Schäden im Wald bei Dobrowa
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Chronik

Unwetter: Hoher Schaden für Waldbauern

Die schweren Unwetter im Juli im Bezirk Völkermarkt bedeuten große Probleme für die Waldbauern. 300.000 Festmeter Schadholz fielen an, in ganz Kärnten sind es 450.000 Festmeter. Das Holz muss nun schnell aus dem Wald, sonst droht Borkenkäferbefall. Der finanzielle Schaden für die Waldbauern wird auf rund zehn Millionen Euro geschätzt.

In der Dobrowa im Jauntal, südlich von Völkermarkt, hat das Unwetter vom 17. Juli ein Chaos im Wald hinterlassen. Die Stämme liegen kreuz und quer, sind gebrochen oder stehen unter Spannung. Die Aufarbeitung ist gefährlich. Ein Waldeigentümer hat meistens mehrere Parzellen, die aber örtlich getrennt sind. Weil Grenzsteine kaum noch auffindbar sind, ist eine Orientierung nur schwer möglich. Es ist mühsam, die Waldeigentümer auszuforschen, damit sie vorab über den Schaden in ihrem Wald informiert werden können.

Sturmschäden Völkermarkt

Grenzen der Parzellen wieder festlegen

Der Förster Stefan Liegl sagte, die ganze Landschaft sehe komplett anders aus, als zuvor: „Und wir sind herunten sehr kleinstrukturiert. Wir haben sehr viele Kleinbauern und in erster Linie wird es da auch eine große Aufgabe unsererseits sein, die Bauern zu unterstützen, dass sie wieder ihre Waldparzellen draußen finden und gemeinsam mit den Grundnachbauern die Grenzen wieder festlegen können.“

170 Waldbauern sind im Bereich der Dobrowa von den Sturmschäden betroffen. Ähnlich ist die Situation im wenige Kilometer entfernten Duel in der Gemeinde St. Kanzian. Der gesamte Waldbestand sei durch den Wind niedergewalzt worden, erzählt die Betroffene Andrea Besser: „Wir besitzen im Moment gar keinen Wald mehr. Wir müssen jetzt schauen, dass wir das Ganze wieder aufarbeiten und anfangen, den ganzen Wald wieder herzurichten.“

Baumaschine
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„Jeder schaut auf den anderen“

Viele Waldbauern schlossen sich nun zusammen, damit die Aufarbeitung rascher gelingt. Jeder schaut auf den anderen, sagt die betroffene Irene Peteln-Jesch: „Es hat sich keiner alleine gelassen gefühlt und man versucht einfach zusammenzustehen in dieser Zeit.“

Forstschäden aus der Vogelperspektive
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Hoher Schaden in den Wäldern

Zeit arbeitet gegen die Betroffenen

Die Zeit arbeitet gegen die Betroffenen. Die Windwürfe sind ein willkommenes Fressen für den Borkenkäfer, der droht zur Plage zu werden. Das Holz aus dem Wald zu bekommen, ist aber derzeit schwierig, sagt Bezirksforstinspektor Franz Pikl: „Einerseits gibt es diese berühmten Ferragoste in Italien, die immer im August stattfinden und da sperrt meistens die Sägeindustrie auch in Kärnten zu und andererseits schwächelt auch die Papier- und die Zellstoffindustrie stark, sodass derzeit eigentlich kein Bedarf oder keine Nachfrage besteht.“

„Das zweite Problem ist, dass ungefähr 50 Prozent des Schadholzes auf Kiefer entfällt und die Kiefer binnen 14 Tagen verblaut“, sagte Pikl. Mit dem Verblauen ist ein Pilzbefall gemeint, der das Holz zusätzlich entwertet. Die 300.000 Festmeter Schadholz im Bezirk Völkermarkt seien 10.000 Lkw-Fuhren plus Anhänger. Das würde aufgefädelt eine Länge von 200 Kilometern bedeuten, sagte Pikl.

Pilzbefall durch Bläue
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Durch Pilzbefall „verblaut“ das Holz

Entschädigungsmöglichkeit über Kärntner Nothilfswerk

Finanzielle Unterstützung von öffentlicher Hand gibt es nur begrenzt, sagt Landesforstdirektor Christian Matitz: „Da gibt es die Entschädigungsmöglichkeit beim Kärntner Nothilfswerk über den Katastrophenfonds. Das soll jeder gleich einmal machen und den Antrag stellen bei der Gemeinde. Da werden circa 30 Prozent des forstlichen Schadens ersetzt. Dann gibt es die Förderpakete, die wir haben, die ländliche Entwicklung, wo es verschiedene Fördermaßnahmen gibt und den Waldfonds.“ Darüber hinaus sind weitere Unterstützungspakete etwa für Zwischenlagerplätze für Schadholz angedacht, aber noch nicht fixiert.

Obmann der Holzindustrie über Schadholz

Herbert Jöbstl, Obmann der österreichischen Holzindustrie  und Geschäftsführer des Holzverarbeiters Stora Enso in Bad St. Leonhard spricht über das im Bezirk Völkermarkt in Unmengen angefallene Schadholz.

Herbert Jöbstl, Obmann der österreichischen Holzindustrie und Geschäftsführer des Holzverarbeiters Stora Enso in Bad St. Leonhard war zu Gast im Kärnten-heute-Studio. Er sagte, es gehe um eine richtige Bestandsaufnahme, welche Holzarten betroffen seien. Danach müssen Lagerplätze aktiviert werden. Die Lagerplätze in den Bergen haben aber die Kapazität nicht, es gebe aber Nasslager. Hier könne auch die Behörde helfen, diese Nassleger schnell zu genehmigen. Ein wesentlicher Punkt sei auch, das Holz teilweise überregional zu verteilen. Hier sei man bereits im Gespräch mit der Rail Cargo Group. Es gehe darum, welche Bahnhöfe man reaktivieren könne, damit auch mehr Holz außerhalb von Kärnten verbraucht werde.

„Wir produzieren heuer so wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr, das heißt, die Nachfrage für Bauprodukte ist eingebrochen. Wir wissen, dass in den meisten europäischen Ländern, in vielen europäischen Ländern Hausbaubeginne um 30, 40 Prozent reduziert waren.“ Im Vergleichszeitraum letztes Jahr in Österreich war es auch mehr als ein Drittel. Holz sei ein tolles Baumaterial, aber im Moment auch nicht richtig nachgefragt, so Jöbstl.