Die große Zahl voll beladener Lkws und auch die riesigen Lagerplätze für Schadholz zeigen, dass vor allem das Mölltal seit Jahren mit dem Borkenkäfer zu kämpfen hat. Doch auch das Drautal ist mittlerweile massiv betroffen. Bernhard Pfandl-Albel von den Bundesforsten spricht von einem Extremjahr, nicht nur aufgrund der Hanglagen und Bergregionen, aus denen nach wie vor Borkenkäferholz ins Tal gebracht wird, sondern auch aufgrund der Mengen.
Borkenkäfer nicht zu besiegen
Heuer habe sich der Borkenkäfer aufgrund der Witterung noch einmal deutlich schneller ausgebreitet als im Vorjahr und so mussten auch mehrere Zwischenlager im Mölltal errichtet werden.
Dreimal soviel Holzabfuhr wie normal
Die Holzabfuhrmengen sind mit 30.000 Festmetern um das Dreifache höher als in einem normalen Jahr, sagte Pfandl-Albel: „Wir haben große Flächen hier im Mölltal, die vom Borkenkäfer stark befallen sind. Da hat es absolute Priorität, das befallene Holz so rasch wie möglich aus dem Wald zu entfernen. Es gibt aber auch Flächen, wo der Borkenkäfer bereits ausgeflogen ist, wo die Baumrinde abgefallen und der Borkenkäfer schon weg ist. Das sind Teilflächen, einzelne Flächen, die wir bewusst stehen lassen, wo wir gesagt haben, das macht keinen Sinn mehr, hier das Holz umzuschneiden. Denn man schafft hier noch weitere, größere Kahlflächen“, so Pfandl-Albel.
Dieses Holz bleibe ganz bewusst als stehendes oder liegendes Totholz dem Wald erhalten und habe auch noch eine ökologische Funktion. Man müsse immer abwägen ob das befallene Holz noch bruttauglich für den Borkenkäfer sei, ob davon noch eine Gefahr ausgehe. Sei der Käfer noch in der Rinde, müsse das Holz entfernt werden, so Pfandl-Albel.
Bürgermeister: Nicht mehr zu schaffen
Für viele Nachbarschaften des Oberen Mölltals und auch für die Bürgermeister von Winklern und Großkirchheim habe es keinen Sinn mehr, Borkenkäferholz aufzuarbeiten, auch wenn es Bescheide der Behörde gebe, die diese Aufarbeitung vorschreiben würden. Peter Suntinger (GFG), der Bürgermeister von Großkirchheim, sagte, die Behörde schreibe vor, das Schadholz sofort aus den Wäldern zu bringen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch sage aber, es müsse zumutbar sein: „Es ist nicht zumutbar, dass man zur Bank geht und Geld holt, um das Holz aus dem Wald zu bringen. Daher wird auch ein Umdenken stattfinden müssen.“
Johann Thaler, der Bürgermeister von Winklern (SPÖ), sagte, die Arbeiten werden immer extremer. Die leichter zugänglichen Gebiete habe man schon aufgeräumt. Aber in den steilen, schwer zugänglichen Gebieten sei die Arbeit teurer, der Transport sei auch teurer. Der Grundbesitzer kriege nur das, was übrigbleibt und es bleibe kaum etwas übrig.
Zurückhaltung bei Bescheiden
Eine der Lehren: Der Borkenkäfer lasse sich so gut wie nicht aufhalten, so Christian Matitz von der Forstabteilung des Landes Kärnten: „In Nieder- und Oberösterreich war die Borkenkäfersituation auch ähnlich mit Massenausbreitung, es wurden tausende Bescheide erlassen. Man ist draufgekommen, dass das nicht mehr exekutierbar ist.“
Bei einer Massenvermehrung, so wie jetzt im Oberkärntner Raum, habe man mit diesen rechtlichen Instrumenten das Nachsehen, so Matitz. Man müsste auch in Kärnten hunderte oder tausende Bescheide erlassen. „Und das würden wir gar nicht schaffen mit dem Personal, das wir haben.“ Deswegen gehe man mit Bescheiden nur mehr in dringendsten Fällen vor. Das seien Frischbefall und kleinere Befallsherde im Randbereich dieser Massenvermehrung, so Matitz.
Leimbinder aus Schadholz
Die großen Gewinner der Krise seien die Sägewerke. Aber auch teure Leimbinder werden aus dem niedrig klassifizierten Borkenkäferholz gemacht. Borkenkäferbäume würden jedenfalls noch in den kommenden zehn Jahren Schutz vor möglichen Lawinen oder Muren bieten, auch Querschlägerungen bieten Sicherheit. Bis eine Aufforstung greift, würden mindestens 20 bis 30 Jahre vergehen.