravograd aufgenommen.

Keine Schule und Veranstaltungen in Friaul

Friaul-Julisch Venetien gab Schülerinnen und Schülern wegen Starkregens am Donnerstag und Freitag frei. Die Maßnahme betreffe die Provinzen Udine, Pordenone und Görz, teilten die Behörden mit. Auch städtische Parks blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr werde unterbrochen, und alle Sportveranstaltungen würden ab 12.00 Uhr ausgesetzt, teilte der Präsident Friauls, Massimiliano Fedriga, mit. Erwartet werden erhebliche Niederschläge in jenen Gebieten, die bereits in letzter Zeit von starken Regenfällen betroffen waren.

Italien sperrt Zugsverbindungen

Der Bahnverkehr in Italien wird wegen der erwarteten Unwetter im Kanaltal bis Freitagmitternacht eingestellt. Züge in Richtung Udine fahren nur bis Villach. In der Nacht auf Freitag entfallen die Nachtzüge von München nach Rom und von Stuttgart nach Venedig. Der Nachtzug von Wien nach La Spezia fährt ebenfalls nur bis Villach. Die Brenner-Bahnstrecke ist derzeit nicht betroffen.